Siegen. Gegen den Trend im Land bleiben Gymnasien in Siegen offen für die Förderung von Kindern mit Lernbehinderung.
Auch im nächsten Schuljahr werden zwei städtische Gymnasien „Schulen des gemeinsamen Lernens“ sein und auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufnehmen. Vorgesehen sind dafür das Peter-Paul-Rubens- und das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium. Nicht mehr auf der Liste steht das Gymnasium Am Löhrtor. Dort waren in diesem Jahr mehr Fünftklässler angemeldet worden, als überhaupt aufgenommen werden konnten. Wenn mindestens zwei Förderkinder in der Klasse sind, kann die Klassenstärke (und damit die Aufnahmekapazität) reduziert werden. Davon machen Schulen in der Regel auch Gebrauch.
Was ist das Besondere an Inklusion an Gymnasien?
Nach dem Grundgedanken der UN-Behindertenrechtskonvention gar nichts. Das Land NRW hat das gemeinsame Lernen allerdings schon 2018 wieder zurückgefahren. An Gymnasien soll nur noch „zielgleich“ gefördert werden: also Kinder mit Problemen bei Sprache, emotionaler und sozialer Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sehen, körperlicher und motorischer Entwicklung, die dem gymnasialen Lehrplan folgen und das Abitur anstreben. „Zieldifferent“ sollen Kinder nur noch an den anderen weiterführenden Schulen gefördert werden. Kinder mit Problemen beim Lernen oder der geistigen Entwicklung werden nach einem individuellen Lehrplan unterrichtet und machen nicht den Abschluss der jeweiligen Schulform.
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Unter welchen Bedingungen darf Inklusion am Gymnasium stattfinden?
Zielgleich immer. Zieldifferent dann, wenn die Kapazität an den anderen weiterführenden Schulen nicht ausreicht. Dann aber auch nur, wenn mindestens sechs Kinder in einer Gruppe aufgenommen werden – an den anderen Schulen reichen drei Kinder.
Vor allem Lernen
Insgesamt werden in diesem Schuljahr 278 Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen in Siegen sonderpädagogisch gefördert.
Davon werden 119 mit dem Förderschwerpunkt Lernen zieldifferent unterrichtet.
Wie sind die Voraussetzungen in Siegen?
Für die Vorplanung sind 92 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeldet worden, die meisten kommen aus den 4. Klassen von Grundschulen, 11 von einer Förderschule. „So viele werden es erfahrungsgemäß nicht“, schätzt Schuldezernent André Schmidt. In den insgesamt 20 5.Klassen Klassen von Haupt-, Real- und Gesamtschulen ist Platz für 60 Förderkinder. Demnach müssen noch bis zu 32 Plätze an den Gymnasien vorgehalten werden. Zusätzlich zu FJM und PPR kann auch noch das Gymnasium Auf der Morgenröthe einzelne Kinder der Förderschwerpunkte Emotionale und soziale Entwicklung, Sprache und Sehen zielgleich unterrichten.
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Wie verteilen sich die Kinder auf die verschiedenen Schulformen?
59 Kinder sind mit den Förderschwerpunkten „Lernen“ und „Geistige Entwicklung“ vorgemeldet. Sie werden zunächst nicht auf einen regulären Schulabschluss vorbereitet – viele werden aber dennoch ein Gymnasium besuchen müssen. Denn den Vortritt haben die Eltern der zielgleich geförderten Kinder, bei denen es auf den Schulabschluss und damit auch auf die passende Schulform ankommt. Diese entscheiden sich aber, so weiß es André Schmidt aus der Erfahrung der letzten Jahre, für die Gesamtschule, sodass die Kontingente dort als erste erschöpft sind.
Welche Alternative gibt es?
Dass Kinder mit Lern- oder geistiger Behinderung in Klassen mit Gleichaltrigen zusammengebracht werden, die den anspruchsvollsten Unterrichtsstoff bewältigen müssen (am Gymnasium für das Abitur), ist nicht nur an den Gymnasien selbst umstritten. Die Stadt könnte, um den Rückgriff auf die Gymnasien zu vermeiden, auch Schwerpunktschulen für die sonderpädagogische Förderung einrichten. Das will sie aber nicht, stellt Schuldezernent Schmidt klar. „Das wäre nichts anderes, als an einer Regelschule einen Förderschulzweig einzurichten. Das widerspricht der Idee des gemeinsamen Lernens.“
Wie sieht es an den Grundschulen aus?
Sonderpädagogischer Förderbedarf wird oft nicht vor der Einschulung, sondern erst in den ersten Schuljahren festgestellt. Alle Grundschulen im Stadtgebiet sind Schulen des gemeinsamen Lernens, die Förderschwerpunkte sind unterschiedlich.
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