Hier berichten Lehrer aus Hilchenbach, Netphen und Siegen,, wie Schule ohne Schule funktioniert.

Es läuft, sagen die Lehrer, die vor zwei Wochen ihre Schulen dicht machen mussten.

Eckhard Göbel, Gymnasium Netphen

Das war schon ein „Starten im Vollnebel“, räumt Eckhard Göbel, Leiter des Gymnasiums Netphen, ein. Er habe zum „fröhlichen Experimentieren“ aufgerufen, „und das tun einige auch“. Das Ergebnis hat er sich schriftlich geben lassen: Zwei Drittel der Eltern der Fünft- und Sechstklässler haben direkt am ersten Wochenende einen Fragebogen ausgefüllt: Dauer, Anforderungsniveau und Inhalt der Aufgaben passen, das selbstständige Lernen funktioniert, inklusive der Zeiteinteilung, sagen die meisten. Göbel: „Ich bin glücklich, das scheint sich eingespielt zu haben.“ Wobei der Netphener Schulleiter keinen Hehl daraus macht, dass er es gern wieder anders hätte: „Es ist die Begegnung, die Schule ausmacht. Mit fehlt es, morgens da hin zu fahren.“

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Dr. Jochen Dietrich, Gymnasium Stift Keppel

„Die Eltern sind auch froh, dass die Kinder etwas zu tun haben“, sagt Dr. Jochen Dietrich, Leiter des Gymnasiums Stift Keppel. Sein Kunst-Grundkurs in der EF ist in der praktischen Phase. Die Zwischenkorrektur – zwei Bilder der Fotoserie von jedem Schüler – läuft nun halt über Windows 365. Virtuelles Zusammenarbeiten kennt man in Keppel schon aus der Zeit vor der Corona-Pandemie.

Jörg Danger, Gymnasium Stift Keppel

Die 8 übt Gleichungen mit mehreren Unbekannten, die 9 Potenzen, der Sowi-Kurs in der Q 1 befasst sich mit der EU. Jörg Danger hat gerade einen Satz mit Schüleraufgaben korrigiert und kommentiert, „etwas ausführlicher als bei Klassenarbeiten“. Die Rückmeldung, weiß der Lehrer am Gymnasium Stift Keppel, ist wichtig. Arbeitsökonomie aber auch. „Das nächste Mal mache ich das wahrscheinlich als Sprachnachricht.“ In der schulfreien Zeit wird vor allem vertieft und wiederholt. „Mit neuem Stoff muss man vorsichtig sein“, sagt Jörg Danger, „wir kennen die aktuelle häusliche Situation der Schüler nicht.“ Und dann die beunruhigende Pandemie: „Das geht ja auch an den Jugendlichen nicht spurlos vorbei.“

Nils Wessel, Gymnasium Stift Keppel

Der Lehrer für Physik, Mathe und Informatik greift in den gut gefüllten digitalen Werkzeugkasten: „Ich drehe gerade selbst ein paar Videos.“ Der Physik-Grundkurs in der Q 1 in Stift Keppel lernt auf diese Weise, was es mit der Braunschen Röhre auf sich hat. Die Aufgaben gibt es mal ganz klassisch aus dem Buch, mal als Multiple-Choice-Test zum Ankreuzen. Nicht zum Benoten, sondern zum Selbsteinschätzen. „Ich kann die Lösungen nicht sehen.“ Aber sprechen sollen die Schüler mit ihrem Lehrer: „Vormittags sitze ich sowieso am Rechner, nachmittags verabredet man sich per Mail.“ Für das Gespräch selbst kann ein Chat gewählt werden, „wir machen aber auch sehr viel über Skype.“ Eigentlich, überlegt Nils Wessel, ist das virtuelle Klassenzimmer schon da: „Technisch ist das überhaupt kein Problem. Nur das Internet ist hier noch zu langsam.“ Und klar, ganz ohne Menschen direkt um sich, ist das dann doch nicht dasselbe.

Christoph Henrichs, Achenbacher Hauptschule, Siegen

An der Hauptschule Achenbach in Siegen stehen die Aufgaben auf der Homepage. „Die frühe Beschäftigung und auch der tägliche Umgang mit dem Thema Digitalisierung hat uns sehr geholfen“, sagt Schulleiter Christoph Henrichs. „Wir haben zwei Tage gebraucht, uns zu organisieren und ein System zu finden, mit dem sich der Unterricht digital organisieren lässt.“ Schüler und Lehrer sind digital in Verbindung, auch die Lehrer untereinander, für ihre Konferenzen. „Und auch jetzt wird die Schule von Kollegen weiter verkabelt“, berichtet Henrichs, , um nach der Krise besser für die Digitalisierung gerüstet zu sein.“

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