Siegen. Für viele ist es noch ein ganz normaler Einkaufssamstag in Siegen, doch andere veranlasst das Coronavirus zu Hamsterkäufen.
Samstagmittag in Siegen. Die Krönchenstadt ist im Vergleich zur ‚Nachbarin’ Olpe am Wochenende ohnehin immer etwas behäbiger, wirkt daher auch an diesem Samstag nach dem „Corona-Freitag“ kaum verändert.
„Sonst sind es schon mehr Leute“, findet Silke Keßler, die an der Information in der City-Galerie Dienst tut, ist aber ansonsten positiv überrascht, dass überhaupt Betrieb ist in der Unterstadt. In den Cafés wird gegessen und getrunken, wie sonst auch. Die Geschäfte sind anständig besucht. „Heute Morgen und auch gestern schon hatten wir viele Anrufe“, erzählt die Frau in der Center-Uniform. Ob das Haus normal öffne, ob es Schließungsabsichten gebe. Beides konnte sie verneinen. Zumindest nach aktuellem Stand. Bei dem rasanten Tempo der Entwicklungen könne ja niemand sagen, wie es nächst Woche aussehe. Aber erst einmal laufe alles normal weiter. Auch bei ihr selbst, sagt sie und wünscht weiterhin viel Gesundheit.
Ein ganz normales Samstag
Ähnlich sieht es Jenny, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte und als Bedienung im „Extrablatt“ am Siegufer arbeitet. Sie habe am Samstagmittag auch schon mehr Gäste gezählt, aber letztlich sei der Zuspruch auch nicht ungewöhnlich. Draußen gehen immer wieder Menschen vorbei, am Ende wirkt es tatsächlich wie ein ganz normaler Samstag in Siegen. Von Anrufen wegen Öffnung oder Ähnlichem weiß die junge Frau nichts: „Da habe ich nichts mitbekommen. Es kann aber gut sein.“
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Der Urlaub ist geplatzt
Silvia Kleinsorge ist derweil auf der Suche nach einem Autohaus, um nach einem bestimmten Modell zu suchen. Sie kommt „aus dem Kreis Paderborn“, ist aktuell in Finnentrop zu Besuch und „mal eben“ nach Siegen gefahren. Vor dem Virus fürchtet sie sich nicht, „der ist doch ohnehin inzwischen überall um uns herum“. Was sie ärgert: „Ich wollte am Montag in die Türkei fliegen, und jetzt sind alle Flüge gestrichen.“ Endlich der erträumte Urlaub, lange daran gestrickt, für ihre alte Mutter einen Kurzzeitpflegeplatz zu bekommen, jetzt sei das alles hinüber. Sie findet, dass die Politik viel zu zögerlich gehandelt habe, gerade im Vergleich zu anderen Ländern. Der Bürger müsse das nun ausbaden. Ein bisschen hofft Silvia Kleinsorge noch darauf, „nach Ägypten oder in ein anderes Land“ zu kommen. Im Grunde sei es ja egal. Große Hoffnung hat sie nicht mehr.
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Handschuhe am Zeitungsstand
Im Siegener „real“-Markt wird derweil fleißig eingekauft, aber wirklich mehr als an anderen Samstagen auch nicht. Der Parkplatz ist normal gefüllt, die meisten Einkaufswagen auch. Toilettenpapier ist nicht zu sehen, was aber wohl daran liegt, dass die entsprechende Regalwand völlig leer ist. Auch Eintöpfe, die in dieser Woche im Angebot waren, und Ravioli sind „aus“. Im Zeitungs- und Tabakgeschäft von Mike Janson im Eingangsbereich fällt auf, dass die Mitarbeiterinnen Handschuhe tragen. Vom Chef verordnet, lacht eine der Damen. „Ich stelle ihnen das frei“, schränkt der Inhaber ein, der aber zumindest die Möglichkeit für wichtig hält, beim ständigen Kontakt mit vielen Kunden.
Am Samstag ist es eher ruhig. „Gesten haben sie wie verrückt Tabak und Zigaretten gekauft“, schüttelt eine der Mitarbeiterinnen den Kopf, die gerade überlegt, die Handschuhe wieder „in die Ecke zu werfen“. Weil ihre Hände stark schwitzten, „und wenn mir jemand ins Gesicht hustet, helfen sie auch nicht.“ Es werde viel gefragt nach Öffnungszeiten für die nächsten Tage. Schließung sei kein Thema, solange keine ausdrückliche Behördenanordnung käme: „Wir müssen uns da ja auch nach dem gesamten Markt richten“. „Lebensmittelgeschäfte nicht“, wirft ein Kunde ein. Die Mitarbeiterin wohnt selbst in der Siegener Oberstadt. „Der Markt war voll“, sagt sie. Alles im Rahmen also.
Konserven, Obst und Gemüse „leer gekauft“
Und drum herum? Rechtsanwältin Katharina Batz wohnt in Freudenberg und hat dort beim Einkaufen „nur normale Leute gesehen“. Der Aldi sei in Sachen Konserven, Obst und Gemüse „ziemlich leer gekauft“ gewesen. Ansonsten war sie am Morgen noch in Düsseldorf, wo der Landesvorstand des VdK ganz regulär getagt habe. Allerdings nun auch auf das Thema „Corona“ reagiert hat. Danach ist sie in ihr Kreuztaler Büro zur Arbeit gefahren. Wie immer.
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