. Henning Moll startet am Sonntag die Saison im Landwirtschaftsmuseum mit einer neuen Attraktion

„Hoffmann’s Reisstärke Marke ‘Katze’ ist garantiert rein, maschinell hygienisch abgefüllt, gewogen und gepackt, deshalb nicht nur zum Stärken der Wäsche, sondern auch zur Herstellung feinster Puddinge zu verwenden.“
Hadem. Das Dorf hat wieder einen Tante-Emma-Laden. Nicht den „Spar“ von Emil Menn in der Ferndorfstraße. Der ist und bleibt Geschichte. Henning Moll hat ihn eingerichtet — in einer Abteilung seines Landwirtschaftsmuseums, das am Sonntag, 14 Uhr, in die neue Saison startet.

Theke, Regale und Schrank, Registrierkasse und Waage: In einem Internet-Auktionsportal wurde Moll im letzten Herbst fündig. Der Anbieter hatte noch Fotos von der Originaleinrichtung des Ladens in Lohr am Main gemacht, bevor er sie demontierte und einlagerte. Henning Moll nutzte die Vorlage für den nahezu originalgetreuen Wiederaufbau. Wobei angesichts des mittlerweile beengten Platzes in dem alten Dreschschuppen Kompromisse nötig waren. Und dann? „Dann bin ich auf die Suche gegangen.“ Denn der Laden brauchte ja Ware.

Henning Moll wurde fündig. Bei Bekannten. Bei Haushaltsauflösungen. Auf Märkten, Nicht zuletzt aber auch in der eigenen Sammlung landwirtschaftlicher Geräte, die seit 2004 den Fundus des Museums bildet. Jetzt jedenfalls hat Tante Emma alles: Die Milchzapfanlage, an der die Blechkannen gefüllt werden. Die Schneidemaschine für den Käse. Die Krüge, aus denen der Essig abgefüllt wird und die eingelegten Gurken herausgefischt werden. Waschmittel von Sil bis Persil. Bohnerwachs und Herdputz. Melkfett und Milchfilterwattescheiben vom Milchhof Westfalen-Süd, den es einst in Geisweid gab. „Um die gemolkene Milch zu seihen“, erklärt Moll. Alles da. Und da, wo es gar nicht anders ging, hat er halt reproduziert, vergrößert und Schachteln beklebt. Deshalb gibt es hier auch das ganz alte Ata.

Vom Saumfix zur Heimatliebe

„Soll die Stärke warm verwandt werden (Kochstärke für Oberhemden, Damenkleider, Gardinen, Tischwäsche usw.), so werden 100 bis 120 Gramm (etwa der halbe Karton) Hoffmann’s Reisstärke Marke ‘Katze’ in ¼ Liter lauwarmem Wasser aufgelöst.“

Bei Tante Emma werden kleine Portionen gekauft. Die Eiernudeln werden in 250-Gramm-Tüten abgewogen, Lollies werden lose verkauft. Fast schon Unbekanntes, so weit das Auge reicht: Kinderstrumpfhalter und Reisekleiderbügel, Färbetabletten („kaffeebraun“) und Fingerhüte, Rockabrunder („Ein praktisches Gerät für die schneidernde Hausfrau“) und Saumfix. „Fahrradflickzeug habe ich auch“, sagt Henning Moll, als ob er selbst hinter der Theke stünde, „und sogar Strangtabak.“

Ordentlich ausgehängt, wie es anscheinend sein musste, Zugabeverbot beim Verkauf von preisgebundenen Tabakwaren. Etwas rätselhaft die Sammlung von vollgeklebten und doch nie eingelösten Rabattmarkenbüchern von A&O. Und durchaus spannend die Buchabteilung. Die besteht aus Groschenromanen, die damals, was den Verkaufspreis angeht, ihrem Namen Ehre gemacht haben dürften. In der Reihe „Heimatliebe“ wird das „Geheimnis um Damian“ gelöst, im aktuellen „Bergroman“ ist die „Zwietracht im Jägerhäusel“ an der Reihe.

Von der Katze zu Arrex

„Alsdann nehme man den Topf vom Feuer, mische den Eischnee darunter und fülle diese Masse in eine mit Wasser ausgespülte Form.Hierzu, wenn möglich, eine Fruchttunke.“

Was die Stärke mit der Katze zu tun hat? Die Katze, Hoffmanns Markenzeichen, soll für Reinlichkeit stehen. Die Sache mit „Arrex“ ist nicht so schnell zu klären: Die Packung enthält Patronen, die offenbar dazu da waren, Maulwürfe in ihren Gängen zu vergasen. Deutschland in den 1950ern. Bei Henning Molls Tante Emma gibt es übrigens sonntags nichts zu kaufen. Obst und Gemüse, Wurst und Käse sind Attrappen aus Plastik. Anschauen ist erwünscht. In den anderen Abteilungen warten eine Schulstube, eine Küche und ein Wohnzimmer. Alle mit nicht minder spannendem Inventar.

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