Netphen. . 1969 wird neu gegliedert und Dörfer wachsen zusammen. Bürgermeister erntet viel Kritik für die Entscheidung, dieses Jubiläum nicht zu begehen.
Die Stadt Netphen verzichtet in diesem Jahr darauf, das Jubiläum „50 Jahre kommunale Neugliederung“ zu feiern – und erntet dafür in der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Kultur und Tourismus viel Häme.
Darum geht es
Durch die kommunale Neugliederung im Jahr 1969, sprich vor 50 Jahren, ist die Großgemeinde Netphen entstanden – zu ihr zählen heute 21 Ortsteile.
Das sagt die Verwaltung
Die Verwaltung plant keine Feier, da „eine Terminkollision kaum vermeidbar“ wäre, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Denn: Oelgershausen, Unglinghausen, Sohlbach, Walpersdorf und Frohnhausen feiern in diesem Jahr Dorfjubiläen. Auch die Löschgruppe Hainchen werde ihr 90-jähriges Bestehen feiern. „Ein weiteres Festwochenende wäre aus Sicht der Verwaltung ein Kontrapunkt insbesondere zu den fünf Dorfjubiläen und würde diese möglicherweise in den Schatten stellen“, heißt es weiter. In ihrer Vorlage verweist die Verwaltung zudem auf die 25-Jahrfeier der Neugliederung 1994, die Feier der Stadtwerdung 2000 und die 775-Jahr-Feier Netphens 2014. Letztere habe „enormer hauptamtlicher personeller Kapazitäten“ bedurft.
Das sagt die Politik
„Ich bin enttäuscht“, so Manfred Heinz (SPD). Seine Fraktion hatte die Diskussion angestoßen. Der Bürgermeister würde als Repräsentant der Stadt eine Chance verstreichen lassen, den Zusammenhalt unter den Dörfern zu stärken. Heinz wünsche sich zumindest eine Feier im kleinen Rahmen: Denkbar sei für ihn ein zweistündiges Zusammenkommen in der Georg-Heimann-Halle. „Die bessere Antwort auf die Anfrage wäre gewesen: Ich habe keine Lust“, kritisiert er den Bürgermeister.
Auch Alexandra Wunderlich (CDU) sieht das so. Das Zusammenwachsen zu einer Stadt müsse dargestellt werden – welche Form man dafür wähle, sei flexibel. Andere Kommunen würden beispielsweise Gewerbe und Handel einbinden: „Die Betriebe stellen sich im Wechsel vor und öffnen die Türen für Besucher“, so Wunderlich.
Klaus-Peter Wilhelm (UWG) sprach von einem „Unsinn sondergleichen“ zwei Stunden in der Heimann-Halle zu verbringen. 2014 sei ausgiebig das 775-jährige Jubiläum anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung gefeiert worden. „Wieso sollten wir das jetzt wiederholen?!“, fragt er in die Runde. Wenn die SPD feiern wolle, dann sollte sie schriftliche Vorschläge machen, wie sich die Partei die Feier vorstelle. Auch Manfred Schröder (UWG) findet es gut, „nicht noch mehr zu stückeln“.
Das sagt der Bürgermeister
Der Bürgermeister kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Jetzt wird man schon dafür kritisiert, dass man weniger feiert und lieber seinen Amtsaufgaben nachgeht. Das ist einmalig“, sagt er dazu. Außerdem: „Im vergangenen Jahr gab es keinerlei Anregungen“, sagt er. Wenn ein Feierbedürfnis bestanden hätte, so der Bürgermeister, dann hätte man sich frühzeitig an die Planung begeben müssen. Ein großes Fest bedürfe viel Vorbereitung („Das sind alles freiwillige Leistungen. Wer soll das alles machen?“) und sei mit „wahnsinnigem Aufwand“ verbunden. „Entweder richtig oder gar nicht feiern“, ist sein Kommentar zum Vorschlag von Manfred Heinz. Zudem habe Wagener die Erfahrung gemacht, dass besonders Ortsbürgermeister zentralen Feiern im Stadtkern kritisch gegenüber stünden.
Von elf Kommunen im Kreis würden nur fünf die Neugliederung feiern. „Wir schließen uns der Mehrheit an“, sagt er.