Siegen. Für viele alltägliche Handlungen und Gegenstände gibt es nachhaltige Alternativen – zum Beispiel Kaffeefilter aus Edelstahl.

Klimaschutz ist ein essenzieller Bestandteil unserer heutigen Gesellschaft. Zahlreiche Dokumentationen, Artikel oder Podcasts erklären, wie ein nachhaltiges Leben und Arbeiten funktionieren kann. Die theoretische Aufklärung ist der erste Schritt für ein umweltfreundlicheres Bewusstsein. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Was kann ich als einzelner Studi mit meinem kleinen, monatlichen Budget tun?

Theoretische Nachhaltigkeit

Ich klappe den Laptop zu und nehme meine Wohnung unter die Lupe. Obwohl ich versuche, beim Einkaufen auf Plastik zu verzichten, befinden sich immer noch erschreckend viele verpackte Lebensmittel in der Küche. Auch im Badezimmer sammeln sich einige Kunststoffprodukte an. Dafür achte ich sehr auf eine ökologische Mülltrennung – dachte ich zumindest bis zu diesem Zeitpunkt: In der Papiertonne liegen benutzte Taschentücher, und bei gebrauchter Alufolie scheine ich nach Lust und Laune zu trennen, denn diese befindet sich sowohl im Restmüll als auch im gelben Sack.

Auf den ersten Blick schlägt sich mein nachhaltiges Bewusstsein in der Theorie besser als in der Praxis. Ich nehme mir einen zweiten, detaillierteren Blick vor. Diesmal achte ich in meinem normalen Tagesablauf auf das Umweltbewusstsein in meinem Alltag.

Alltägliche Nachhaltigkeit

Mein Morgen beginnt mit einer Tasse Kaffee. Da fällt mir der Dauerfilter auf, den ich vor rund einem Jahr gekauft habe. Im Vergleich zu Filterpapier kostet das Produkt aus Edelstahl das Dreifache, doch auf die lange Gebrauchszeit gerechnet, rentiert er sich in jeder Hinsicht und reduziert gleichzeitig die Masse an Müll. Während ich mich im Badezimmer fertig mache, springt mir die Seife am Stück ins Auge. Durch ihren Kauf kann ich ebenfalls ohne großen Aufwand oder teure Ausgaben einen kleinen Teil zum Schutz der Umwelt beitragen. Denn im Vergleich zur Flüssigseife verbrauche ich bei der Handseife weniger Inhalt als beim Spender-Mechanismus, so dass diese länger hält. Zusätzlich gibt es die Seife am Stück unverpackt. Allein durch den Kauf einzelner Produkte kann ich also schon einen minimalen Schritt in Richtung nachhaltigeres Leben machen.

Trotzdem ist eine deutliche Mehrheit meiner Hygieneartikel in Plastik verpackt. Das liegt sowohl an fehlenden Ersatzprodukten als auch an meiner Bequemlichkeit. Während ich mich umziehe, gehe ich die einzelnen Kleidungsstücke durch. Der Schrank quillt über und die Hälfte davon ziehe ich gar nicht mehr an. Diese Tatsache brachte mich vor einem halben Jahr zu dem Entschluss. den Klamotten-Konsum einzuschränken und nur noch bei Secondhand-Läden einzukaufen. Dadurch muss ich nicht verzichten, mein Konto gerät nicht ins Minus und gleichzeitig gestaltet sich mein Alltag umweltfreundlicher. Es herrscht Gleichstand auf der Pro-und-Contra-Klimaschutz-Liste.

Routinierte Nachhaltigkeit

Mit dem Bus geht es hoch zur Uni und danach direkt zum Supermarkt. Zwischendurch fällt mir die Trinkflasche ein, die ich jeden Morgen mit Leitungswasser fülle und überall hin mitnehme. Dadurch spare ich das Geld, das täglich für eine Flasche draufgehen würde, und verzichte auf den Plastikverbrauch. Allein die hohe Qualität des Siegener Trinkwassers macht es möglich, nachhaltiger leben zu können.

In der einen Hand habe ich also die aufgefüllte Flasche, in der anderen den Jutebeutel, den ich zum Einkaufen benutze. Auch hier verzichte ich auf den Konsum von Papier- oder Plastiktüten. Allerdings: Im Vergleich zur Produktion einer Plastiktüte verbraucht der Anbau von Baumwolle deutlich mehr Wasser, Dünger und Pestizide. Rund 200 Mal müsste ich damit einkaufen gehen, damit sich der Kauf einer Jutetasche rentiert. Im Supermarkt dann zum ersten Mal Ratlosigkeit: Ohne zu überlegen greife ich sonst immer nach den unverpackten Tomaten. Nun fällt mir auf, dass diese aus der Niederlande stammen. Ich suche das regionale Gemüse und werde schnell fündig: Direkt neben den unverpackten niederländischen liegen die deutschen Tomaten – in Plastik verpackt. Und jetzt? Plastik, dafür regional oder lieber unverpackt, dafür importiert? Ein kleiner Lösungsansatz des Dilemmas wäre der Kauf von regionalen Produkten, während ich gleichzeitig auf das richtige Recyclesystem für den angesammelten Plastikmüll achte. Eine weitere Lösung sind Wochenmärkte: Hier gibt es unverpackte, regionale Produkte, mit denen ganz simpel die leckersten Dinge gekocht werden können – zum Beispiel Ofengemüse.

Meinen Fleischkonsum habe ich seit einigen Monaten auf ein Abendessen pro Woche runtergeschraubt. Durch die Vielfalt vegetarischer und veganer Gerichte stellt dieser Verzicht kaum noch einen wirklichen Verzicht dar. Das Gemüse ist klein geschnitten und muss nur noch im Ofen vor sich hin schmoren. Auf dem Blech liegt das Dauerbackpapier natürlich schon bereit.

Unbewusste Nachhaltigkeit

Ein nachhaltiges Leben setzt nicht bedingt den Kauf teurer Bio-Produkte voraus. Obwohl es noch viele Dinge in meinem Alltag gibt, bei denen mein ökologisches Umweltbewusstsein auf der Strecke bleibt, bin ich erstaunt, wie viel der Einzelne durch minimale Handgriffe für die Umwelt tun kann. Zum Beispiel durch die Nutzung von Ersatzprodukten für den alltäglichen Gebrauch, wie eine Seife am Stück oder einen Dauerfilter aus Edelstahl. Sie halten länger und minimieren somit den Konsum von Einwegwaren. Oder allein eine bewusste, reduzierte Verwendung von Verbrauchsgegenständen.

Das bedeutet, dass ich das Shampoo bei einem Duschgang nicht halb leer mache, sondern sparsam damit umgehe, so dass der Inhalt nicht nach einer Woche aufgebraucht ist. Eine Tätigkeit, die mich weder in puncto Verzicht einschränkt noch einen körperlichen Aufwand fordert und die zur unbewussten Routine werden kann. Minimale Handlungen wie diese erscheinen trivial, dämmen jedoch den Konsum und stellen somit einen Schutz der Umwelt und somit auch der Menschen dar.

Zusätzlich ist ein rücksichtsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen und Industrieprodukten in vielen Bereichen günstiger und zeitsparender. Eine Resteverwertung älterer Lebensmittel erspart mir den Gang zum Supermarkt. Das Shampoo von vor zwei Wochen ist noch voll und um Filtertüten oder Backpapier muss ich mir sowieso keine Sorgen mehr machen. Das Portemonnaie bleibt zu, stattdessen nutze ich die übrig gebliebene Zeit, um mich detaillierter in die Kunst der Mülltrennung einzulesen.