Hilchenbach. . Der Mann auf dem Bagger weiß, worauf es ankommt: „Man braucht schon jahrelange Erfahrung mit dem Mountain-Bike, um so was bauen zu können“, sagt Johnny Neumeier.
Die erste Kurve des Pumptracks im Bike- und Skaterpark am Mühlenweg ist vormodelliert. Bis Freitag soll der Rundkurs stehen, auf dem dann die Dirtbiker ohne Tretbewegung, nur die Wellen ausnutzend und nur mit pumpendem Druck des Oberkörpers ihre Kreise ziehen. „Danach wartet schon der nächste Auftrag.“
Sebastian Ahlering und seine Mitstreiter haben Johnny Neumeier nach Hilchenbach geholt. Sie sind die Uzing Crew des Jugendkulturvereins Push, und für sie ist der Park ihr Homespot. „In der Radfahrerszene kennt man sich“, sagt Sebastian Ahlering. Konkret: Im norwegischen Bikepark Hafjell – „da hatte ich Urlaub gemacht“ — lernte Ahlering den passionierten Mountain-Biker kennen, der dort arbeitete, sogar seine Masterarbeit über die Anlage geschrieben hat und sich gerade als Trailbauer selbstständig macht. Das Projekt in Hilchenbach ist eins unter Freunden: „Ein Teil wird bezahlt, einen Teil spende ich.“ Ahlering selbst hat an der Bike-Arena am Fahlenscheid mitgebaut.
Geschichte beginnt im Wald
Zehn bis 15 Leute sind in der Gruppe aktiv. Ihre Geschichte beginnt im Wald der Firma Schrag, in dem sie ihren ersten Dirt-Bike-Parcours selbst angelegt hatten — zum Missfallen der Behörden. Die Biker mussten raus, die Stadt hatte ein Grundstück, das sie einst für den Betrieb eines Übergangsheims in Wohncontainern gepachtet hatte. Nachdem das kurz nach der Jahrtausendwende ausgebrannt war, konnten die Skater umziehen, die sich immerhin schon seit 20005 mit einem etwas kuriosen Provisorium begnügten: Die Ramps standen unter den Streugutsilos — und wurden Jahr für Jahr von dort weggeräumt, sobald der nächste Winter in Sichtweite kam. 2009 wurde der Bike- und Skaterpark zum ersten Mal eröffnet.
„Wir haben das komplett entfernt.“ Sebastian Ahlering erzählt die weitere Geschichte des ersten Dirtbike-Parcours, der noch alles andere als optimal war. Anfang 2014 begann die Gruppe mit dem Neuaufbau, schloss sich dem Push-Verein an, der wiederum in einer Vereinbarung mit der Stadt die Verantwortung für die Unterhaltung und Pflege der Anlage übernahm. „Uzing“ ist übrigens zusammengesetzt aus „Use“ (für benutzen, gebrauchen) und „Things“ (für Dinge) – ganz einfach also. Eigentlich. Denn auf halber Strecke ging dem Vorhaben das Geld aus, das Mitte 2014 unvollendet liegen blieb. Die noch benötigten bis zu 9500 Euro ließen sich aus dem Nothaushalt nicht herausquetschen.
Jetzt aber. „Da kommen gleich noch mehr Leute“, weiß Sebastian Ahlering, der die Baustelle gerade allein mit seinem Uzing-Kollegen Kilian Hanses und Neumeiers Praktikanten Boris Stolpmann unterstützt. So richtig viel zu tun gibt es sowieso erst, wenn der Bagger durch ist. „Dann muss da mit Schaufel und Rechen nachgearbeitet werden“, sagt Sebastian Ahlering. „Ich hoffe, die Anlage ist in den nächsten zwei bis drei Wochen fertig“, sagt Roman Mengel aus dem städtischen Kinder- und Jugendbüro, „das ist auch ein bisschen wetterabhängig.“
Unterstützung aus dem Rathaus
Die Uzing-Crew hat Spender und Unterstützer gefunden, zum Beispiel durch das jährliche Festival „Push im Park“. Auch der Erlös der von Klaus Jung geführten MTB-Touren ist dem Projekt zugute gekommen, das zudem im Rathaus Bewunderer gefunden hat: Seit die Jungs dort mit der detaillierten Planzeichnung aufgekreuzt sind, die sie im vorletzten Winter erarbeitet haben, wird für ihr Projekt manches auf dem ganz kleinen Dienstweg möglich gemacht. Zu den verlässlichen Partnern des Projekts zählt jeden Fall die Mannschaft des städtischen Baubetriebshofs. Über Geld und Haushaltsstellen, die anderswo manche Initiative im Keim ersticken, wird am Mühlenweg nur sehr wolkig gesprochen.
Mitten auf dem Platz steht eine Quarterpipe. Das ist das, was vom einstigen Skaterpark übrig geblieben ist. „Eingeschlafen“ sei diese Hilchenbacher Szene, sagt Fachbereichsleiter Werner Krönert, „weil die Anlage so lange gesperrt war.“ Das soll den Bikern nicht passieren. Wenn der Park endlich wieder auf ist, schätzt Sebastian Ahlering, werden hier jeden Tag bis zu 30 Leute mit ihren Bikes aufkreuzen. Die Uzing Crew könnte sich dann das verfallende Gerätehaus vornehmen. „Der nächste Step.“ Jetzt fängt es auch noch an zu regnen.
Jede Menge Jugendkultur
Der Jugendförderverein Push ist aus einer Initiative junger Bands hervorgegangen, die Probenräume suchten. Jährlich veranstaltet der das Push-Festival.
Neben der Uzing Crew ist die Tanzgruppe Unique (Ex-To The Limits) unter dem Dach von Push. Push ist auch Partner des Musical Projekts Young Stage.