Siegen. . Debatte über Quote für bezahlbaren Wohnraum steht noch aus. Neues Quartier am Bahnhof bringt Grün ins Zentrum – aber nur für Bewohner und Gäste.

Die „bezahlbaren Wohnungen in zentraler Lage“, nach denen Dr. Wolfgang Bauch als Vertreter des Seniorenbeirats fragt, entstehen im Johann-Moritz-Quartier eher nicht. Für die Wohnetagen vom zweiten Stock würden wohl eher „saftige Preise“ verlangt, vermutet Stadtbaurat Henrik Schumann, schließlich handele es sich um eine „Top-Lage“. Andererseits: Dass eine solche zentrale Lage direkt am Bahnhof auch Schattenseiten haben kann, zeigen der Bedarf an Schallschutzfenstern und Zwangsbelüftung für Schlafräume.

Stadt rechnet nicht mit mehr Verkehr

Das Johann-Moritz-Quartier werde das Verkehrsaufkommen nicht vergrößern, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann: Das neue Parkhaus hat vor allem reservierte Stellplätze, die Fürst-Johann-Moritz-Straße wird Sackgasse.

Kreisverkehre rund um das Karree sind dann nicht mehr möglich: weder für die Parkplatzsuche noch für das „Sehen-und-Gesehen-Werden“: „An den Wochenenden ist da ordentlich was los.“

„Eine Debatte wert“ wäre, so Schumann, die generelle Festschreibung einer Quote für öffentlich geförderten Wohnraum bei Neubauvorhaben – 30 Prozent hält Bärbel Gelling (Grüne) für erforderlich. Geeignete Objekte dafür finden sich allerdings eher in dem Wohnbaulandkonzept, über das der Umweltausschuss in derselben Sitzung ebenfalls beraten soll. Dort geht das Gremium allerdings nicht ins Detail. „Über einzelne Flächen müssen wir mit Sicherheit noch sprechen“, kündigt Vorsitzende Lisa Bleckmann (Grüne) an: Neben der Erweiterung am Bürbacher (oder sogar auch Weidenauer) Giersberg ist das der Wellersberg, auf dem die Stadtverwaltung den Bereich um das ehemalige Munitionsdepot in den Blick genommen hat.

Kein Rasen am Herrengarten

Im Johann-Moritz-Quartier ist der Ur-Zuständigkeitsbereich des Umweltausschusses vor allem mit der Platane am Eingang der Bahnhofstraße berührt: „Der Baum ist für uns sehr wichtig“, sagt Stadtplanerin Isabel Briese.

Vor Baubeginn lassen die Baufirmen sogar die Beweissicherung vornehmen, „dass der Baum auch wirklich vital ist“. Und dann ist da noch der begrünte Innenhof des Karrees, der allerdings nur für Bewohner und Gäste zugänglich sein wird – im Gegensatz zum Bürgerpark Herrengarten fast nebenan. Wie grün der wirklich wird, wird unter anderem das Preisgericht entscheiden, das am 11. Oktober den Sieger des „Freiraunplanerischen Realisierungswettbewerbs“ ermittelt.

Um eine große Rasenfläche könne es dort sicher nicht gehen, stellt Stadtbaurat Henrik Schumann klar: „Die wäre nach zwei Wochen nicht mehr grün.“ Entsprechend sei schon die Grün-Debatte über die neuen Ufer entschieden worden: „Relativ steinern , aber robust.“ Grün könne der Herrengarten auch über Bäume und Sträucher werden.

Sicherheit mit Gastronomie

Traute Fries (SPD) verweist auf den Wunsch aus dem Kulturbereich, im Herrengarten eine „Eventfläche“ zu entwickeln: „Ich vermute, dass da ein Konflikt auf uns zukommen wird.“ Stadtbaurat Schumann zählt darauf, dass der Wettbewerb der Landschaftsarchitekten Ideen liefert: „Wir sind uns gar nicht sicher, was das Beste ist.“ Denn die bloße Parkanlage, wie sie auch bei der Umfrage am Tag der Städtebauförderung vielfach gewünscht worden ist, berge durchaus auch Risiken. Gastronomische Einrichtungen zum Beispiel „sorgen auch für soziale Kontrolle und ein gewisses Sicherheitsempfinden“, gibt Schumann zu bedenken, „das muss man abwägen.“

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