Hilchenbach. Die Pferdeäpfel beim letzten Martinszug sind im Rathaus nicht vergessen – nicht zum ersten Mal zieht sich die Behörde den Zorn der Bürger zu.

Die Mail aus dem Rathaus an die Leiterin der Florenburgschule hat drei Zeilen, die Wellen schlagen. Der Sachbearbeiter der städtischen Ordnungsbehörde reagiert auf die Anmeldung des Martinszuges: „Im letzten Jahr hat das Pferd mehrere Haufen mit Pferdeäpfeln hinterlassen“, heißt es da. Es sei Pflicht des Veranstalters oder des Halters, die Verschmutzung zu beseitigen. „Ansonsten erfolgt eine Rechnung vom Baubetriebshof über den Einsatz und die Reinigung.“

Thomas Aderhold, Vorsitzender des Fördervereins der Grundschule, wandte sich an Linken-Fraktionschef Sven Wengenroth. „Stinksauer über den Inhalt und die Art der Kommunikation“ sei der Mann gewesen, berichtet Wengenroth in seinem Brief an Bürgermeister Holger Menzel. Der Hilchenbacher Martinszug, so Wengenroth weiter, sei einer der wenigen, „wo Kinder noch ein echtes Pferd zu Gesicht bekommen“. Der Förderverein sorge für Punsch und Lagerfeuer und organisiere ein Singen für die Bewohner des Altenheims.

Linke kritisieren „plumpe Drohung“

„Welchen Teil leistet die Stadt zu der Veranstaltung? Nicht den geringsten Teil“, schreibt Wengenroth. Die Pferdeäpfel einzusammeln, „wäre schon etwas mehr als jetzt“. Stattdessen antworte die Stadt mit einer „plumpen Drohung“. Wengenroth fordert den Bürgermeister auf, sich für die Mail zu entschuldigen. „Es entzieht sich mit der Sinn, dass Pferdeäpfel jetzt zum Gegenstand der ordnungsbehördlichen Gefahrenabwehr werden“ und per Mail „das halbe Rathaus in Alarmbereitschaft versetzt“ werde. „Das Verwaltungshandeln sollte sich lieber wieder mehr auf den Dienstleistungsgedanken für die Bürger konzentrieren.“

Ärger gab es schon im März wegen eines Flohmarkts

Ähnliches hatte Grünen-Fraktionschef Dr. Peter Neuhaus vor gerade einem halben Jahr auch schon einmal verlangt. Da hatten zwei Hilchenbacherinnen den offensichtlichen Fehler begangen, bei der Ordnungsbehörde einen „Flohmarkt“ anzumelden, der ihnen am Ende ausnahmsweise und einmalig gestattet werde: weil ein Flohmarkt von nur zwei Personen kein Flohmarkt sei und sie auch kein Gewerbe angemeldet hätten.

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Folglich wurde ihnen dann auch untersagt, neben einem Waffelstand des Café International Flohmarktartikel – den Erlös wollten sie spenden – zu verkaufen. Das Verständnis der Verwaltung für den Zorn des Publikums hielt sich damals schon in Grenzen. Sie habe, so hieß es im März in der von Stadtrat Udo Hoffmann unterschriebenen Stellungnahme, „für das einfache Anliegen nicht unerheblichen Aufwand betrieben“. Die Kommunikation sei „aus meiner Sicht vorbildlich“ gewesen.

Stadt rudert zurück

Stadtrat Udo Hoffmann hat auf die Kritik postwendend reagiert: Der Verwaltung sei es „lediglich um einen vorbeugenden Hinweis“ gegangen. Die Ankündigung einer Rechnung „halte ich aber für deplatziert“, heißt es in der Mail an Sven Wengenroth, „dies habe ich dem Mitarbeiter auch verdeutlicht“. Grundsätzlich müssten zwar Veranstalter für die Beseitigung von Verschmutzungen sorgen. Es bestehe aber „auch weiterhin im Hinblick auf die Art der Veranstaltung keine Absicht, hierfür gegebenenfalls eine Rechnung zu stellen“.

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