Siegen. Die erste Mahnwache gegen das „Dinosaurierprojekt“ soll nur ein Auftakt sein. Die Aktivisten suchen Wege, die Politik doch noch umzustimmen.

Stehtische auf dem Randstück der Wiese. Der Duft frischer Waffeln liegt in der Luft. Menschen unterhalten sich angeregt, einige sitzen oder liegen auch ganz entspannt auf Decken. Picknickstimmung, die aber politisch unterlegt ist. Was da am frühen Samstagnachmittag so locker wirkt in der Numbach, zwischen Café Del Sol und Kindertagesstätte „Arche Noah“, ist offiziell eine Mahnwache. Die erste, aber nicht die letzte, mit der die Anlieger gegen den Bau des „Timberjacks“ protestieren wollen, den CDU und SPD gegen ihren Willen durchgesetzt haben.

Politisch sei die Sache grundsätzlich durch, sagt Michael Groß für die Grünen, die sich klar gegen das Vorhaben positioniert haben. Trotzdem hält er es für richtig, „weiter zu kämpfen, bis hier tatsächlich gebaut wird!“ Es habe schon so viele Vorhaben an dieser Stelle gegeben, am Ende sei aber nie etwas daraus geworden. Mit etwas Glück und viel Beharren könne solches ja noch einmal gelingen. Irgendwann müsse der Investor doch die Botschaft verstehen, „dass er hier nicht willkommen ist“, meint ein anderer in der Runde hoffnungsvoll.

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Auch Katja Hoffmann, Anwohnerin im nahen Hermelsbacher Weg und eine der Initiatorinnen der Aktion, will die Hoffnung nicht aufgeben, solange noch keine Bagger rollen. Sie zeigt auf ein Transparent, auf dem der Klimaschutz beschworen wird. Gerade diese aktuelle Debatte hält sie für ein gutes Argument gegen die Entscheidung, „weil dann hier schon wieder ein großes Stück Boden versiegelt würde“. Im Herrengarten solle ein neuer Stadtpark entstehen, hier dann betoniert werden, schüttelt sie den Kopf. Erst kürzlich habe Bürgermeister Steffen Mues öffentlich das Baumsterben bedauert, wie denn eine solche Entscheidung dazu passe, wundert sich ein Mann kopfschüttelnd.

Nicht in den Rücken fallen

Katja Hoffmann und Mitstreiter Helmut Plate verweisen auf die 2600 Unterschriften, die in den vergangenen Monaten gegen das Vorhaben gesammelt worden seien. Viele der Unterstützer „sind in der SPD“, erklärt Plate und ist sich daher sicher, dass die Partei-Basis eine ganz andere Haltung vertrete, als die Ratsmitglieder, die mit der CDU gestimmt hätten. Das wohl auch nur, weil der frühere Verantwortliche für die Wirtschaftsförderung ein Sozialdemokrat war, „und sie ihm nicht in den Rücken fallen wollten“. Eine echte Biesterei sei da abgelaufen, schimpft der Mann, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grundstück aufgewachsen ist. Er sieht große Probleme verkehrstechnischer Art, wenn das „Timberjacks“ käme. Schon jetzt ginge praktisch nichts mehr, wenn bei gutem Wetter der Minigolfplatz und das Café del Sol voll seien. Zumal für den Neubau 300 Sitz- und gerade einmal 80 Parkplätze geplant seien, da könne doch etwas nicht stimmen. Beide kritisieren das Verkehrsgutachten, das im Winter erstellt worden sei und in keiner Hinsicht die tatsächliche Lage wiedergebe. Zudem sei es auch noch vom Investor bezahlt worden.

Plate hat in den nächsten Tagen einen Termin im Ordnungsamt. Da will er noch einmal darauf verweisen, dass die Numbach im zweiten Weltkrieg Ziel heftiger Bombenangriffe gewesen sei. Große Räumungsaktionen habe es weder durch die Deutschen, noch die Belgier gegeben, die das Areal lange Zeit bewohnten. Es könnten also durchaus noch zahlreiche Blindgänger im Boden liegen, was doch zumindest überprüft werden müsse, hofft er, auf diese Weise zusätzliche Zeit zu gewinnen. Katja Hoffmann fügt Bedenken des BUND an, dessen Vertreter das Gelände als wichtige Ausgleichsfläche für künftige Bauvorhaben betrachte.

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Zum Nachdenken anregen

Viele Argumente also, mit denen die Aktivisten die Politik zum Innehalten und erneuten Nachdenken über die Zukunft der Wiese bringen wollen, die nicht zuletzt „ein wichtiges Naherholungsgebiet“ darstelle. „Ich habe viele Lösungen und Ideen für das Grundstück gehört. Das hier ist die Schlechteste“, findet Michael Groß und bekommt viel Zustimmung. Die Bereitschaft zum Widerstand ist erkennbar groß. „Wir geben nicht auf“, verspricht Katja Hoffmann, die das gesamte Projekt als „Dinosaurier“ betrachtet, als „völlig falsche Standortentwicklung“, die nichts mit Innovation zu tun habe.

Neben anderen Schritten, die noch im Überlegungsstadium sind, gibt es bereits konkrete Termine, einmal im Monat an einem Samstag auf der Wiese weitere Mahnwachen abzuhalten. Sollte das Grundstück im Laufe der nächsten Wochen eingezäunt werden, müsse natürlich über einen anderen Platz nachgedacht werden. Gegen das Gesetz wollen sie nicht verstoßen und machen dies auch noch einmal den Polizeibeamten klar, die zwischendurch einmal nach dem Rechten sehen.

Unter dem Stichwort „Es ist noch nicht zu spät“, lädt die Bürgerinitiative auch für die kommenden Monat zu regelmäßigen Mahnwachen in die Numbach ein.

Jeweils am Samstag, 9. November und 14. Dezember, soll ab 14 Uhr demonstriert werden.

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