Siegen-Wittgenstein. Die IHK Siegen hat in einer Blitzumfrage die Stimmen von 432 Unternehmen eingeholt: Die meisten rechnen mit dem ungeregelten Brexit.
89 % der heimischen Unternehmen sprechen sich eindeutig gegen weitere Zugeständnisse gegenüber der britischen Regierung in der Schlussphase der Brexit-Verhandlungen aus. Gleichzeitig befürchten 90 % der befragten Firmen durch einen ungeregelten Brexit negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer aktuellen Unternehmensumfrage der IHK Siegen, an der sich insgesamt 432 Unternehmen beteiligten.
„Unsere Unternehmen sind das unsägliche Gezerre um den EU-Austritt der Briten offenbar leid und nehmen mittlerweile das Risiko eines ungeregelten Brexits in Kauf, obwohl für diesen Fall negative Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft für sehr wahrscheinlich gehalten werden“, kommentiert IHK-Präsident Felix G. Hensel die zentralen Ergebnisse der Umfrage. Am 31. Oktober 2019 läuft die Frist für einen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU ab.
Brexit schlägt sich schon im Vorfeld nieder
Ob es zu einem ungeregelten Brexit kommt oder doch noch eine Einigung zwischen EU und britischer Regierung erzielt werden kann, ist weiterhin unklar. Felix G. Hensel: „Unsere Unternehmen haben zugleich jedoch die Hoffnung auf eine Einigung in letzter Minute noch nicht ganz aufgegeben. Denn mehr als die Hälfte der Betriebe geht derzeit davon aus, dass es nicht zu einem harten Schnitt kommen wird und die britische Regierung noch einlenkt. Hierzu trugen sicherlich auch die politische Entwicklung sowie die Gerichtsentscheidungen der letzten Tage und Wochen maßgeblich bei.“
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Seit dem Referendum vor drei Jahren sind die Warenströme rückläufig. War Großbritannien 2016 noch fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands, liegt das Land im ersten Halbjahr 2019 nur noch auf Platz sieben. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Obwohl der Brexit noch gar nicht greift, wirkt er bereits. Das jedoch war zu erwarten, denn niemand investiert bei solch unsicherer Lage?“ Es überrasche daher nicht, dass sich trotz aller Hoffnung auf eine Einigung in letzter Minute fast die Hälfte der Unternehmen eher für einen ungeregelten Brexit mit ungewissem Ausgang ausspreche, als weitere Verzögerungen in Kauf zu nehmen.
Mehr 30 Firmen haben Niederlassungen in Großbritannien
Felix G. Hensel: „Zahlreiche unserer heimischen Unternehmen sind direkt betroffen.“ Über 300 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk haben direkte Handelsbeziehungen mit Großbritannien. Mehr als 30 von ihnen verfügen über Niederlassungen dort, einige zudem über eigene Produktionsstätten. 42 Prozent der befragten Unternehmen befürchten negative Auswirkungen auf ihren Betrieb.
Klaus Gräbener: „Handelsrechtlich würde Großbritannien ohne Abkommen über Nacht auf den Status eines Drittstaates zurückfallen. Die Folgekosten lassen sich nur erahnen.“Bei so viel Unklarheit verwundere es auch nicht, dass sich nur 15 % der befragten Unternehmen ausreichend auf einen ungeregelten Brexit vorbereitet fühlen.
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