Siegen/Freudenberg. Prozess vor Landgericht Siegen: „Habe ich es richtig gemacht? Ist der Kerl verreckt, muss ich noch mal ansetzen?“ habe der Angeklagte gefragt.

Am dritten Verhandlungstag gegen den 25-jährigen Freudenberger G., der unter anderem vor einem Jahr einen vermeintlichen Nebenbuhler mit dem Messer attackiert haben soll, werden drei Polizisten gehört, die dem Angeklagten ein ernstes Problem bereiten könnten.

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Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Alle Zeugen berichten aber übereinstimmend von Äußerungen des Mannes, die einen bedingten Tötungsvorsatz annehmen lassen könnten.

Blutiges Küchenmesser ragt aus dem Rucksack

„Wie geht es ihm? Habe ich es richtig gemacht? Ist der Kerl verreckt, oder muss ich noch mal ansetzen?“ Diese Fragen soll G. mehrfach gestellt haben, nachdem er am 13. Oktober 2018 in der Nähe des Hauses seiner Mutter von fünf Polizisten gestellt und festgenommen wurde. Die Mutter hatte am Dienstag ausgesagt, ihr Sohn habe sich freiwillig und widerstandslos ergeben.

Die Zeugen werden präziser: G. habe auf dem Gehweg gestanden, aus seinem Rucksack ein blutiges Küchenmesser geragt. Er habe den Rucksack zur Seite und ihnen ein blutiges T-Shirt entgegengeschleudert; gerufen, dass er den anderen in den Hals gestochen und hoffentlich getötet habe.

Morddrohungen gegen seine Mutter

Dann soll er sich nackt ausgezogen, auf den Bauch und die Hände zur Fesselung auf den Rücken gelegt haben. Dabei kam es zu Morddrohungen, unter anderem gegen die Mutter, zu Spuckattacken gegen die Beamten. Alkoholgeruch nahm keiner wahr, dafür Drogeneinfluss. Deshalb sei G. in die Weidenauer Psychiatrie gebracht worden.

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Dort soll er einem Arzt berichtet haben, von seinem Opfer angegriffen worden zu sein. Er habe sich gewehrt, dem anderen in die Brust gestochen. Der habe weitergemacht und ihn gebissen statt zu fliehen. Der Mann habe wohl sterben wollen, so die Zeugen über die Aussage des Angeklagten. G. sei bewusst gewesen, in Gegenwart der Polizei zu reden: „Er hat sich noch entschuldigt, dass er uns so viel Mühe macht.“

Bekannten grundlos mit Stein auf Hinterkopf geschlagen

G. war nach Eindruck der Polizisten angespannt, nervös, aggressiv, habe der Sache aber problemlos folgen können und darauf bestanden, dass mit ihm der Falsche verhaftet worden war und einen anderen Namen genannt – ein geheimnisvoller Drahtzieher, der Freudenberg beherrsche, Drogen verkaufe, alles kontrolliere. Die Adresse sei real, die Person wohl nicht, sagt einer der Beamten, der dazu ermittelt hatte.

Laut einem weiteren Anklagepunkt soll G. im August 2018 einen Bekannten grundlos mit einem Stein auf den Hinterkopf geschlagen haben. G. will auf dem Nachhauseweg gewesen und von dem Mann mit dem Fahrrad überholt worden sein. Dieser habe gestoppt und ihm befohlen, die andere Richtung einzuschlagen. Das habe er auch getan, sagt der Angeklagte, sei nach einiger Zeit aber umgekehrt.

Angeklagter fühlt sich verfolgt

Plötzlich sei der andere zurückgekommen, vom Rad gesprungen, habe es an ihm vorbeigeschleudert und sei auf ihn zugelaufen. G. will einen Stein aufgehoben und Richtung Angreifer geschlagen haben. Dann sei er weggelaufen und noch verfolgt worden. Die Einlassung passt in das Gesamtbild eines Menschen, der sich überall von anderen verfolgt und attackiert fühlt.

Das Verfahren geht am Freitag, 8. November, mit weiteren Zeugen weiter.

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