Siegen. Staatsanwalt: Die Frau aus Siegen, die mit Diesel aus einem Kaffeebecher ein Haus anzünden wollte, stelle eine Gefahr für die Allgemeinheit dar.
Die psychisch kranke Siegenerin (49), die versucht haben soll, vergangenes Jahr ein Mehrfamilienhaus anzuzünden, steht vor der Unterbringung in einer Klinik. Sollte es andere Lösungen geben und der Schutz der Allgemeinheit gesichert sein, kann der Vollzug ausgesetzt werden. Wahrscheinlich ist das aber zunächst nicht.
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Seit sie vorläufig in einer forensischen Klinik untergebracht ist, nimmt sie ihre Medikamente, das helfe ihr, tue ihr gut, so die Frau am Freitag, 7. Februar, im Gericht. „Ich bin nicht krank!“, sagt sie dann aber – die Einsicht fehlt, was Staatsanwalt Philipp Scharfenbaum darin bestätigt, die Einweisung zu beantragen.
Ärztin diagnostiziert der Siegenerin paranoide Schizophrenie
Eine Ärztin aus der Klinik diagnostiziert der Beschuldigten eine paranoide Schizophrenie: Sie sei am 15. August hochgradig psychotisch gekommen, habe keine Medikamente nehmen wollen. Ihr Zustand habe sich seither gebessert, es gebe aktuell keine Probleme. Die Patientin sei schwer krank, leide unter Verfolgungswahn, betrachte Siegen als Zentrum des Kannibalismus und der Drogenhändler, lebe ständig in Sorge um ihre Kinder. Das bestätigt Gutachter Dr. Thomas Schlömer, der weitere, auch schwere Taten nicht ausschließen kann.
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Der Stiefsohn der Beschuldigten erzählt vom Leben mit der Frau. „Eine heiße Zeit“ sei das gewesen, von Beginn an geprägt von plötzlichen Gewaltausbrüchen. Sie habe Geschirr aus dem Fenster und seinem Vater Blumentöpfe an den Kopf geworfen. Einmal sei sie mit einem Messer auf ihn losgegangen, ein anderes Mal habe sie ihn grün und blau geprügelt.
Einer der leiblichen Söhne der Beschuldigten im Zuschauerraum schüttelt den Kopf, beginnt später zu weinen. Seine Mutter zeigt sich schockiert „über all die Lügen“ von Zeugen und aus Protokollen. Sie habe nur ihre Kinder sicher und mit Liebe großziehen wollen. Seit ihre Tochter 2014 in ein Heim kam, „ist es immer schlimmer mit mir geworden“. Das Mädchen will nicht aussagen, hatte sich damals über eine Nachbarin ans Jugendamt gewandt, wofür die sich einige Ohrfeigen von der Beschuldigten einfing – für den Staatsanwalt ein Indiz, dass die Frau „auch ohne Psychose nicht lammfromm ist“.
Staatsanwalt: Krankheitseinsicht fehlt der Frau aus Siegen
Scharfenbaum kann die Gefahr nicht außer Acht lassen, gehe davon aus, dass die Beschuldigte aus Rache und zum „Schutz“ ihrer Kinder das Haus anstecken wollte, um den aus ihrer Sicht gefährlichen, bösartigen Zeugen aus dem Weg zu räumen. Dass ihr das missriet – ein Glücksfall. Wäre es Benzin gewesen, „es hätte ein Inferno werden können“, so Scharfenbaum. Die Frau war und sei krank, weitere Taten dringend zu befürchten, solange Einsicht fehle. Vorerst sehe er keine Lösung außerhalb der geschlossenen Klinik.
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Verteidigerin Petra Heinrich schließt sich an: Sie habe gehofft, dass die Monate in der Klinik mehr bei ihrer Mandantin bewirkt hätten. Die Beschuldigte bittet um eine Chance für ein selbstbestimmtes Leben, bedauert das Vergießen des Diesels, bestreitet aber erneut, Feuer gelegt zu haben. Sie habe immer im Leben verloren, sagt sie unter Tränen. Nur jene „gewinnen immer, die lügen“, wiederholt sie. Sie wolle „nicht ewig in der Klinik bleiben, wie manche, die ich da sehe, die richtig krank sind“.
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