Siegen. Psychisch kranke Frau soll mit Diesel aus einem Kaffeebecher versucht haben, Haus in Siegen anzuzünden. Geschädigter ging erstmal Blumen gießen.
Eine durchaus ungewöhnliche versuchte Brandstiftung wird seit Donnerstag, 6. Februar, vor dem Siegener Schwurgericht verhandelt: Die psychisch kranke Verdächtige soll aus Rache mit Diesel aus einem Kaffeebecher versucht haben, ein Haus und ein Auto anzuzünden.
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Die Anklage: Versuchte Brandstiftung an einem Mehrfamilienhaus in Siegen
Die Beschuldigte (49) war laut ärztlichem Gutachten zur Tatzeit am 23. Juli 2019 schuldunfähig, bei ihr liege paranoide Schizophrenie vor bei andauernder Gefährlichkeit, so Staatsanwalt Philipp Scharfenbaum. Es gebe keinerlei Krankheitseinsicht, daher die Gefahr weiterer Straftaten, gerade Brandstiftungen. Hier sei es zum Glück eher harmlos abgelaufen.
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Die Frau hatte an einer Tankstelle einen Kaffeebecher voll Diesel gekauft und soll damit versucht haben, ein Mehrfamilienhaus nahe des Siegener Zentrums und ein Auto davor anzuzünden. Das wahrscheinliche Motiv war Rache an einem der Hausbewohner, der angeblich den Sohn der Frau verbrannt haben soll. Der Betroffene beobachtete das Geschehen aus einem Fenster, sah ein kleines Feuer vor der Tür, konnte es austreten. Er rief die Polizei, die die Frau festnahm.
Die Beschuldigte erzählt vor dem Siegener Gericht eine wirre Geschichte
Die Frau streitet alles ab, erzählt eine Geschichte über einen Bekannten, der ein Mini-Motorrad verkaufen wollte, wofür er eine kleine Menge Diesel brauchte. Der Unbekannte aus Dillenburg, den sie nur mit Vornamen und aus einer Spielhalle in ihrem Haus kenne, komme immer nach Siegen zum Spielen, sie kümmere sich derweil um seine Kinder, 5 und 8 Jahre. Während ihr Freund das Fahrzeug für 200 Euro verkaufte, habe sie mit den Kindern gespielt. Als das Mädchen sich in die Hose machte, habe sie eine Bekannte im Haus um Hilfe gebeten, den Dieselbecher mitgenommen, zum Schutz der Kinder.
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Als sie den Kraftstoff in einen Kanal schütten wollte, sei Diesel auf das Auto geschwappt, zum Abwischen habe sie ihr T-Shirt ausgezogen. Böse Absichten gegen den mutmaßlich Geschädigten bestreitet sie: „Ich habe seit 2014 keinen Kontakt mehr zu ihm!“ Sie habe ihn weder bedroht noch behauptet, dass er ihren Sohn verbrannt oder ihre Tochter entführt und zur Prostitution gezwungen habe. „Ich schwöre bei allem, was mir wichtig ist, ich habe kein Feuer gelegt“, sagt sie.
Die Polizisten und der Brandsachverständige vor dem Siegener Schwurgericht
Am Tatort habe die Frau merkwürdig gewirkt, die Siegener Beamten berichten von Selbstgesprächen, Berichten über angebliche Straftaten gegen ihre Kinder. Ein Beamter kennt sie von Gesprächen über ihre Kinder, „die immer sehr unangenehm verlaufen“. Die Frau glaube, dass ihre Söhne zu Unrecht einsäßen. Die angeblich anwesenden kleinen Kinder des „Bekannten“ hat niemand gesehen.
Der Brandsachverständige bestätigt vor dem Siegener Schwurgericht, dass objektiv zu keiner Zeit Gefahr für das Gebäude bestand.
Die Zeugen: Erneute wirre Geschichte des mutmaßlichen Geschädigten
Der mutmaßliche Geschädigte berichtet, die Frau von früher zu kennen, sie war die Lebensgefährtin seines Bruders. Vor dem Anschlag sei es mehrfach zu Drohungen gekommen. Das Geschehen habe er aus dem Kinderzimmer beobachtet, um dann im Garten Blumen zu gießen und erst später die Polizei zu rufen, was den Staatsanwalt irritiert. Am Tattag hatte der Mann wahrheitswidrig behauptet, die Frau mit einem Kanister gesehen zu haben und damit eine stundenlange Suchaktion der Polizei ausgelöst.
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Ein Nachbar hat das Geschehen aus diversen Fenstern seines Hauses beobachtet. Der Naturwissenschaftler berichtet präzise vom „Träufeln“ kleiner Flüssigkeitsmengen aus einem Becher auf Auto und Gebäude. Er habe sich über die Übertreibungen des mutmaßlichen Geschädigten geärgert, dass er von Benzin sprach. Der tatsächlich eingesetzte Diesel sei aber nur schwer entflammbar. Darüber geriet er später mit dem Nachbarn in Streit.
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