Siegen. Wirtschaftliche Interessen durch Fahrkartenverkäufe müssten in der Corona-Krise hinter Gesundheitsschutz für Busfahrer zurückstehen, so die AfA.
Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) Siegen-Wittgenstein appelliert an die Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VWS), in der aktuellen Coronakrise weitergehende Maßahmen zum Schutz der Gesundheit der Busfahrer zu ergreifen. Es reiche nicht aus, vorne die Türen geschlossen zu halten, wirtschaftliche Interessen müssten angesichts der Pandemie zurückstehen, so die SPD-Gruppierung in einem offenen Brief an VWS-Inhaber Klaus Dieter Wern.
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Der Siegener AfA bezieht sich auf ein Schreiben an die Auftragnehmer der VWS, wonach diese weiter den Barverkauf von Fahrscheinen aufrecht erhalten sollen. Andere ÖPNV-Unternehmen wie die Bahn-Tochter Westfalenbus, die ebenfalls im Auftrag der VWS fuhr, hatten das eingestellt und waren daraufhin ersetzt worden. „Natürlich würden Sie unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsschutzes dies ebenfalls für sinnvoll halten, aber aus wirtschaftlichen Gründen müssten die gesundheitlichen Gefahren für die Fahrer aber außer acht gelassen werden“, schreibt AfA-Vorsitzender Peter Müller.
SPD-AfA Siegen: Fahrkartenkontrollen in VWS-Bussen auch jenseits von Corona
Allein die Aussage von Betriebsleiter Gerhard Bettermann,„vorne die Türen geschlossen halten, damit sind die Probleme in Zeiten des Coronavirus nicht gelöst“, sei ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter und der Bevölkerung, heißt es weiter. Alle müssten dazu beitragen die weitere Verbreitung des Virus zu stoppen, „seien Sie dochfroh darüber das Ihre Busse und die ihrer Auftragnehmer überhaupt noch fahren dürfen.“ Ein viel größerer wirtschaftlicher Schaden wäre es, wenn der Fahrbetrieb eingestellt würde.
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Die AfA fordert in diesem Zusammenhang, grundsätzlich und außerhalb der Coronakrise Fahrkartenkontrolleure zu beschäftigen, anstatt nur per Aushang auf die 60 Euro Bußgeld für Schwarzfahren hinzuweisen.
Siegener VWS-Busfahrer gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt?
„Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ist nicht nur ein hohes persönliches Gut, er ist auch eine Grundvoraussetzung für Beschäftigungsfähigkeit. Handlungsspielräume bei der Arbeit fördern die Zufriedenheit und die Motivation der Beschäftigten“, so der AfA Siegen-Wittgenstein weiter – die Maßnahmen der VWS täten dies nicht und setzten die Fahrer gesundheitlichen Gefahren aus. „Gesundheit am Arbeitsplatz ist kein Selbstzweck“, warnt Vorsitzender Müller vor möglichen Konsequenzen durch Fehlzeiten oder Frühverrentung und erinnert an die vielen ausgefallenen Fahrten im Jahr 2019.
„Denken Sie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch an die Beschäftigten und ihre Familien. Gesundheit geht vor Profit. Deshalb schützen Sie ihre Fahrer und die der Auftragsunternehmen und lassen die Türen vorne zu und die erste Reihe nach dem Fahrer unbesetzt“, appelliert der Siegen-Wittgensteiner AfA. Die Bundesregierung habe zugesagt, finanzielle Einbußen in solchen Fällen zu kompensieren.
VWS ziehen andere Schutzmaßnahmen vor
Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) haben ihre eigenen Schutzvorkehrungen getroffen: An den Haltestellen werden alle Türen geöffnet, die maximale Fahrgastzahl pro Bus wird um die Hälfte reduziert, die Fahrer tragen Handschuhe und wechseln das Fahrzeug im Laufe ihrer Schicht nicht. „Diese Maßnah,en sind nicht schlechter“, sagte VWS-Betriebsleiter Gerhard Bettermann dieser Zeitung. Das Flatterband hinter dem Fahrer verleihe nur eine trügerische Sicherheit. Auf die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf könne das Unternehmen nicht verzichte, zumal der Kreis einenAusgleich für etwaige Einnahmenausfälle abgelehnt habe.
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