Siegen. Mariengesellschaft und Kreisklinikum Siegen gründen die Klinikservice Siegerland: Mahlzeiten für zwei Krankenhäuser und sechs Pflegeeinrichtungen

Größer ist in Siegen vermutlich nur noch die Mensa-Küche des Studierendenwerks an der Uni: 6000 Mahlzeiten täglich, Frühstück, Mittag- und Abendessen, werden ab Montag für Kreisklinikum, St. Marien-Krankenhaus und sechs Pflegeeinrichtungen der Mariengesellschaft in der neuen Zentralküche der Klinikservice Siegerland zubereitet. Die beiden Krankenhäuser haben zusammen 12 Millionen Euro investiert – ein weiterer Schritt hin zu mehr Kooperation im Gesundheitswesen, wie die Geschäftsführer beider Häuser betonen.

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Die Vorgeschichte:

Die Sanierung ihrer Küchen stand für beide Krankenhäuser ohnehin an. Eine Modernisierung im Bestand zuzüglich der Kosten für eine Interimslösung während der Bauphase hätte ebenfalls enorme Summen verschlungen, man einigte sich auf das Kooperationsprojekt. „Wozu so ein Invest alleine stemmen, wenn wir es zusammen tragen können?“, sagt Bertram Müller, Geschäftsführer des Kreisklinikums. Ursprünglich war außerdem die katholische Hospitalgesellschaft Olpe mit im Boot, die aber aus den Planungen ausstieg, als sich abzeichnete, dass die Großküche nicht im interkommunalen Gewerbegebiet Hüppcherhammer auf der Kreisgrenze angesiedelt werden würde – das eine war den Siegenern, das andere den Olpern zu weit entfernt von ihren Kliniken.

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Neuer Standort der nunmehr zwei Partner wurde die ehemalige Brotfabrik der Bäckerei Harr an der Daimlerstraße, die 1984 von Helmut Siebdrat und seinem Sohn Hermann für damals 3,5 Millionen Mark gebaut wurde, die Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer Mariengesellschaft, für ihre wegweisende Einrichtung der ersten Großbäckerei der Region würdigte. „In gewisser Weise setzen wir hier Ihr Lebenswerk fort.“ Vor allem für das Marienkrankenhaus sei die Entscheidung eine Zäsur – immerhin habe man Jahrzehnte eigenes Vieh gehalten und geschlachtet, selbst Pflanzen angebaut und Brot gebacken.

Mehr als zwei Jahre Planungs- und über 15 Monate Bauzeit verschlang das Vorhaben, wegen diverser Verzögerungen – unter anderem lief einer defekten Pumpe wegen der Keller voll – wurde die Küche nicht wie ursprünglich geplant Mitte 2019 fertig.

Die Leistungsfähigkeit:

Alle 81 Mitarbeiter der früher zwei Krankenhausküchen sind ohne irgendwelche Einbußen von der neuen Gesellschaft übernommen worden. „Hier arbeitet eine echte Mannschaft, es ist nicht mehr erkennbar, wer von wo gekommen ist“, freute sich Müller. Es sei eine Mammutaufgabe, zwei große Krankenhäuser und die angeschlossenen Einrichtungen passgenau zu versorgen, betonte Winkelmann.

Weg von Konfrontation

Die Großküche füge sich ein in eine Kette von Kooperationen, auf die einige der Siegener Krankenhäuser zunehmend statt Konfrontation setzten, so Landrat Andreas Müller. Das betreffe etwa die gemeinsame Pflegekraft-Ausbildung oder Dienstleistungen wie Apotheken und Labor. „Ein Meilenstein“, findet Müller, der nicht der letzte bleiben werde.

„Wir lernen nicht mehr nur gemeinsam, wir kochen und essen jetzt auch gemeinsam“, so Hans-Jürgen Winkelmann. Das zeige das gegenseitige Vertrauen der Träger.

Auf 2000 m2 wird nach dem sogenannten „Cook&Chill“-Verfahren gekocht: Die Mahlzeiten werden zubereitet, heruntergekühlt, transportiert und vor Ort an den „Verbrauchsstellen“ regeneriert, wie es im Fachjargon heißt: „Die schonendste Variante, weil Vitamine erhalten bleiben“, betont Müller. Dabei werden nicht nur die regulären Mahlzeiten bzw. Menüs hergestellt, sondern auch Schonkost entsprechend der Speisepläne für die Patienten, die zusammen mit den Diätassistenten der Kliniken entwickelt werden. Das können täglich bis zu 20 verschiedene Kostmöglichkeiten sein. „Die Anstrengung hat sich definitiv gelohnt“, meinte Investor Thomas Fries. „Die Küche ist ein Vorbild für andere.“

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