Siegen. Christa Weigand und Bernd Michael Genähr – alias Ursel oder Artur und Herr Genähr – machen Schluss: Das nächste Programm wird ihr letztes sein.

Sie gehören zum regionalen Kulturleben wie der Dom zu Köln, das Krönchen zu Siegen oder das Toupet zu Heino: Christa Weigand und Bernd Michael Genähr. Keine anderen Künstler haben häufiger auf heimischen Bühnen gestanden als sie. Und damit soll demnächst Schluss sein? Viele Siegerländer können sich nur schwer mit diesem Gedanken abfinden. Doch ihr nächstes Programm wird definitiv ihr letztes sein.

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Kennengelernt haben sich Christa Weigand und Bernd Michael Genähr 1986 beim Studentenkabarett „Widerha(r)ken“. Sie, die in Niedersetzen Geborene, die zunächst als Buchhändlerin und Verlagskauffrau arbeitete, und er, der aus Soest stammt, als Speditionskaufmann arbeitete und Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft studierte. Ihre Karriere als Duo begannen sie in Fußgängerzonen mit Musik-Comedy und lernten dabei, wie wichtig Interaktion mit dem Publikum ist.

Ein Bild aus früheren Tagen – noch ohne Dutt.
Ein Bild aus früheren Tagen – noch ohne Dutt. © Wolfgang Leipold

Die Figur des Artur, ein Siegerländer, wie er knorriger nicht sein könnte

Sie gewannen Preise bei Festivals und erlebten einen weiteren Durchbruch, als sie 1991 vom Fernsehen entdeckt wurden und zwei Jahre lang fester Bestandteil in „Südwestfalen heute“ waren. Damals entstand auch die Bühnenfigur „Ursel“, eine Siegerländerin mit Dutt und roter Strickjacke. Die Handtasche kam erst später dazu, nachdem eine Zuschauerin feststellte: „Dir fehlt was.“ Drei Modelle hat sie inzwischen, alle geschenkt: „Die Schwarze ist meine Sonntagstasche.“ Nachdem sie 28 Jahre mit der ersten Jacke auskam, brauchte sie vor zwei Jahren eine neue: „Sie war eingelaufen, ich ausgelaufen.“

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Ein „Weigand und Genähr“-Programm ohne Ursel? Undenkbar. „Ich habe mich als Mensch entwickelt und Ursel mit mir zusammen. Wir sind älter, aber immer lebendiger geworden.“ Ein echter Siegerländer, und zwar so schlaumeierhaft und knorrig wie nur er sein kann, ist Artur, Christa Weigands zweite bevorzugte Rolle. „Ich wollte manches deftiger erzählen und das ging mit Ursel nicht“, sagt sie. Und Bernd Michael Genähr ergänzt: „Als Frau einen Mann zu spielen, der ein veraltetes Frauenbild hat, ist besonders spannend.“

Herr Genähr blickt mit leiser Ironie auf das Siegerländer Geschehen

Er selbst ist Zugereister, mit „distanziertem, interessierten Blick auf das hiesige Geschehen“, das er als kongenialer Partner von Ursel und Artur mit leiser Ironie mit der ihm eigenen Lyrik und Musikalität kommentiert. Nie boshaft, immer voller Sympathie zu seiner neuen Heimat und ihren Bewohnern. Für Christa Weigand ist ihr Partner die Bühnenfigur „Herr Genähr“, zu der sie in einer Kombination von Distanz und Nähe aber „Du“ sagt.

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Und diese Rollenverteilung wird auch in ihrem allerletzten Programm funktionieren. Einem „Best of“ aus fast drei Jahrzehnten gemeinsamen Bühnenschaffens, in dem sie sich in die Herzen der Siegerländer gespielt haben. Mit einem Rückblick auf Nummern und Szenen, die ihnen selbst und ihrem Publikum Spaß machen. „Unser Abschied soll schön und lustig werden, ohne Melancholie und Trauer“, sagen beide.

Christa Weigand und Bernd Michael Genähr mit Hündin Leni: Kennengelernt haben sie sich 1986 beim Studentenkabarett.
Christa Weigand und Bernd Michael Genähr mit Hündin Leni: Kennengelernt haben sie sich 1986 beim Studentenkabarett. © Wolfgang Leipold

Kurzinterview mit Weigand und Genähr: „Unser Abschied ist okay“

1. Warum hört ihr jetzt auf?

Christa Weigand: Ich habe alles getan und gemacht, was ich mit „Weigand und Genähr“ tun konnte. Jetzt ist es gut und ich kann es beenden.

Bernd Michael Genähr: Ich hätte noch ein Programm anhängen können. Aber unser Ende ist okay. So kann ich mich mit Neuem intensiv und exzessiv beschäftigen.

2. Wie wird Eure Zukunft aussehen?

Weigand: Als Theatertherapeutin arbeite ich schon länger, ebenso als Coach. Ich habe daneben noch viele Ideen und jede Menge Energie für neue Projekte.

Genähr: Ich werde Theaterstücke und neue Songs schreiben, in Schulprojekten arbeiten und mich verstärkt auch der Malerei widmen.

3. War es das jetzt endgültig?

Beide: Man kann uns immer noch engagieren, entweder als Ursel und Artur oder Herrn Genähr, aber am liebsten zu zweit.

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