Netphen. Zierkirsche oder Säulenbuche: Die Stadt Netphen will auf den Friedhöfen eine Alternative zu Begräbniswald, Reihen- oder Wiesengrab anbieten..

Auf acht Friedhöfen sollen Urnen künftig nicht nur in Einzel-, Wahl- oder Wiesengräbern, sondern auch im Wurzelbereich von Bäumen beigesetzt werden können. Das, so die Netphener Verwaltung in einer Vorlage für den Kulturausschuss, wäre eine zwischen klassischem Grab und Bestattungswald angesiedelte Variante.

Ein Bestattungswald wirkt nicht wie ein Friedhof

Bestattungswälder haben private Betreiber in Hilchenbach und Bad Laasphe, die Stadt Siegen beim Hermelsbacher Friedhof und – seit 2012 – die Stadt Netphen auf dem Deuzer Sterndill. Mittlerweile fast zwei Drittel aller Bestattungen in Netphen sind Urnenbeisetzungen, der Anteil ist damit doppelt so groß wie 2007. Und von diesen Urnenbeisetzungen finden etwa 70 Prozent im städtischen Bestattungswald statt.

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„Viele Angehörige nehmen den Bestattungswald gar nicht als Friedhof wahr“, erklärt sich die Verwaltung in ihrer Vorlage den Trend zu diesen Bestattungsort, „es ist für sie ein Raum zum Trauern inmitten des Grüns, ohne direkten Blick auf Grabsteine und Friedhofsumgebung.“

Urnengräber erfordern weniger Pflege

Urnengräber, ob im Wald oder auf dem Friedhof, erfordern – bis auf das Urnenwahl- oder - einzelgrab – keine regelmäßige Pflege durch Angehörige, und sie sind durchweg auch billiger als Sargbestattungen. „Das klassische Familiengrab mit Einfassung und Grabstein wird immer seltener nachgefragt“, stellt die Verwaltung fest.

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Von den 158 Urnenbeisetzungen im Jahr 2019 erfolgten 98 im Bestattungswald, 21 in Urnen-Wahlgräbern und 12 in Urnen-Wiesengräbern. 18 Urnen wurden in vorhandene Gräber beigelegt, drei in Einzelgräbern und eine anonym beigesetzt.

Zwölf Urnen je Stamm

Die neuen Baumgräber sind um einen Baumstamm herum angelegte Wiesengräber ohne Randeinfassung und ohne Grabstein. Je Baum werden zwölf Grabstellen geschaffen, für die eine gemeinsame Hinweistafel mit den Namen der dort beigesetzten Verstorbenen errichtet wird. Als Bestattungsbäume werden Säulenbuchen oder Zierkirschen vorgeschlagen. Beide sind schmal, die Kirsche ist kleiner und blüht im Frühjahr. Die Gebühr soll der für ein Urnenwiesengrab zuzüglich der Namenstafel entsprechen. Auch Doppelgrabstellen sollen gekauft werden dürfen, die Auswahl des Baums ist frei.

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Auf acht Friedhöfen ist Platz

Mehr als zwei oder drei Bäume je Friedhof sollen es allerdings nicht sein, rät die Verwaltung – wegen des Flächenbedarfs und der noch unbestimmten Nachfrage. Die Flächen werden für lange Zeit, bis zum Ablauf der Ruhezeit für die letzte Beisetzung, gebunden. Nicht bepflanzen darf die Stadt Flächen, auf denen Gräber eingeebnet wurden, für die die Ruhezeit noch nicht abgelaufen war. Ausgewählt wurden Standorte auf den Friedhöfen Deuz, Grissenbach, Hainchen, Herzhausen, Nenkersdorf/Walpersdorf, Oelgershausen, Unglinghausen und Dreis-Tiefenbach.

Kein geeigneter Platz wurde dagegen in Afholderbach, Eschenbach, Frohnhausen, Helgersdorf und Sohlbach gefunden. In Salchendorf und Werthenbach sind die Belegungszahlen hoch, dort wird der Platz für klassische Gräber gebraucht. Ob eine Baumbestattung in Irmgarteichen möglich wird, soll in den nächsten Jahren geprüft werden.

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