Hadem. Bei Tante Emma einkaufen: Das Landwirtschaftsmuseum in Hadem ist ein ganz offizieller „Lernort“ geworden.

„Du kannst Dir nicht einfach was nehmen, Du musst schon was sagen.“ Ramona Schmidt gibt den Jungs und Mädchen aus der 3 a der Florenburgschule eine erste Einführung ins Einkaufen im Tante-Emma-Laden. „Zuerst sagt man ‘Guten Tag’“, belehrt „Tante Emma“ von der anderen Seite der Theke aus. Weil sie auch erst in der 3.Klasse ist, hat sie sich auf einen Schemel gestellt. um über Bonbongläser und Registrierkasse hinaus sehen zu können.

Ab Mai wieder geöffnet

Die Saison im Hademer Landwirtschaftsmuseum beginnt im Mai. Bis Oktober ist das Museum dann an jedem zweiten Sonntag eines Monats von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Das Museum wurde seit 2004 eingerichtet. Träger ist der Verein zur Erhaltung historischer Gerätschaften. Im vorigen Jahr wurde die Ausstellungsfläche um eine Remise erweitert.

Für viele der Kinder ist es der erste Besuch im Hademer Landwirtschaftsmuseum. Für Katja Moll, die stellvertretende Vorsitzende des Museumsvereins, und ihre Mitstreiterinnen Ellen Lausberg, Ramona Schmidt und Nicol Herrmann ist es aber nicht der erste Vormittag mit den Grundschülern. Seit vorigen Sommer ist das Museum im Hademer Dreschschuppen „außerschulischer Lernort“. Uni und Heimatbund haben auch diese Kooperation vermittelt.

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Nach dem Fußmarsch vom Schulberg herüber nach Hadem geht es sofort los. Jedes Kind nimmt ein verschlossenes Einweckglas mit Sahne in die Hand. Durch Schütteln soll daraus Butter werden, innerhalb von etwa 25 Minuten. Lehrer Raphael Otterbach ruft die vier Gruppen auf, die nun nacheinander die vier ausgewählten Stationen besuchen werden. Der Besuch passt gut in den Stundenplan, sagt er. „Früher und heute“ ist gerade das Thema in den drei 3. Klassen.

In der Schulstube wird Sütterlinschrift geübt.
In der Schulstube wird Sütterlinschrift geübt. © Steffen Schwab

Zwei Klassen waren vorige Woche schon da. „Viele konnten sich gar nicht vorstellen, wo das warme Wasser herkommt“, berichtet Ellen Lausberg. Dass es nicht genügt, den Hahn aufzudrehen. Sondern dass erst einmal Holz geholt werden muss, um den Ofen zu feuern, auf den dann der Wasserkessel gestellt wird – und das Bügeleisen auch.

Im Obergeschoss des Dreschschuppens ist eine gute Stube aufgebaut, der Webstuhl, eine Küche und das Schulzimmer. Nein, der CD-Player heißt hier Plattenspieler, und die großen schwarzen CDs heißen Schallplatten. Ellen Lausberg wählt unter den Küchengeräten einen Fleischwolf aus. „Den kennt ihr bestimmt“, glaubt sie – aus der Weihnachtsbäckerei, fürs Spritzgebäck. Der Blick des Mädchens bleibt an der Brotmaschine hängen: „So was hat meine Oma auch“, sagt sie, „aber elektrisch“.

Die Sache mit der Kuh

„Was hat man früher mit dem Kühen gemacht?“, fragt Katja Moll die Gruppe im Stall. Liesel wohnt längst nicht mehr hier, ihre Nachfolgerin im Museum ist aus Plastik. „Milch“, ist die erste Antwort, Butter, Käse, Sahne folgen. Nein, das Tier ohne Euter ist keine Kuh. „Warum steht der Ochse hier?“ Für die Feldarbeit. Und wenn er dafür zu alt war, fragt Katja Moll ziemlich erbarmungslos nach. Die Antwort kommt ziemlich zögernd: „Dann hat man ihn gegessen.“

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Im Tante-Emma-Laden, den Museumsgründer Henning Moll, der an diesem Vormittag nicht dabei sein kann, aus dem Bestand eines aufgegebenen Geschäfts in Lohr am Main rekonstruiert hat, nimmt das Verkaufsgespräch seinen Lauf. Erdbeeren werden noch gewünscht. „Tante Emma“ lädt zur Selbstbedienung ein. „Ihr müsst das abwiegen“, greift Ramona Schmidt ein, als der junge Kunde die Früchte in einer Handtasche versenkt, die Emmas Schwester Helga gehört haben könnte. „Möchten Sie vielleicht Blutwurst?“ Er möchte. Und will zahlen. „Das macht drei Euro.“ Falsch. Wie hieß das Geld früher? „Pfennige?“

John hat es als Erster geschafft. In seinem Weckglas ist Butter. Einfach durch Schütteln entstanden. Nach dem Laserstrahl, der durchs Glas dringt und die Sahne verwandelt. hat heute niemand gefragt.

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