Eichen. Mit „Perfect Day“ zeigt der Sänger, Musiker und Entertainer Tom Gaebel in Kreuztal die ganze Bandbreite seines Könnens. Vorprogramm: Maya Fadeeva
„Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt…“ Man ist geneigt, dieses geflügelte Wort aus Schillers „Wallenstein“ zu zitieren. Doch der Meister hatte seine 30-minütige Verspätung angekündigt und stand mit Weinglas und Lackschuhen mit seinen Musikern auf die Sekunde pünktlich auf der Bühne des Eichener Hamer, die in Sachen Aufbau und Lichtkunst einen Hauch von Las Vegas ausstrahlte.
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Und Tom Gaebel legt los, wie man ihn seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten kennt. Mit einer Stimme, die mit Wärme und Intimität das Publikum verzaubert und die ihn in die erlesene Reihe der „Crooner“ vom Schlage Dean Martin und Bing Crosby gehievt hat. Und natürlich auch die seines eigentlichen Helden: Frank Sinatra. Doch Gaebel in die Schublade der vielen Sinatra-Kopierer stecken zu wollen, greift zu kurz. Auch die frühere Bezeichnung „Dr. Swing“ trifft es nicht ganz. Er begeistert sein Publikum mit Vielseitigkeit, die ihresgleichen sucht.
Tom Gaebel beherrscht die Posaune aus dem Musikstudium noch
Natürlich mit herrlich altmodischem Swing („The best things in my life are free“), aber auch mit lupenrein knackigem Jazz bei „Eye of the Tiger“, einem Titel seiner neuesten CD „Perfect Day“. Tom Jones’ „Help Yourself“ interpretiert er ebenso hinreißend wie Sam Cooks „Wonderful World“. Ein Samba- und Bossa-Nova-Medley, bei dem sich Gaebel nur von Gitarrist Martin Feske begleiten lässt, gehört zu den stilleren Momenten. Da ist er ganz Entertainer, der augenzwinkernd hören lässt, dass sich neben dem „Girl from Ipanema“ auch Doris Days „Fly me to the moon“ oder Sinatras „I’ve got you under my skin“ als Bossa Nova sehr gut anhören. Und er freut sich, dass das Publikum geschlossen mitklatscht. Natürlich auf die Eins. Setzt aber direkt einen musikalischen Gegenpol im Rockabilly-Stil der Baseballs.
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Ohne seine Musiker wäre das alles nichts. Das weiß Tom Gaebel und darum bezieht er sie in seine Show ein, wo immer es geht. Natürlich den großartigen Saxofonisten Frank Sackenheim, aber auch den Tastenzauberer Lars Duppler, mit dem er einst Musik auf den Straßen Kölns und Düsseldorfs machte, und immer wieder den schwergewichtigen Richie Hellenthal, der als Duett-Partner gesanglich und mit der Posaune brilliert. Wobei auch Gaebel selbst hören lässt, dass er einst im Musikstudium dieses Instrument als Hauptfach hatte.
Tom Gaebel liefert natürlich auch eine Hommage an Frank Sinatra
Das Ende des Konzerts ist dann eine einzige Hommage an Frank Sinatra, sein großes Vorbild. Bei „Ol’ Man River“, jenem schwermütigen Lied über den Mississippi, hört man noch einmal alle Facetten seiner Stimme, von gefühlvoller Tiefe bis zu dramatischer Höhe und nach Sinatras Lebensbeichte „My Way“ bleibt den begeisterten Zuhörern nur noch eins: Die Verbeugung vor Tom Gaebel. Einem Künstler, der viel mehr ist als „nur“ ein Sänger. Nämlich ein Entertainer, der mit Leichtigkeit, Lässigkeit und Coolness Können und Show verbindet.
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Übrigens war Maya Fadeeva im Vorprogramm mehr als nur ein Lückenfüller: Mit ausdrucksstarker Stimme, von einem hervorragenden Pianisten und Tom Gaebels Bassisten begleitet, legt sie die musikalische Messlatte hoch: Mit Judy Garlands „Somewhere over the Rainbow“ etwa. Andere Titel aus eigener Feder interpretiert sie jazzig-swingend mit einem guten Schuss Improvisation. Das Publikum ist begeistert. Von dieser jungen Künstlerin möchte man in Kreuztal mehr hören.
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