Weidenau. Julia und Tim Shirley eröffnen in einem Kollektiv den ersten Unverpacktladen Siegens. Sie zeigen: Ein Leben ohne Plastik ist möglich und einfach.

Am Anfang war es eine Idee, entstanden aus dem gemeinsamen Interesse einer zehnköpfigen Gruppe an Themen des Umweltschutzes. Am Samstag, 30. November, wird diese Idee zur Realität: Am Hauptmarkt 20 öffnet der erste Unverpacktladen in Siegen. „Reis, Nudeln, Tee, Getreide, Hülsenfrüchte, Hygieneartikel, Waschmittel und vieles mehr“ ,beschreibt Gründerin Julia Shirley das Sortiment.

Aus Theorie wird Praxis

Umweltschutz habe sie immer schon interessiert, war ihr stets sehr wichtig. Gemeinsam mit ihrem Mann Tim besuchte sie wöchentlich den „Freiraum Siegen“, einen Veranstaltungsort für Kunst und Kultur sowie eine Plattform, um über essenzielle Themen zu diskutieren, wie Ökologie und Nachhaltigkeit. Kontakte mit Gleichgesinnten wurden geknüpft und aus dem Austausch und Partizipation in anderen Plattformen fand sich eine Gruppe zusammen.

Auch interessant

Schnell entwickelten sie die Idee, einen Laden zu eröffnen, der auf Verpackung verzichtet. Dort sollten Waren nicht in Plastiktüten, sondern in selbst mitgebrachten Behältnissen mitgenommen werden. Diese werden vor dem Einkauf am Eingang gewogen, das Gewicht am Ende dann wieder abgezogen.

„Wir haben dann relativ schnell beschlossen, eine Genossenschaft aufziehen zu wollen“, sagt Julia Shirley. Ihnen sei es wichtig, den Laden auf „basisdemokratische Grundpfeiler“ zu stellen, in denen die Mitglieder teilhaben und mitbestimmen können. „Das soll ein Projekt von und für die Community sein“, so die 29-Jährige. Das Ziel: Selbst wenn die ursprünglichen Gründer sich eines Tages aus dem Projekt verabschieden sollten, würde der Laden bleiben. Denn es geht den Gründern um mehr als um den Laden als solcher.

Auch interessant

Die Idee, die dahintersteckt, das Wissen um ein nachhaltig geführtes Leben, „ist zentraler Baustein unserer Genossenschaft.“ Es sei Wissen, was „eigentlich früher schon da war, was unsere Großeltern auch noch haben. Dieses Wissen wollen wir wieder zu benutzbarem Wissen machen, es wiederbeleben.“ Ab kommendem Jahr finden deshalb auch Workshops, Seminare und Lesungen zu verschiedenen Themen im Untergeschoss des Ladens statt.

Plastikfrei soll keine Bürde sein

Mit dem Unverpacktladen möchten sie den Kunden zeigen, dass ein plastikfreieres Leben möglich ist, ohne sich verbiegen zu müssen. Wichtig ist ihnen dabei, kein schlechtes Gewissen oder ein Szenario des Verzichts zu vermitteln. Vielmehr soll ein Vertrauensverhältnis geschaffen werden. „Die Kunden sollen sich auf uns verlassen können.“ Darauf, dass die Produkte Bioqualität haben, möglichst aus der Region kommen und dass sie fair gehandelt wurden.

Nach einem langen Prozess, der von der Idee bis zur Suche nach einem passenden Standort, der Sanierung und Umbau sowie Einrichtung des Ladens über zwei Jahre lang andauerte, freuen sich nun alle auf die Eröffnung. Zumal über soziale Medien der Weg bis dorthin transparent dokumentiert wurde. „Wir haben schon viele positive Rückmeldung bekommen. Das spornt an. Gerade zur Eröffnung freuen sich nun alle riesig.“ Auf der Homepage der Gruppe können Interessierte einen Newsletter abonnieren, der über die neuesten Entwicklungen informiert. www.unverpackt-siegen.de

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.