Siegen. Mit einer Mahnwache setzt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Platz der Synagoge in Siegen Zeichen gegen Antisemitismus.
Den Aufruf zur Mahnwache hatte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland kurzfristig veröffentlicht. Dennoch erschienen am späten Donnerstagnachmittag mehr als 100 Menschen aller Altersgruppen am Platz der Synagoge, um ihre Erschütterung angesichts des antisemitischen Anschlags von Halle öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Ein bewaffneter 27-jähriger Rechtsradikaler hatte dort am Mittwoch versucht, die Synagoge zu stürmen. Als dies misslang, erschoss er zwei Menschen und verletzte mehrere weitere.
Hetze schafft Nährboden
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter sehr viele junge Leute, einen „guten Tag“ zu wünschen, davon nahm Werner Stettner, katholischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen, Abstand – es sei nichts Gutes an dem Anlass, der die Menschen hier zusammengeführt habe. Er äußerte aber seine Freude über die rege Beteiligung. Viele Besucher hielten Kerzen oder Teelichter in den Händen.
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Der Anschlag von Halle sei „ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung“, sagte Werner Stettner. Er stellte auch den gesellschaftlichen Kontext heraus, in dem die Tat zu sehen sei; die zunehmend häufigeren und schärferen Aussagen im öffentlichen und politischen Raum, die den Nährboden für ein solches Hassverbrechen bereiteten. Er rief die Anwesenden auf, sich gegen solche Äußerungen „im privaten Umfeld zu verwahren“.
Deutlich wurde auch Matthias Weissinger, Pfarrer im Ruhestand, in seinem ebenso kurzen wie prägnanten Wortbeitrag. „Man hört schon wieder sehr oft: Ein Einzelfall, ein Einzeltäter“, sagte er. Aber der Anschlag sei Teil einer Serie von verbalen Entgleisungen und Ausfällen, von Stimmungsmache gerade im Internet über Jahre hinweg. Weissinger: „Wir müssen gegen diese längere, tiefere und grundlegende Entwicklung angehen.“
Stilles Gedenken
Schweigend gedachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für einige Minuten der Opfer, dann löste sich die Versammlung langsam auf. Dem schrecklichen Anlass zum Trotz nimmt Werner Stettner angesichts der großen Resonanz ein positives Signal mit: „Das zeigt eben auch, dass es eine Mehrheit gibt, die sich das nicht gefallen lassen will und die für die Freiheit aller Menschen in diesem Staat einsteht.“
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