Netphen. Der Ortsbürgermeister von Netphen, Wolfgang Decker, begründet seinen Wechsel von CDU zur UWG mit „nicht tragbaren Entscheidungen“ im Ortsverband.
Wolfgang Decker wechselt von der CDU zur UWG. Bereits bei der Ratssitzung am Donnerstag nach Ostern wird er in der Georg-Heimann-Halle nicht mehr an der Site von Fraktionschefin Alexandra Wunderlich Platz nehmen. Der Netphener Ortsbürgermeister und CDU-Fraktionsvize begründet dies mit „einigen nicht tragbaren Veränderungen und Entscheidungen, die in den letzten Wochen und Monaten im Ortsverband der CDU getroffen worden sind“. „Das ganze Verhältnis zwischen Ortsverband und Fraktion passt nicht“, sagte Decker dieser Zeitung auf Nachfrage.
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Der Steuerberater Wolfgang Decker ist 2009 auf die kommunalpolitische Bühne getreten: als Einzelbewerber um das Amt des Bürgermeisters. Damals gewann Paul Wagener die Wahl. Decker schloss sich der CDU an, dem Rat gehört er seit 2014 an. Die „Blockadepolitik“ seiner Fraktion sei einer der Gründe für seinen Schritt, sagte Decker.
Kämpfer für Erhalt der Eishalle in Netphen
Sichtbar geworden war der Widerspruch in den letzten Jahren immer wieder in der Auseinandersetzung um den Sportpark: Decker, als langjähriger Vorsitzender des SV Netphen dem Sport sowieso verbunden, warb stets für den Erhalt der Eishalle – im Gegensatz zu kritischeren Stimmen der eigenen Fraktion sowie von Grünen und FDP, die sich – nicht nur in dieser Frage – in Opposition zu Bürgermeister Paul Wagener sehen.
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Die andere Meinungsverschiedenheit betraf die Verwaltungsführung: Da war Decker immer auf einer Linie mit dem Bürgermeister, die Position des Beigeordneten nicht wieder zu besetzen – die CDU hat dazu auch in diesem Jahr wieder einen neuen Anlauf unternommen und wollte dazu die Pensionierung von Baudezernent Erwin Rahrbach nutzen, der aus demselben Grund aus der CDU ausgetreten war.
Entwicklungen im letzten Jahr dürften den Ausschlag für Deckers Bruch mit der CDU-Fraktion gegeben haben: Kein Geheimnis ist, dass Decker einen anderen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl bevorzugt hätte als den neu gewählten Stadtverbandsvorsitzenden Sebastian Zimmermann. Und nicht verborgen geblieben ist auch das Gerangel um die Nominierungen für den nächsten Rat.
Unterstützung für Netphener Bürgermeister Paul Wagener
Eher irritiert hatten Verwaltung und andere Fraktionen auf den aufwändig erarbeiteten – und dann vom Wahlausschuss abgelehnten – Vorschlag der CDU reagiert, die Wahlbezirke neu aufzuteilen. Die CDU hatte unter anderem beantragt, nur noch drei statt bisher vier Bezirke in Netphen zu bilden und dafür Teile der bisherigen Netphener Bezirke mit Brauersdorf und mit Eschenbach, Afholderbach und Sohlbach zu verbinden. Das hätte zumindest einen Teil des CDU-internen Problems gelöst: Im Kernort werden sechs Bewerber für die bisher vier Bezirke gehandelt – auch Bürgermeisterkandidat Sebastian Zimmermann strebt ein Mandat an. Decker: „Ich sollte da rausgekegelt werden.“
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„Man muss einmal eine Entscheidung treffen“, sagte Wolfgang Decker im Gespräch mit dieser Zeitung. Mit der UWG sehe er die größte Übereinstimmung zu den eigenen Positionen: „In der Konsequenz heißt das, dass ich Paul Wagener unterstütze.“
Mit dem Wechsel von Decker hat die CDU nur noch 13 statt bisher 14 Mandate im 35-köpfigen Rat, die UWG legt damit auf sechs Sitze zu. Dort dürfte die Verstärkung willkommen sein: Die Unabhängigen müssen sich darauf einrichten, dass ihr Fraktionschef Helmut Buttler nach 50 Jahren in der Kommunalpolitik für den neuen Rat nicht kandidiert.
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