Siegen. Mit einer Demo in Siegen haben sich rund 75 Menschen für Geflüchtete an der europäischen Grenze eingesetzt. Die Stadt will Menschen aufnehmen.

Gegen die aktuellen Ereignisse an der türkisch-griechischen Grenze haben am Freitag rund 75 Menschen in der Siegener Innenstadt demonstriert. Die Initiative „Seebrücke Siegen“ hatte zu dem Protest unter dem Motto „Grenzen auf! Leben retten“ am Bahnhof mit anschließender Kundgebung vor dem Rathaus Oberstadt aufgerufen.hier gibt es mehr artikel und bilder aus dem siegerland]

Sie wolle auf die „menschenverachtenden Ereignisse“ in Griechenland aufmerksam machen, erklärte die Initiative in einer Mitteilung. „Flüchtende Menschen, darunter Kinder, werden mit Tränengas beschossen und gezwungen, unter widrigsten Umständen auszuharren“, sagt Jonas Vollert von der Seebrücke Siegen.

Demo in Siegen versammelt sich am Bahnhof

Anlässlich der neuen Eskalation an der europäischen Grenze zu Griechenland sei es nun wichtig, wieder stärker auf die Verletzung der Menschenrechte aufmerksam zu machen, so Jonas Vollert. In den vergangenen Monaten hätten einige Menschen das Bewusstsein dafür verloren, unter welchen Umständen Geflüchtete auf griechischen Inseln leben würden, sagt Mitorganisatorin Lena Schmidt. Zusammen mit Jonas Vollert leitet sie aktuell die Bewegung Seebrücke Siegen.

Jonas Vollert spricht zu den Teilnehmenden der Demo in Siegen.
Jonas Vollert spricht zu den Teilnehmenden der Demo in Siegen. © Nicolas Stange

Am Bahnhof verteilt Ramsis Kilani fleißig einen Stapel Pappschilder. Auf gelbem Hintergrund steht auf ihnen geschrieben: „Racists Not Welcome“. Die Schilder hat die Hochschulgruppe Linke.SDS gestaltet, bei der sich Ramsis Kilani engagiert. Der Student hat auch schon bei anderen Demonstrationen der Seebrücke teilgenommen. „Ich komme aus einer Familie mit Fluchterfahrung und habe auch Rassismus erlebt. Das hat mich sensibilisiert“, sagt er. Deswegen sei es für ihn selbstverständlich, sich für Menschen einzusetzen, die Schutz suchen. „Die aktuelle Situation an der europäischen Grenze kann ich so nicht hinnehmen.“

„Sicherer Hafen“ Siegen nur Symbolpolitik?

Ein Schild nimmt sich auch Flamur Hashani. Er fordert von der Europäischen Union ein Umdenken bei der Aufnahme von Geflüchteten. „Ich finde es unmöglich, dass sich Europa gegen geflüchtete Menschen abschottet. Ich möchte kein Teil von diesem Europa sein – nicht in meinem Namen“, sagt er.

Auch interessant

Vom Bahnhof aus setzt sich der Demozug in Bewegung. Mit einem Zwischenstopp vor den Büros des SPD-Unterbezirks an der Koblenzer Straße. Dass sich die Stadt Siegen zu einem sicheren Hafen für Geflüchtete erklärt habe, sei in der aktuellen Situation reine Symbolpolitik, sagt Vollert. Auf kommunaler Ebene würden derzeit keine Entscheidungen getroffen. Die Initiative fordert deshalb von der EU und den bürgerlichen Parteien Deutschlands, dass sie Verantwortung übernehmen und Siegen sowie den mehr als 140 sicheren Häfen in Deutschland ermöglichen, flüchtende Menschen aufzunehmen.

Seebrücke Siegen möchte Positionspapier erstellen

Vor dem Rathaus liest Lena Schmidt einen Augenzeugenbericht von noch verbliebenen Helfenden auf der griechischen Insel Lesbos vor. Sie hätten die Initiative kontaktiert und noch ein Video mit Aufnahmen aus den Lagern geschickt. Daraus möchte Lena Schmidt ein Aufklärungsvideo schneiden.

Student Ramsis Kilani setzt sich auf der Demo in Siegen für Geflüchtete ein.
Student Ramsis Kilani setzt sich auf der Demo in Siegen für Geflüchtete ein. © Nicolas Stange

Kommenden Freitag lädt die Ortsgruppe zu einem Treffen ein, bei dem die Initiative ein Positionspapier erstellen möchte: Im Kern soll es darin um die Aufnahme unbegleiteter, minderjähriger Geflüchteter gehen. „Das Papier wollen wir dann der Stadt Siegen vorlegen“, sagt Lena Schmidt. „Denn wenn sich nichts mehr bewegt, muss sich was ändern.“

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.