Siegen. Eine 2,5 Kilometer lange Teststrecke für Transportdrohnen soll im Kodrona-Projekt zwischen DRK-Kinderklinik und Kreisklinikum Siegen entstehen.

Wie sehen die urbanen Transport- und Wirtschaftsverkehre der Zukunft aus? Wie können unbemannte Drohnen für schnelle und saubere Lieferungen in den Städten eingesetzt werden? Das erforscht aktuell ein Pilotprojekt in Siegen zur medizinischen Versorgung – das erste in NRW.

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Stadt, Klinikverbund „Versorgung neu Denken“ (DRK-Kinderklinik, Kreisklinikum und St. Marienkrankenhaus), Uni und die Siegener Technologiepartneruni siegen zeigt im monopol einsatzmöglichkeiten von drohnenMicrodrones und Guntermann und Drunck erhalten für das Forschungsprojekt KODRONA (Kooperative Drohnentechnologie und Anwendungen zur medizinischen Versorgung) eine Förderung des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur von 73 Prozent des Gesamtvolumens von 435.000 Euro. Untersucht wird die Vernetzung zweier Krankenhausstandorte durch eine etwa 2,5 Kilometer lange Flugstrecke auf dem Korridor Kinderklinik – Kreisklinikum.

Medizinische Versorgung in Siegen mit Drohnen neu denken

Die Beteiligten erhoffen sich Erkenntnisse darüber, welche Rahmenbedingungen für digitale Transportdienstleistungen zur medizinischen Versorgung in Siegen nötig sind. Die Wirtschaftslogistik, so die Stadt auf ihrer Homepage, verändere sich rasant – Industrie 4.0. „Wir möchten anhand des Modellvorhabens besser verstehen, was hier vor Ort getan werden kann, damit unbemannte Lufttransporte von medizinischem Material im urbanen Raum sicher möglich werden“, sagt Projektleiter Dominik Eichbaum, Wirtschaftsförderung der Stadt Siegen. Damit würden auch medizinische Versorgung neu gedacht und Technologie-Unternehmen unterstützt. Künftige Infrastruktur und Wirtschaftsverkehre in Siegen könnten so langfristig sinnvoll entwickelt werden.

Zunächst müssen ein dem Luftfahrt- und Medizinrecht entsprechender Transportdrohnen-Prototyp nebst Behälter und eine sichere, kollisionsfreie Flugstrecke zwischen den Kliniken außerhalb der Sichtweite der Drohne sowie Start-Lande-Infrastrukturen aufgebaut werden.

Über Drohnen Logistik im innerstädtischen Luftraum über Siegen abwickeln

In der DRK-Kinderklinik fallen täglich rund 50 Laboruntersuchungen von Blut und anderen Flüssigkeiten an, die umgehend zur Analyse ins Zentrallabor des Kreisklinikums nach Weidenau gebracht werden müssen. Die Ergebnisse werden zwar digital rückgemeldet, hinsichtlich Qualität, Zeitaufwand und digitaler Vernetzung gebe es aber durchaus Verbesserungsbedarf, heißt es.

Der Ablauf

Noch im Februar soll damit begonnen werden, Betriebsprozesse zu analysieren, eine Drohne samt Transportbehälter zu entwickeln, Gefahren-Managements zu klären und ein genehmigungsfähiges System zu erarbeiten. Ziel: Ein erster Testflug.

Die Erkenntnisse werden in einem Bericht zusammengefasst – Grundlage für die zweite Projektphase, in der die Ergebnisse weiter verifiziert und Potenziale identifiziert werden.

Aktuell werden solche Proben noch per Paketdienst, Kurier oder Taxi, sowie per Post zwischen Klinik und Labor versendet. Der Einsatz von Drohnen kann hier ein neues Zeitalter einleiten – dafür müssen die Kliniken aber wissen, welche Rahmenbedingungen bei einem unbemannten Lufttransport von medizinischem Material einzuhalten sind und wie das medizinische Prozesse verbessert, so Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK-Kinderklinik gGmbH.

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Das Vorhaben soll eine erste modellhafte Logistikverbindung im innerstädtischen Luftraum (“U-Space“) Siegens begründen. Der Siegener Drohnenspezialist Microdrones übernimmt die technische Entwicklung und regulatorische Umsetzung sowie den Flugbetrieb. Für KODRONA konnte bereits eine Sondergenehmigung der Luftfahrtbehörde erteilt werden – „einmalig in NRW“, sagt Sven Jürß, Projektleiter von Microdrones.

Neuer Drohnen-Leitstand, Kooperation von Stadt, Feuerwehr, Polizei Siegen

Nach aktuellem Rechtsstand sind Drohnen im Krankenhaus-Umfeld untersagt, um Kollisionen oder gefährliche Annäherungen mit Rettungshubschraubern zu vermeiden. Das wird sich mit der neuen EU-Drohnenverordnung ändern. Hier kommt das Siegener Unternehmen Guntermann und Drunck, spezialisiert auf Rechnerschnittstellen zur Signalübertragung, ins Spiel: Sie entwickeln mit der Stadt einen neuen Drohnen-Leitstand, der die Transportflüge autorisiert, alle Flugbewegungen erfassen soll und die Flugbewegungen im Sinne einer einheitlichen Gefahren-Abwehr kontrolliert. Das Projekt arbeitet eng mit der Luftfahrtbehörde, der lokalen ADAC-Luftrettungsstation, Feuerwehr, Kreisleitstelle und Fliegerstaffel der Polizei zusammen.

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Die Uni Siegen begleitet das Projekt mit dem Lehrstuhl Innovations- und Kompetenzentwicklung von Prof. Gustav Bergmann. Laut Thomas Runge, Leiter der Siegener Wirtschaftsförderung, werde hier lokale industrielle Digitalisierung im Sinne der Regionale 2025 – „digital, nachhaltig, authentisch“ – umgesetzt.

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