Hilchenbach. In einer historischen Sitzung tauschen Hilchenbacher Ratsmitgleider von früher und heute Erinnerungen aus. Publikum ist dabei nicht erwünscht.
Die Stadt Hilchenbach hat ihr 50-jähriges Bestehen seit der kommunalen Neugliederung mit einer „historischen Ratssitzung“ begangen. Zu der Sitzung waren die amtierenden Stadtverordneten, die Ratsmitglieder seit 1969 und die früheren Bürgermeister und Stadtdirektoren eingeladen – die Öffentlichkeit allerdings nicht.
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„Besonders die vor der aktuellen Wahlperiode Aktiven nutzten die Gelegenheit, dabei zu sein“, heißt es in der Pressemitteilung, die nach der Sitzung aus dem Rathaus verbreitet wurde. In seiner Begrüßung habe Bürgermeister Holger Menzel deutlich gemacht, warum er diese Feierstunde veranstaltete: „Ich möchte Ihnen danken für ihren ehrenamtlichen Einsatz, mit dem sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer 1969 zusammengefassten Stadt Hilchenbach in den vergangenen 50 Jahren geleistet haben.“
Umstrittenes Kredenbach
Im zweiten Siegerland-Gesetz, das am 1. Januar 1969 in Kraft trat, wurden die Gemeinden des Amtes Keppel (Allenbach, Dahlbruch, Grund, Hadem, Helberhausen, Lützel, Müsen, Oberndorf, Oechelhausen, Ruckersfeld und Vormwald) mit der Stadt Hilchenbach zusammengeschlossen.
Bereits 1959 veröffentlichte das Institut für Raumordung in Bonn „Leitgedanken zur Raumordnung im Siegerland“. Nach dem Bad Godesberger Gutachten wäre auch Kredenbach (heute Kreuztal) ein Stadtteil von Hilchenbach geworden. Kredenbach, das wegen seiner großen Gewerbeflächen im heutigen Industriepark Ferndorftal für Hilchenbach interessant war, musste am Ende allerdings Neu-Lohe an den Hilchenbacher Stadtteil Dahlbruch abtreten.
Berichtet wird von einem Quiz, in dem Menzel anschließend ein paar besonders wichtige Maßnahmen der Stadtentwicklung in Erinnerung rief. Die wenigsten hätten sich erinnern können, dass die erste Ratssitzung 1969 im ehemaligen Restaurant Deutscher Hof stattfand und nur rund 100 Minuten gedauert habe – das heutige Rathaus wurde erst 1977 bezogen, bis dahin dienten abwechselnd der Dahlbrucher Hof und das Hotel Müller als Sitzungsorte.
Weitere Fragen drehten sich unter anderem um die Sanierung der Stadtmitte, die Entwicklung des Ferienhausgebietes in Müsen und den Bau der heutigen Celenus-Klinik. Dabei stellte Bürgermeister Holger Menzel immer wieder Bilder aus der Vergangenheit Aufnahmen des heutigen Stadtbildes gegenüber.hilchenbach- die stadt für die honoratioren
Viele Anwesende hätten festgestellt, dass sich der Ratssaal seit der ersten Sitzung kaum verändert habe, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Allerdings: Der Teppichboden ist neu, er wurde erst vor wenigen Wochen gegen den vier Jahrzehnte alten Bodenbelag ausgetauscht. Auch die Gardinen sind weg: Es habe sich herausgestellt, dass der „Sonnenschutz nicht wieder verwendet werden konnte“, steht zur Erklärung in einer Vorlage für den Bauausschuss, der Mitte Januar über Ersatz beraten muss. Aufgefallen sein dürfte schließlich auch der neue Anstrich, vermutet die Verwaltung.
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Rauchverbot für eine Sitzung
Mit zahlreichen Anekdoten bereicherten die Anwesenden den Vortrag von Holger Menzel, heißt es weiter. Dazu gehörte auch, dass einmal per Beschluss in einer Sitzung ein Rauchverbot ausgesprochen wurde, das aber schon in der nächsten Sitzung keine Gültigkeit mehr gehabt habe. Nicht erwähnt wird die einst opulente Bewirtung mit Frikadellen, Bockwürstchen und auch alkoholhaltigen Getränken: Erst nachdem ein SPD-Stadtverordneter mit einer Bierflasche auf ein Ratsmitglied der Grünen losgegangen war, wurde das Pils, das es am Ende nur noch in den nicht öffentlichen Sitzungsteilen gab, ganz aus dem Ratsaal verbannt.
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„Auch im Anschluss an den offiziellen Teil der Feierstunde nutzten viele Gäste die Gelegenheit, sich mit guten alten Bekannten wiederzusehen und auszutauschen“, berichtet die Verwaltung schließlich. An der Runde nahmen unter anderen mit Gerhard Hirsch (CDU) und Eberhard Menn (UWG) zwei Stadtverordnete der ersten Stunde teil – Menns Tochter Katrin Baldursson-Schütz war später selbst Stadtverordnete der Grünen, bevor sie als Architektin ins Bauamt wechselte.
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Ebenfalls unter die Senioren gemischt hatten sich die früheren Fraktionsvorsitzenden Christoph Heilmann (SPD) und Wolfgang Ruth (CDU), der ehemalige Stadtdirektor Wolfgang Bell und Holger Menzels Vorgänger Hans-Peter Hasenstab.
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