Dahlbruch. Das Innenleben des Kulturellen Marktplatzes wird in Hilchenbach allmählich Thema. Nutzer fragen nach Management.

Die Krone der Eiche, die die Stadt Hilchenbach vor nunmehr fast 30 Jahren auf dem Bernhard-Weiss-Platz zum ersten Tag der Deutschen Einheit gepflanzt hat, hat ihre Kugelform verloren. „Ein Pflegeschnitt“, erklärt Baudezernent Michael Kleber, als er den Besuchern der Bauausschuss-Sondersitzung den Kulturellen Marktplatz an Ort und Stelle erläutert: An der rasierten Stelle stößt die Wand des künftigen Gastronomie- und Saal-Anbaus auf den Baum – aus der Insel des bisherigen Platzes wird der Rand.

Stationen

Im jetzigen Foyer des Theaters steht das Modell. Ein Besucher will sich die Stelle zeigen lassen, wo der Anbau an das Hallenbad mit Fitnessstudio und Sauna entstehen soll. Architekt Reinhard Angelis ist zurückhaltend: „Das muss im weiteren Verfahren geklärt werden, ob und wie das funktioniert.“ Etwas ernüchtert hört sich Ralf Wortmann an, der Bevollmächtigte der Lenne Therme: „Noch ist unklar, ob die Stadt uns diese Fläche überhaupt verpachten wird.“ Den Plan, zumindest den Rohbau schon zu Jahresbeginn stehen zu haben, hat das Unternehmen aufgegeben. Erst am 4. Dezember wird der Rat entscheiden. „Wir werden das ein bisschen nach hinten schieben“, sagt Wortmann, „wir wollen den Kulturellen Marktplatz nicht gefährden.“ Und diese Gefahr, so wird später im Bauausschuss deutlich, droht bei jeder weiteren Änderung des bereits genehmigten Bauvorhabens

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Die große Gruppe geht ins Hallenbad hinein. Die ehemalige Hallenbadgaststätte, die zuletzt als „Rothaarstuben“ firmierte, ist gesperrt, seit die Decke herunterkam. Der Saal ist noch offen – der Bauausschuss wird einer der letzten Nutzer vor dem Abbruch sein. Der Retro-Stil kommt ja wieder, witzelt Vorsitzender André Jung (CDU). Reinhard Angelis, der Architekt, will solch positive Anmutung lieber nicht aufkommen lassen. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass sich hier die Sinnhaftigkeit des Neubaus erschließt. Wir sind schließlich kurz davor zu bauen.“

Die Idee

Angelis macht die Idee des Kulturellen Marktplatzes anschaulich: In den Sälen von Theater und Kino, in der Mehrzweckhalle, im Hallenbad , in der Gaststätte, in den Gruppenräumen des Hauses der Alltagskultur und im Jugendcafé sollen sich die verschiedenen Nutzergruppen begegnen und „auch mal was Gemeinsames versuchen“. Angelis spricht von einem „lebendigen Ort zu jeder Zeit des Tages“. „Ich hoffe, dass Sie alle zusammen auf neue Ideen kommen“, sagt Baudezernent Michael Kleber und – auch mit Blick auf das Jugendforum, das die junge Generation zu wenig berücksichtigt sieht: „Das bedeutet Öffnung, aber auch Rücksichtnahme.“

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Unter Nutzern und Vertretern der Politik wird Skepsis hörbar, ob sich solches Zusammenspiel von allein einstellt: Ein richtiges Management für das Haus „wäre nicht schlecht“, meint Carlos Garcia (Grüne). Bürgermeister Holger Menzel hat bereits Vorstellungen, wo das angesiedelt werden könnte: Es gebe geeignete Stellen im Rathaus – gemeint sind wohl die Beauftragte für bürgerschaftliches Engagement, die Senioren-Service-Stelle, das Kinder-, Jugend- und Familienbüro und/oder das Kultur-Team, das auch den Gebrüder-Busch-Kreis managt. Dr. Jochen Dietrich, stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins, würde die Organisation lieber den Nutzergruppen überlassen: „Das muss aus dem Haus heraus passieren.“

Die Umsetzung

Reinhard Angelis ist vorsichtig, als er nach einem konkreten Zeitplan gefragt wird – nicht nur, weil auch die Einigung über das Jugendcafé und mögliche Änderungen an der Planung noch Zeit kosten könnte. Die Bauaufträge müssen EU-weit ausgeschrieben werden, die gut ausgelasteten Baufirmen („Alle haben bis zum Anschlag zu tun“) könnten teurer werden, als es das 10-Millionen-Euro-Budget zulässt. Also: Im Januar, Februar wird mit dem Abbruch der Turnhalle begonnen, 2022 ist alles fertig. „Eine klare Aussage bekommen Sie, wenn ich die ersten Ausschreibungsergebnisse auf dem Tisch habe.“

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