Siegen. Wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und versuchtem Raub auf einem Discounterparkplatz stehen zwei Männer vor dem Landgericht Siegen.

Zwei Rumänen müssen sich seit Mittwoch, 5. Februar, wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und versuchten Raubs vor der 2. großen Strafkammer des Siegener Landgerichts verantworten. Die Anklageschrift liefert eine Version des Geschehens, die Angeklagten sagen etwas völlig anderes aus: Sie seien die Opfer gewesen.

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Staatsanwaltschaft Siegen: Aus Gespräch über Zigaretten und Bier wird Schlägerei

Laut Staatsanwalt hat das Duo gegen 20.40 Uhr am Samstag, 21. September 2019, in einem Discounter eingekauft. Ein dritter Mann soll dabei gewesen sein, auf dem Parkplatz trafen sie auf ihre künftigen Opfer, möglicherweise ebenfalls Rumänen oder rumänisch sprechende Moldawier. Es kam zu einem Gespräch, in dessen Verlauf die Angeklagten Zigaretten und Bier gefordert und dann relativ schnell zugeschlagen haben sollen. Dabei kamen nach den Ermittlungen Holzstöcke zum Einsatz.

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Einer der Geschädigten hatte eine Platzwunde am Hinterkopf, Hämatome und Abschürfungen. Sein Bruder erlitt ebenfalls eine Wunde am Kopf, einen gebrochenen Finger und weitere Verletzungen und konnte länger nicht arbeiten. Einer der mutmaßlichen Täter soll sein Mobiltelefon eingesteckt haben, das die Polizei noch vor Ort sicherstellte. Damit nicht genug, sollen die beiden Angeklagten auch noch einen Passanten niedergeschlagen und die Windschutzscheibe eines Wagens zertrümmert haben, dessen Fahrer hielt, um Hilfe anzubieten.

Die Angeklagten vor dem Siegener Landgericht: Wir waren die Opfer

Einige Aspekte des Geschehens geben die Männer als möglich zu. Wenn aber, dann nur versehentlich und unbeabsichtigt, aus einem Geschehen heraus, in dem sie sich selbst als Opfer gesehen haben. Seither sitzen die Männer in Untersuchungshaft, wollen sich vorher bereits einige Wochen in Siegen aufgehalten haben. Sie seien in ganz Deutschland unterwegs, um auf Baustellen zu arbeiten. Am 23. September hätten sie einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben sollen, berichten sie.

Die eingeschlagene Windschutzscheibe und den niedergeschlagenen Passanten räumt der jüngere Mann auch ein, schiebt es auf die Unübersehbarkeit des Geschehens, möglichen Zorn oder Verwirrung. Er habe einiges an Alkohol getrunken, so der 21-Jährige. Auch Schläge gegen die anderen beiden Männer habe es gegeben – aber erst, nachdem die die Auseinandersetzung begonnen hätten, betont der Angeklagte.

Spätere Opfer haben sich angeblich Stöcke vom Sperrmüll als Waffen geholt

Aus seiner Sicht und der seines Freundes (39) hat sich das Geschehen genau andersherum zugetragen: Sie hätten die beiden Geschädigten am Supermarkt getroffen, mit diesen Bier geteilt oder getauscht, dann sei es zum Streit über eine Bierdose gekommen, „aus der ich angeblich getrunken hatte“. Sie hätten sich dann entfernt und plötzlich gemerkt, von den anderen beiden verfolgt zu werden, die Stöcke gehabt hätten, „wohl vom Sperrmüll“. Es kam zum Kampf, in dessen Verlauf die Stöcke die Besitzer wechselten, eine reine Verteidigungsaktion, so der Angeklagte.

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Sein älterer Kompagnon, der noch betrunkener war, erinnert deutlich weniger, sieht sich aber ebenfalls als Angegriffener. Den dritten Mann kennen beide angeblich nur flüchtig, er sei ein Teenager, „16 oder 17, der mit seinen Eltern in Siegen lebt“, der schon vor der Schlägerei gegangen sei. Sie hätten Geld gehabt und es keinesfalls nötig, andere Leute zu verprügeln oder gar zu bestehlen, versichern sie.

Die geschädigten Brüder (40 und 42) bestätigen ziemlich genau die Anklage. Beide betonen, dass sie von drei Personen angegriffen wurden. Einer erkennt die Angeklagten grob, der andere erinnert sich nur an „zwei kleinere Männer und einen Größeren“. Einer der Kleineren sei der aggressivste gewesen, mehr kann er nicht sagen.

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