Freudenberg. In Freudenberg muss das Friedenshort-Team wegen der Corona-Pandemie die Arbeit in vielen Bereichen kurzfristig umstellen

Aufgrund der Corona-Pandemie steht die Jugendhilfe in Freudenberg vor enormen Herausforderungen. Betreuung über Distanz, Außeneinsätze mit unklarem Infektionsrisiko, sogar Schwierigkeiten beim Einkaufen, so hat sich der Alltag in der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort wegen des Coronavirus verändert.

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Diese seien „deshalb so groß, weil wir niemanden im Stich lassen wollen, der uns anvertraut ist, und zugleich in einer Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitenden stehen“, wird Götz-Tilman Hadem, kaufmännischer Vorstand des Werks, in einer Mitteilung zitiert. Das größte Arbeitsfeld des Friedenshorts ist die Jugendhilfe mit bundesweit rund 900 Beschäftigten. In Siegen-Wittgenstein und dem Kreis Altenkirchen gibt es zusammen rund 300 Beschäftigte an etwa 40 Standorten.

Tagesgruppen

Die Tagesgruppen in der Region mussten wegen Corona bis auf Weiteres schließen, hier wurden Kinder und Jugendliche nach der Schule bis zum frühen Abend sozialpädagogisch betreut. „Hilfestellung für die beteiligten Familien geht jetzt nur noch per Telefon oder Video-Chat“, heißt es weiter. Gleiches gelte für die ambulanten Familienhilfen. „Die Problemkonstellationen in den Familien bleiben natürlich trotzdem bestehen, das Konfliktpotenzial ist eher größer geworden“, sagt Bereichsleiter Torsten Stephany.

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Die Kinder seien wegen der Schulschließungen nun rund um die Uhr zuhause, die Unterstützung könne nur eingeschränkt erfolgen und die Unsicherheit und Sorge rund um Corona kommt in den Familien dazu. „Die Situation ist für die Kolleginnen und Kollegen sehr belastend, weil sie nicht den Umfang an Hilfe aus der Ferne bieten können, der eigentlich nötig wäre“, sagt Torsten Stephany. „Aber sie lassen den Kontakt nicht abreißen. Im Bereich des Kinderschutzes sind nach wie vor persönliche Kontakte und Überprüfungen möglich.“

Wohngruppen

„Anders gelagert sind die Herausforderungen in der stationären Jugendhilfe“, schreibt der Friedenshort. In den Wohngruppen leben bis zu neun Kinder und Jugendliche unter einem Dach, rund um die Uhr sind pädagogische Fachkräfte für sie da. „Es war recht schwierig, den jungen Menschen die notwendigen Kontaktreduzierungen begreiflich zu machen“, berichtet Bereichsleiterin Andrea Krumm-Tzoulas. Besuchskontakte sind nahezu vollständig eingeschränkt.

In neun Bundesländern

Zur Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort mit Hauptsitz in Freudenberg gehören zwei diakonisch gemeinnützige Tochtergesellschaften: die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH – Heimat für Heimatlose und die Tiele-Winckler-Haus GmbH.

Insgesamt arbeiten dort 1350 Menschen. „In neun Bundesländern stehen sie zwischen Berlin und Heilbronn im Dienst für Menschen, die Hilfe benötigen und erwarten“, heißt es in einer Mitteilung: „Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen, pflegebedürftige Senioren.“

Eine Wochenend-Heimkehr in die Herkunftsfamilie, „eigentlich gängiges Element der stufenweisen Erprobung familiären Zusammenlebens und der Kontaktpflege“, wie es weiter heißt, muss derzeit unterbleiben. Die Mitarbeitenden ließen sich einiges einfallen, um den Tagesablauf kreativ zu gestalten. Aktivitäten im Freien seien beliebt, zumal es für die Begleitung Minderjähriger eine Ausnahme von der momentanen Zwei-Personen-Regel gibt. Einen Corona-Infektionsfal l gibt es in den hiesigen Wohngruppen übrigens derzeit nicht.

Einkauf

„Beim Einkaufen gab es schon mehrfach Probleme, weil die Geschäfte unseren Mitarbeitenden nicht die für eine Wohngruppe nötigen Mengen aushändigen wollten“, sagt Andrea Krumm-Tzoulas. Der Friedenshort hat daher für alle eine Bescheinigung erstellt, aus der die Zugehörigkeit zu einer Wohngruppe und die Personenzahl hervorgehen: „Wir hoffen, es hilft!“

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Ad-hoc-Einsätze

Sorge machen dem Team die kurzfristig erforderlichen Außeneinsätze. „Wenn wir im Rahmen unserer mit den Jugendämtern vereinbarten Rufbereitschaften zum Beispiel nachts in Familien gerufen werden, wissen wir nicht, was uns erwartet, zum Beispiel, ob dort Menschen mit Infektionsverdacht leben“, erläutert Andrea Krumm-Tzoulas. Trotz der „intensivsten Anstrengungen war es bisher nicht möglich, Schutzkleidung zu bekommen“, so der Friedenshort.

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