Müsen. Die Bäckerei Höfer in Müsen macht zu. Am Freitag, 15. November, ist Abschiedsfest.

In den 60er und 70er Jahren gab es in Müsen fünf Bäckereien. Heute ist es nur noch eine. Die Bäckerei Höfer an der Hauptstraße 92 wird in der fünften Generation von Bäckermeister Thomas Höfer geführt. Aber nur noch bis zum übernächsten Freitag. Am 15. November können die Kunden ein letztes Mal Brötchen, Brot und die leckeren Backwaren einkaufen.

Thomas Höfer schließt nach reiflicher Überlegung sein Unternehmen. Zum einen aus gesundheitlichen Gründen. Zum anderen, weil der Bäckermeister keinen Nachfolger gefunden hat. 1996 hat er das Unternehmen von seinem Vater Ludwig Höfer übernommen. In der Backstube selbst steht er schon seit einigen Jahren nicht mehr. Volker Stichel, Wiebke Hänkel und Mai Mai Liang übernehmen jede Nacht die Arbeit dort.

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„Schon vor zwölf Jahren waren wir auf der Suche nach einem Bäcker. Und schon da war es sehr schwer überhaupt Mitarbeiter im Bäckereihandwerk zu finden“, erinnert sich Thomas Höfer. Auf eine Stellenanzeige bewarb sich daraufhin seine jetzige Mitarbeiterin Mai Mai Liang. „Die aus China stammende Frau kam zum Vorstellungsgespräch, stand mit mir in der Backstube und schaute mir bei der Arbeit zu. Irgendwann sagte sie. ´Du Chef? Denn Chef hat immer dicken Bauch, wie in China’“, zitiert Thomas Höfer lachend. „Sie war sehr interessiert und konnte gut arbeiten. Da haben wir uns für eine Zusammenarbeit entschieden. Ein guter Schritt.“

Das Ende ist schon lange geplant

Thomas Höfer selbst beliefert seit einiger Zeit nur noch die Filialen. „In den Spitzenzeiten hatten wir acht Filialen. In den letzten fünf Jahren haben wir aber immer mehr Geschäftsstellen abgebaut. Wir wussten ja schon länger, dass wir unseren Betrieb aufgeben wollen“, so Höfer, der zusammen mit seiner Mutter Anneliese Höfer zum Gespräch mit dieser Zeitung in die alte Küche bittet. Direkt nebenan bedient Martina Hoffmann die Kundschaft. Bärbel Haschke, Hannelore Dömer, Irene Rennig und Martina Weißgerber sind die guten Seelen hinter der Ladentheke. Elvira Giesler ist sogar schon seit 40 Jahren mit im Team. Sie alle haben das Vertrauen der Kundschaft zu ihrem Bäcker in den vielen Jahren aufgebaut. „Denn wer beim heimischen Bäcker einkaufen geht, möchte nicht nur gute Backwaren kaufen, sondern dem gefällt auch der persönliche Service“, sagt Thomas Höfer, „man kennt sich einfach und das genießt die Kundschaft.

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Bis vor einigen Jahren stand auch seine Anneliese Höfer noch selbst hinter der Ladentheke. Heute hilft sie nur noch gelegentlich aus, wenn Not am Mann ist. Doch auch ihr setzt die Gesundheit Grenzen. Thomas Höfer beklagt sich nicht. Auch wenn man ihm deutlich anmerkt, wie schwer das Laufen fällt. Es sind die Beine, die Gelenke, die Knie, die ihm Probleme bereiten. Zeit zum Auskurieren und Erholen hat er bisher nicht. Der Chef muss selbst ran, wenn – wie überall im Handwerk – Fachpersonal fehlt. „In Spitzenzeiten hatten wir bis zu 37 Mitarbeiter.“

Traum von der neuen Freiheit

Urlaub hatte Thomas Höfer nicht mehr, seit er 1996 die Leitung des Betriebs übernommen hat. Das möchte er ändern. Und er hat auch schon Pläne für die Zukunft. Wenn er wieder ganz gesund ist, will er viel reisen. „Auch mit dem Motorrad viele Städte sehen. Die Honda Shopper habe ich mir vor 14 Tagen schon gekauft. Die steht in der Garage“, erzählt Thomas Höfer. Mit einem Freund möchte er viele Touren fahren. „Kanada ist unser Traum.“

Abschied mit Musik

Am 15. November wird es ab 15 Uhr es eine offizielle Abschiedsfeier geben. Mit dem Musikverein Müsen und vielen Gästen, die neben Schwarzbrot, Laugenecken und all den anderen Backwaren auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bäckerei Höfer vermissen werden.

Thomas Höfer denkt schon an die neu gewonnene Zeit, die er ab übernächsten Freitag haben wird. Viele seiner Mitarbeiter haben bei anderen Bäckereien einen neuen Arbeitsplatz gefunden. „Ich möchte mich natürlich sehr bei unseren Kunden und meinen Mitarbeitern bedanken. Denn ohne all diese guten und freundlichen Menschen wären wir gar nicht so lange so erfolgreich gewesen.“ Am übernächsten Dienstag ist die Bäckerei, die 1860 von Ludwig Schneider aus Bad Berleburg gegründet wurde, Geschichte.

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