Siegen. Die Uni Siegen entwickelt Konzepte, um Kindern mit schwierigem Hintergrund den Übergang vom Kindergatrten in die erste Klasse zu erleichtern.
Um Kindern mit besonderem Förderbedarf Übergang vom Kindergarten in die Grundschule zu erleichtern, forschen Wissenschaftler der Uni Siegen in einem praxisorientierten Projekt. Das Team um Professor Dr. Daniel Mays legt besonderes Augenmerk auf sozial benachteiligte Mädchen und Jungen.
„Wir arbeiten mit Kindern, die die nötige Unterstützung zu Hause nicht bekommen“, sagt Carolin Quenzer-Alfred, wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Co-Leitung im Projekt involviert. „Unser Ziel ist es, den Glauben der Kinder an ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken.“ Dabei werde „in enger Zusammenarbeit und auf Augenhöhe mit Grundschulen, Kitas und dem Jugendamt der Stadt Siegen kooperiert“, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist. Insgesamt sollen 200 „durch Armut in ihrer Entwicklung gefährdete Kinder in sozioökonomisch schwachen Quartieren der Stadt Siegen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse gefördert werden“.
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Eine ohnehin besondere Situation
Der Übergang vom Kindergarten in die erste Klasse sei aufgrund der vielen damit verbundenen Veränderungen ohnehin eine besondere Situation. Besonders für Kinder mit auffälligem Verhalten – etwa Aggressionen, ADHS oder extremen Formen von Schüchternheit – „ist diese Phase im Leben eine Herausforderung“. Kinder aus einkommensschwachen Familien hätten eine zum Teil sechsmal höhere Wahrscheinlichkeit in den Risikobereich für auffälliges Verhalten zu fallen.
„Das gemeinsame Ziel der Kooperationspartner ist es, die Bildungsübergänge insbesondere für Kinder mit auffälliger Entwicklung auf Grundlage der bestehenden Konzepte weiter zu entwickeln und zu evaluieren“, sagt Mays. Der Bildungswissenschaftler möchte nach eigenem Bekunden Forschungslücken schließen, seit Juli 2019 mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds. 240.000 Euro stehen zur Verfügung.
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Finanzielle Unterstützung fließt in Fachpersonal
Mit dem Geld wurden zwei Pädagogische Mitarbeiterinnen an der Uni Siegen eingestellt, die vor allem praktisch vor Ort in drei Kitas und einer Grundschule in Geisweid tätig sind. Zudem konnte aus eigenen Mitteln eine weitere Kraft ergänzt werden. Sie sollen als sogenannte Übergangsmanagerinnen fungieren. Zum einen stellen sie für die Kinder eine fixe Bezugsperson dar. Zum anderen sollen sie durch individualisierte Förderkonzepte die Kinder im Übergang unterstützen.
Partner im Projekt
Bisherige Kooperationspartner im Projekt: Jugendamt Stadt Siegen, Schulamt des Kreises Siegen-Wittgenstein.
Geisweid: AWO Kita Bergstraße, Evangelische Kita Ortsmitte, Evangelische Kita Stormstraße, Geisweider Grundschule, Fachbereich Sprache und interkulturelle Bildung/Jugendamt Siegen.
Fischbacherberg: AWO Familienzentrum Fischbacherberg, Ev. FZ Fischbacherberg, Hammerhütter Grundschule.
„Es ist schon erstaunlich: Wenn ein Kind in die Kita kommt, wird der Eingewöhnung ganz selbstverständlich sehr viel Zeit eingeräumt. Danach – also von der Kita in die Grundschule oder von der Grundschule auf die weiterführende Schule – ist dafür oftmals nur wenig oder gar kein Platz mehr“, sagt Mays. Die im Dezember 2019 veröffentlichten Ergebnisse der neuen PISA-Studie zeigten deutlich, dass die soziale Herkunft in Deutschland weiterhin stark über Erfolg in der Schule mitentscheide. Vor allem sogenannte Risikoschüler schneiden in der Studie schlecht ab. Genau hier will Team ansetzen, so die Uni.
Unterstützung durch ehrenamtliche Studierende
Neben den hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeiterinnen wird das Projekt von Studierenden ehrenamtlich unterstützt, um den Theorie-Praxis-Transfer zu stärken. Gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften ermitteln sie den individuellen Förderbedarf von Kindern im letzten Kindergartenjahr und helfen bei der Entwicklung geeigneter Konzepte zur Übergangsbegleitung mit. Alle im Projekt entwickelten Konzepte werden evaluiert. Ziel ist es, diese für eine nachhaltige Nutzung weiterzuentwickeln.
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