Siegen. Im Siegener Lyz geben Christa Weigand und Bernd Michael Genähr ihre Abschiedsvorstellungen: „Adieu mit Ö“.

Man wird sie vermissen: Ursel, jenseits der Wechseljahre, mit Dutt, roter Jacke, Handtasche, Faltenrock und Gesundheitsschuhen – und ihrer Ursiegerländer Schläue. Herrn Genähr, den weltgewandten Lebemann, Liedermacher und Reimer, den Schelm mit seinem feinen ironischen Wortwitz.

Und natürlich auch Arthur, diesen verschlagenen Knurz im blauen Arbeitskittel und mit Raucherhusten, der seinen Hanomag mehr liebt als seine Frau. Drei Jahrzehnte durfte man sie gemeinsam genießen, mit ihnen lachen, manchmal so heftig, dass einem die Tränen kamen. Doch diese Zeit geht vorbei. Ihr letztes Programm läuft dieser Tage.

Ursels Begrüßung: „Ahoi auf dem Abschiedsdampfer.“ Er im Kapitänslook: „Tach mit Ach.“ Und dann packen sie vieles aus, was sie so unvergleichlich gemacht hat. Etwa das Titanic-Motiv: „Herr Genähr, mach mir die Reling.“ Der gerät mächtig ins Schwitzen. Das ging vor zehn Jahren noch leichter. Ursels Dank: „Du warst und bist ein schöner Leonardo.“

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Zu ihrem Best-of-Programm zählt auch ein wohl klingendes Duett über den Wind der Veränderung, begleitet von Karl Parchow, dem Mann für den Rhythmus und seit gefühlter Ewigkeit dabei (Ursel: „Mein Kollege aus dem Trommel- und Becken-Bereich mit hoher Trefferquote“) und Giu Todaro, der Tausendsassa an den Tasten.

Termine

Die allerletzten Vorstellungen von „Adieu mit Ö“ mit Christa Weigand und Bernd Michael Genähr im Siegener Lyz sind am Donnerstag, 2. Januar, Freitag 3. Januar, jeweils um 20 Uhr, an den Sonntagen, 5. und 19 Januar, jeweils um 19 Uhr, und am Mittwoch und Donnerstag, 29. und 30. Januar, jeweils um 20 Uhr.

Herrn Genährs „Großer Grubengesang“ entstand erst kürzlich nach seinem Besuch des Reinhold-Forster-Erbstollens in Niederschelden und wird vom Rudel-Gemurmel des Publikums freundlich unterstützt. Natürlich sind viele absolute Klassiker im Abschiedsprogramm. Etwa Arthurs „Tabukasten“, ein Zettelkasten, in den jeder seiner Männerfreunde Fragen zu Themen hineinwerfen kann, über die man in der Öffentlichkeit nicht gerne spricht. Und damit keiner merkt, von wem die Fragen kommen, gibt es eine Regel: Jeder schreibt mit links. Beispiele: „Wat könnte ich mit meiner Frau sprechen und wat ziehe ich dazu an?“ oder das Thema Homo-Ehe.

Unschlagbar: Arthurs philosophische Betrachtungen über den Zusammenhang von weiblichen Balzsignalen und dem Eisprung. Und auch, wie er seine Frau zu einer erotischen Treckerfahrt überredet.

Über Nieder- und Obersetzen

Dazu seine Einblicke in den Raucherclub im Backes mit den Versuchen, sich mit Zäpfchen der Marke „Reval Rektal“ das Rauchen abzugewöhnen. Herr Genähr erinnert sich: Eigentlich sei er ja wegen der Brautschau ins Siegerland gekommen. Doch das sei vor allem an der Sprache gescheitert: „Rein sprachlich ist der Niedersetzener für den Obersetzener ein Aussätziger.“ Sein stärkstes Lied ist eins aus früheren Programmen: ein Liebeslied, gespickt mit den heimischen Dialekten von Niederdresselndorf bis Bühl.

Ursels Erinnerungen gehen auch in Richtung des verqueren Pietismus in den evangelischen Vereinshäusern, wo Kinder zur Belohnung, dass sie mitkamen, „Bombchen bekamen, die so klebrig waren wie die Wanderprediger“, die bevorzugt Kinder in die Arme nahmen und mit „Hölle, Hölle, Hölle“ drohten. Manchmal ist Realität halt Satire.

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Abschied ist immer auch mit Wehmut verbunden. Christa Weigand, Bernd Michael Genähr einschließlich ihrer musikalischen Begleiter Karl Parchow und Giu Todaro lassen davon bei sich selbst wenig aufkommen. Auch, weil sie bei ihrem letzten Programm vor allem auf gute Unterhaltung und Lachen setzen. Und das taten die Zuschauer im ausverkauften Lyz ausgiebig. Das letzte Wort hatten die Beiden natürlich selbst: „Adieu mit Ö.“

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