Hilchenbach. Änderungswünsche für das Jugendcafé bleiben unberücksichtigt. Jetzt geht es um einen Kulturentwicklungsplan.

Die Stadt Hilchenbach will den Kulturellen Marktplatz nicht mehr gefährden. Bei einer weiteren Verzögerung des Baubeginns, so deutete Baudezernent Michael Kleber am Mittwoch im Bauausschuss an, könnte das Land die Bewilligung seiner Fördermittel zurückziehen. Beim letzten Ortstermin seien Vertreter der Bezirksregierung „relativ erstaunt“ gewesen, „dass dort noch kein Bagger stand“, berichtete Vorsitzender André Jung (CDU).

Der Bau

Das Jugendforum wirbt dafür, das Jugendcafé auf zwei Ebenen zu bauen, um mehr Bühnenhöhe im Veranstaltungsbereich zu gewinnen. Um barrierefrei zu bleiben, müssten dann eine Rampe und ein Behinderten-WC eingebaut werden, argumentierte die Verwaltung. Für die Rampenlänge fehle der Platz, Plätze für Zuschauer gingen verloren. Dass die vom Jugendforum hinzugezogene Architektenkammer einen Nachtrag zur Baugenehmigung jederzeit für problemlos halte, „hat mich erschreckt“, sagte Kleber, „kann ich nicht nachvollziehen.“

„Wäre es nicht sinnvoll gewesen, die Jugendlichen von Anfang an ins Boot zu holen?“, fragte Betty Roth (SPD). Die Beteiligung habe es gegeben, allerdings auch eine „Deadline“ für Änderungswünsche. Vielleicht, so Baudezernent Kleber weiter, sei dort „das eine oder andere falsch eingeschätzt“ worden. Auch andere Nutzergruppen hätten Zugeständnisse machen müssen, sagte Arne Buch (CDU). So werde die Faustballabteilung des TuS weiterhin nach Kreuztal ausweichen müssen, weil auch die neu entstehende Mehrzweckhalle für diesen Ballsport zu klein ist. Seit 2011 plane die Stadt an dem Projekt. „Das ist nicht vom Himmel gefallen, sondern gewachsen.“

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„Gebt den Jugendlichen, was sie wollen“, forderte Dieter Träger (Linke), „und nehmt dafür ein paar Monate in Kauf.“ Träger wisse, dass damit der Kulturelle Marktplatz scheitern werde, erwiderte Lukas Debus (SPD): „Ich weiß, dass Ihre Fraktion das möchte.“ Und, als Träger widersprach: „Sie stellen sich extra blöd.“ Das über viele Hürden gerettete Vorhaben „auf irgendwelche Deckenhöhen herunterzubrechen, ist völlig irrelevant“, sagte Lukas Debus weiter. So werde die Freude über die Baugenehmigung und den nun Anfang 2020 möglichen Baubeginn für das Zehn-Millionen-Vorhaben „fast schon vermiest“.

Die Kultur

Niemand wolle sich gegen die Jugend stellen, sagte Vorsitzender André Jung (CDU) und rief dazu auf, „positiv ins neue Jahr zu starten“. Jung weiter: „Hier wird etwas Tolles für die Jugend geschaffen.“ Jetzt sei es die „nächste Aufgabe, das Ganze auch mit Leben zu füllen“. Darum geht es bereits am nächsten Montag im Kulturausschuss, der über eine Kulturentwicklungsplanung für Hilchenbach beschließen wird. Der Auftrag soll vergeben werden, wenn im Haushalt der Stadt die zunächst eingeplanten 20.000 Euro zur Verfügung stehen. Über einen „Kulturmanager“ für den Kulturellen Marktplatz soll dann im Januar gesprochen werden.

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Erwartet werden eine Bestandsaufnahme und eine Einschätzung, welche gesellschaftlichen Entwicklungen die Kulturarbeit in Zukunft beeinflussen werden. Darauf aufbauen sollen eine „Kulturvision“, strategische Ziele, Maßnahmen und Projekte sowie eine Zeit-, Aktions-; Finanz- und Personalplanung. In einem ersten Schritt sollen die Hauptakteure im Hilchenbacher Kulturleben gemeinsam mit Verwaltung und Politik beraten, wer an dem Prozess beteiligt wird, wer den Auftrag bekommen soll und wie die Umsetzung der entstehenden Planung gewährleistet wird.

Interkommunal?

Überlegen muss die Stadt, ob sie das Kulturentwickungskonzept gemeinsam mit anderen Kommunen erstellen lässt – nur dann bestehen Aussichten, als Projekt der „Regionalen Kulturpolitik“ mit einem Zuschuss von 50 Prozent aus Landesmitteln gefördert zu werden. Mögliche Partner für Hilchenbach könnten Netphen und Erndtebrück sein. Beginnen dürfte die Stadt dann erst bei Bewilligung der Mittel „frühestens im April 2021“.

Eine Rolle spielen soll das Thema Digitalisierung. Ideen dazu gab es in dem Arbeitskreis, der sich mit einem Hilchenbacher Beitrag zur Südwestfalen-Regionale 2025 befasst: ein Open-Air-Kino für den Kulturellen Marktplatz und eine Vernetzung, die zum Beispiel die Übertragung von Konzerten aus dem Busch-Theater in Dorfgemeinschafts- und Bürgerhäuser ermöglicht. „Ziel dabei ist, die Kultur stadtweit zu den Menschen zu bringen“, heißt es in der Vorlage, „insbesondere auch unter den Gesichtspunkten der unzureichenden Mobilität auf dem Land und des Klimaschutzes“.

Der Schul- und Kulturausschuss tagt am Montag, 25. November, ab 17 Uhr in Stift Keppel.

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