Siegen. Für das Johann-Moritz-Quartier in Siegen zieht der Investor einen Teilabriss des Tiefbunkers unter der Bahnhof- und Hindenburgstraße in Betracht.

Der Tiefbunker unter Hindenburg- und Bahnhofstraße wird nun doch Thema beim Bau des Johann-Moritz-Quartiers (JMQ). Die Ratsfraktion der Grünen erkundigt sich in einer Anfrage zum Bauausschuss am Donnerstag, 23. Januar nach dem Sachstand – „da diese Bunkeranlage während der gesamten öffentlichen Diskussion bisher keine Rolle spielt“ und in den vergangenen Jahren „ein erhöhtes Interesse der Bevölkerung an den noch erhaltenen Bunkeranlagen“ festzustellen sei.

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Überrascht

Die Grünen verweisen darauf, dass sie „erst jetzt“ von Bürgerinnen und Bürgern erfahren hätten, dass sich „unter der Hindenburgstraße und dem Barmenia-Haus eine relativ gut erhaltene große Bunkeranlage, ausgelegt für 500 Menschen, aus der Zeit de Zweiten Weltkriegs“ befindet. Diese solle im Zuge der nun anlaufenden Abrissarbeiten für das JMQ „ganz oder teilweise zerstört werden“, schreibt die Fraktion. Unter anderem möchte sie nun wissen, seit wann die Verwaltung von der Bunkeranlage weiß und wieso diese lediglich in einer Zeichnung ohne nähere Erläuterungen zu erkennen sei, aber „im Text der Vorlagen zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 415 nicht erwähnt“ werde. Tatsächlich wird sie übrigens erwähnt – und auch unsere Redaktion berichtete bereits.

Bekannt

Der Tiefbunker wurde, wie einer Anlage zur im September beschlossenen Verwaltungsvorlage zu entnehmen ist, 1941 fertiggestellt. „Die Überreste nationalsozialistischer Kriegspolitik stellen ein Bodendenkmal dar, das nicht undokumentiert zerstört werden darf, es wird im B-Plan entsprechend als Bodendenkmal festgesetzt“, heißt es weiter. Bisher sei über den Bunker nicht intensiver diskutiert worden, da ein Teilabriss nicht Teil der Planungen gewesen wäre, wie Stadtbaurat Henrik Schumann im Gespräch mit der Redaktion erläutert.

Neu

Der Investor, die Immobilienprojekte Siegerland GmbH (IPS) habe erst in der vorvergangenen Woche mitgeteilt, bezüglich des Bunkerabschnitts unter ihrem Grundstück möglicherweise umplanen zu wollen. Bisher sei die Verwaltung davon ausgegangen, dass das JMQ den unterirdischen Bunker mit seiner Tiefgarage nur tangiert, dass dieser aber für den neu zu errichtenden Gebäudekomplex unangetastet bleibe.

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Zu klären

Die Existenz des Bunkers sei schon lange bekannt gewesen, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als für Denkmalschutz zuständige Instanz sei seit 2018 in das Verfahren eingebunden gewesen. Um das weitere Vorgehen zu klären, werde nun ein Termin mit den Beteiligten arrangiert. Grundsätzlich, sagt Henrik Schumann, sei es möglich, Bodendenkmäler – wie den Tiefbunker – für Bauprojekte zu beseitigen. Dies könne aber nur in engster Abstimmung mit dem Denkmalschutz und nach umfangreicher Dokumentation erfolgen. Anders sähe die Sache aus, wenn sich der Bunker als Bodendenkmal von „herausragender Qualität“ darstellen sollte – was zu prüfen sein wird. Henrik Schumann: „Der LWL wird mit der nötigen Sensibilität herangehen.“

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Sicher

Der Großteil der Bunkeranlage steht dabei grundsätzlich nicht zur Disposition, da er sich auf – beziehungsweise in – städtischem Grund befindet. Angesichts des öffentlichen Interesses an Bunkern erkundigen sich die Grünen in ihrer Anfrage auch, ob es Überlegungen gebe, das Objekt zugänglich zu machen. Das sei „nicht ausgeschlossen“, sagt der Stadtbaurat, aber aller Wahrscheinlichkeit nach mit sehr hohen Kosten verbunden, schließlich „ist da jahrzehntelang nichts gemacht worden“ – wie bei ungenutzten Bunkern, die schon aufgrund ihrer Bauweise hohe Ansprüche im Falle von Maßnahmen stellen, nicht unüblich.

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