Netphen. Helmut Buttler macht in Netphen so lange Politik, wie es die Großgemeinde gibt. Jetzt wird der Stadtverordnete und ehemalige Bürgermeister geehrt.

Als „Großgemeinde“ kam Netphen 1969 bei der kommunalen Neugliederung auf die Landkarte des Kreises. Das war vor 50 Jahren. Genauso lange ist Helmut Buttler in der Kommunalpolitik dabei. Der – längst dienstälteste – Stadtverordnete wird am Samstag, 26. Oktober, für dieses Jubiläum mit einem Empfang geehrt.

Einstieg

Buttler war 28 – Verkehrsbauingenieur beim Autobahnneubauamt Sauerlandlinie 2, zuständig für das Erdlos I/1 zwischen Siegtalbrücke und Freudenberg – als ihn sein Onkel fragte: Fritz Schröder, Sozialdemokrat, letzter Bürgermeister von Dreis-Tiefenbach, Kreistagsabgeordneter. Der Neffe sagte Ja, stellte sich zur Wahl für den ersten (Groß-)Gemeinderat. Den Slogan verdankte er Helmut Schweisfurth, dem späteren Rektor der Hauptschule: „Frischer Wind im Netpherland. Drum prüfe und wähle mit Verstand.“ Damit konnte der Jung-Politiker keinen Blumentopf gewinnen gegen CDU-Mann Gerhard Zimmermann, der 1969 zum ersten Mal zum Bürgermeister gewählt wurde und das dann auch bis 1989 blieb.

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Über die Reserveliste kam Buttler in den Rat. Der tagte, bis Netphen in den 1970ern den ersten Erweiterungsbau für das alte Amtshaus stehen hatte, im Deuzer Gemeindehaus. Das Haus hieß zwar „Kreml“, die Netphener Politik innendrin war aber, wie auch in den folgenden Jahren, tiefschwarz. „Wir waren alle ziemlich weit auseinander“, sagt Buttler, damals das jüngste Ratsmitglied. Politisch. Aber auch sonst. Weil so etwas wie ein Gemeindebewusstsein nicht im Ansatz vorhanden war, wurde vor allem auf Gleichgewicht geachtet. Weil der Rat in Deuz tagte, musste der Hauptausschuss sich in Dreis-Tiefenbach versammeln. Und der Bauausschuss im 100-Mann-Raum der Netphener Kulturhalle, wie die Georg-Heimann-Halle damals noch hieß.

Themen

Erinnerungen? Für Helmut Buttler, der in allen Funktionen seiner 50-jährigen Laufbahn wohl immer zu den am besten vorbereiteten und am exaktesten sortierten Kommunalpolitikern gehörte, sind das in erster Linie Fakten: städtebauliche Entwicklungen wie die jahrzehntelange Planungsgeschichte um den Bau der Ortsumgehung. Und Meilensteine wie der Kraftakt, mit dem Netphen 1990 doch noch zu einem eigenen Gymnasium kam. Obwohl, wie er heute einräumt, eine Gesamtschule mehr Sinn gemacht hätte, wenn sie denn nur politisch durchsetzbar gewesen wäre. Direkt damals, als Siegen die „Bertha“ auf dem Giersberg aufgemacht hat.

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Ämter

Zur Laufbahn Helmut Buttlers gehören seine Ämter. Fraktionschef der SPD war er von 1979 bis 1989 und dann wieder von 1994 bis 1999. Dazwischen, von 1989 bis 1994, ehrenamtlicher Bürgermeister, getragen von einer Mehrheit mit Grünen und „Wählerbund“, dem zeitweiligen Zusammenschluss von UWG und FDP. Und von 1989 bis 1998 Ortsvorsteher von Deuz – in diese Zeit fallen die Umwandlung des Deuzer Bahnhofs zur Bürgerbegegnungsstätte und die Errichtung des Einkaufszentrums auf dem Kälberhof, das zwei Bürgerinitiativen auf den Plan rief, eine dafür und eine dagegen. Aus nichtigerem Grund noch einmal hektisch wurde es, als Deuzer unter dem Motto „Das Ding muss weg“ gegen die Wortelkamp-Skulptur „Trans-P-Ort“ vor dem Bahnhof opponierten. Besänftigt wurden sie mit den volkstümlicheren „Netpher Lü“, die der Salchendorfer Künstler Bernd Heinemann davor setzte.

Vier Bürgermeister

Bis 1999 wurde Netphen nach der alten Kommunalverfassung von einer Doppelspitze geführt. Verwaltungschefs waren die Gemeindedirektoren Robert Ermert, Dr. Bernd Jartwig und Ulf Stötzel, ehrenamtliche Bürgermeister Gerhard Zimmermann (CDU), Helmut Buttler (SPD) und Rüdiger Bartsch (CDU).

Zu hauptamtlichen Bürgermeistern wurden Rüdiger Bartsch (1999 und 2004) und Paul Wagener (2009 und 2014) gewählt.

Namen

Namen: Auch so kann man diese politische Geschichte erzählen. Ulf Stötzel, den er bei der Autobahn als Leiter der Planungsabteilung kennen gelernt hatte, stieg in Buttlers Zeit vom Bauamtsleiter zum Gemeindedirektor auf und verabschiedete sich dann als Bürgermeister in Richtung Siegen. Gerhard Zimmermann, den Dreis-Tiefenbacher, löste er als Bürgermeister ab – an Buttlers Stelle wiederum trat 1994 Rüdiger Bartsch, auch ein Straßenbauingenieur, Erdlos II/3a auf der Autobahnbaustelle. CDU-Mann Peter Katz, dessen Vater Dr. Walter Katz SPD-Mann und 1969 Buttlers Platznachbar im Gemeinderat war, war einer von Buttlers erbittertsten Debattengegnern. Und wurde sein Fraktionschef, als Katz und Buttler sich beide 2004 in der UWG wiederfanden.

Konflikte

Über sich selbst spricht Helmut Buttler nur auf intensives Nachfragen. Dass er sehr viel an Gegensätzen aushält, liege „höchstwahrscheinlich in meinem Naturell“, sagt er schließlich: „Je kritischer es wird, desto ruhiger werde ich.“ Seinem Wechsel in sein heutiges Amt als UWG-Fraktionschef sind natürlich Verwerfungen vorausgegangen. So, wie es um 2003 die CDU zerlegt hat, krachte es einige Zeit früher auch in der SPD. Da ging es nicht nur um Inhalte, sondern auch um sehr Persönliches. „Das waren für uns harte Jahre“, sagt Buttler mit Blick auf Ehefrau Ruth, die ebenfalls zehn Jahre im Rat war.

Buttler konnte, anders als andere, Freundschaften auch über Parteigrenzen aufrecht erhalten, zum Beispiel mit Heinrich Flender, als der die SPD verließ und die Grünen in Netphen gründete. Er konnte aber auch auf Parteifeindschaften reagieren. Mit Trotz und einem „Jetzt-erst-recht“, als ihn die SPD 2004 nicht wieder nominierte. Eine Laufbahn bei der UWG, auch noch als deren Kreisvorsitzender und zehn Jahre im Kreistag, schloss sich an. „Sonst hätte ich längst aufgehört.“ Die SPD warf ihn damals aus der Partei hinaus. Was Buttler nicht davon abhielt, die UWG noch lange Jahre nahe zur SPD hin zu lenken. So ist das mit dem Persönlichen und Politischen. Jemand, der sein Berufsleben lang Straßen gebaut und erhalten hat – später als Leiter der Straßenmeistereien Netphen und Erndtebrück –, weiß wohl, was bleibt.

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