Kreuztal. Wolfgang el mago Masin, Lutz von Rosenberg Lipinsky, Patricia Moresco und Maxi Gstettenbauer überzeugen mit derbem Humor bei Kreuztaler Lachnacht
Fast auf den Tag ein Jahr nach der dritten „Kreuztaler Lachnacht“ kann Ole Lehmann das Publikum an diesem Samstag zur vierten Auflage des Comedy-Formats begrüßen. Erstmals nicht in der Stadthalle, sondern im Eichener Hamer. Was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Das Konzept funktioniert auch diesmal wieder.
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Das Konzept der Kreuztaler Lachnacht: Deftiger Stil, Mundart und regionale Komik
Wie gewohnt leitet der Moderator das Programm mit launigen Bemerkungen über Weihnachten ein, mokiert sich über die allgemein düstere Stimmung der Mitmenschen; danach geht es mit den vier Gästen weiter, die jeweils gut eine halbe Stunde ihre Programme präsentieren.
Ein Motto gibt es nicht, alle vier haben einen ziemlich deftigen Stil, verbunden mit Mundart und regionaler – aber verständlicher – Komik.
Die Gäste der Kreuztaler Lachnacht: Aus dem Norden und aus dem Süden
Da ist zum Beispiel der Franke „el mago masin!“, bürgerlicher Vorname Wolfgang. Die Ansage, dass Franken etwas langsam seien, nimmt der Mann mit den schulterlangen Haaren mit der Erzählung auf, dass er in der Heimat mit Kurzhaarschnitt aufgebrochen sei. Danach spielt er Nonsenstitel zur Gitarre, setzt sich mit Ballermann und anderen Themen auseinander, vor allem aber mit dem umstrittenen Oma-Song des WDR. Den münzt er gleich auf Greta Thunbergs Oma um, die erst mit dem Fahrrad durch den Hühnerstall strampelt, sich später aber auf einem Kreuzfahrtschiff wiederfindet, viel Plastik benutzt, geschockt und verwirrt auch noch eine Batterie ins Meer wirft und damit auch zur „Umweltsau“ wird, was die Zuhörer im Hamer unisono offensichtlich komisch finden.
Neues Publikum an neuer Spielstätte
Wie am Rande zu hören ist, sorgt die Ausweichspielstätte durchaus auch für neues Publikum. Viele Eichener hätten ihr erzählt, jetzt durch den kurzen Weg eher zu Veranstaltungen zu gehen, als vorher, berichtet Heike Ritter von „Kreuztal Kultur“.
Lutz von Rosenberg Lipinsky gibt dem Publikum einen guten Rat mit auf den Weg. Wer seine „Alte“ gern loswerden wolle, solle mit ihr reden. Seine Beziehung halte schon ewig, weil er kaum zu Hause und ständig unterwegs sei, grummelt der Hamburger, lässt sich wie Landsmann Ole Lehmann über die Eigenarten der Norddeutschen aus und philosophiert über Für und Wider verschiedener Regierungsformen. Letztlich ist er ein Verfechter der Demokratie, wirbt um Verständnis für Mecklenburg-Vorpommern – „Ich mache da auch Urlaub und werde immer braun. Vorübergehend!“ – und singt sich den Frust über die Unfähigkeit der Regierenden in abgewandelten Schlagern von der Seele.
Maxi Gstettenbauer regt sich über die schlechte Beleuchtung in Kreuztal auf
Im zweiten Teil lässt sich Patrizia Moresco ausgiebig keifend über alles aus, was mit Smartphones und der App-Sucht des modernen Menschen zu tun hat. Ole Lehmann hat die Schwäbin mit italienischen Wurzeln mit ein paar Anekdoten darüber eingeleitet, dass sich die Schwaben mit ihrer komischen Sprache in Berlin breitmachen und er jetzt mit diesen Ausländern leben muss, die Weckle statt Schrippen sagen, selbst die noch zu Schripple machen und mit Spätzle um sich werfen. Moresco hält sich zurück in Sachen Mundart, die aber dennoch erkennbar ist, dafür weniger mit ätzender Kritik an Mitmenschen, der Welt und vor allem Trump. Mit anderen Menschen vernünftig zu kommunizieren, das gebe es ja kaum noch, bedauert die Künstlerin, ist aber schon dankbar, dass sie niemanden im Publikum mit Smartphone sieht. Andererseits: „Ich hab’ auch kein Abitur. Aber Sie zahlen Eintritt, um mich zu sehen.“
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Ein Gag, den auch Maxi Gstettenbauer noch ähnlich bringt. Der kommt aus Bayern, regt sich furchtbar auf, dass die Beleuchtung in Kreuztal so schlecht sei, „dass ich die Location kaum gefunden habe!“ Viermal sei er am Parkplatz vorbei und dann noch zigmal im Kreis gefahren. Später geht es um Hochzeiten und den Druck eines jungverheirateten Mannes, es Nachbarn und Freunden beim Kinderkriegen nachzutun. Mit ziemlich drastischen Bildern, „das ist nun mal mein Humor!“ Er kann sich aber auch darüber wundern, dass es an der Tanke seit kurzem „Lion to go“ gibt, Schokoriegel zum Mitnehmen also. Endlich müsse sich niemand mehr dafür irgendwo niederlassen, stellt Gstettenbauer unter lautem Gelächter fest.
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