Kreuztal. Auf dem Ferndorfer Bender-Gelände soll mit Holz und historischer Industriearchitektur ein Smart-Living-Konzept verwirklicht werden.

Smart Living auf dem Ferndorfer Bender-Gelände im Regionale-Präsentationsjahr 2025? „In drei Jahren könnte man das stehen haben“, schätzt Architekt Andreas Heupel, als er dem Infrastrukturausschuss die Projektskizze für neue Wohn- und Arbeitsformen und das Bauen mit Holz auf dem Areal zwischen Ferndorfbach, Bahn und Mühlenweg vorstellt.

Die Idee

Menschen verschiedener Generationen sollen dort zusammen wohnen können, Alleinerziehende und Singles sollen Wohnungen finden können, auch sehr kleine, auch nur auf Zeit, weil sie als Pendler auch noch woanders wohnen, auch direkt verbunden mit ihrem eigenen Arbeitsplatz oder den Arbeitsplätzen anderer Freischaffender, mit denen sie den Austausch suchen. „Es wäre super, wenn wir das bis dahin hinbekämen“, sagt Stephanie Arens von der Südwestfalen-Agentur, die die Landesförderung für die Regionale-2025-Projekte vermittelt.

Der Zeitplan

Bürgermeister Walter Kiß rechnet rückwärts: „Vor 2022 bekommen wir das Feld nicht frei.“ Das Jahr 2021 ist für Abbruch und Bodenaustausch eingeplant. Und der wird erforderlich: Mindestens auf 30 Zentimetern, schätzt Tiefbauamtsleiter Roland Jarzina, „es kann aber auch sein, dass wir noch tiefer ausschachten müssen.“ Unbekannte Größe ist noch die etwaige Altlast in den Mauern der ehemaligen Röhrenwerke. Der dort erforderliche Abriss könnte mit Ideen kollidieren, die älteste Halle von 1914 komplett, zum Beispiel für kulturelle Zwecke, aber auch als Schallschutz, und andere Hallenteile zu erhalten, auch zum Schallschutz und zur Gliederung des entstehenden Quartiers.

Die Halle von 1914 soll stehen bleiben.
Die Halle von 1914 soll stehen bleiben. © WP | Steffen Schwab

Die Stadt habe noch Zeit zum Planen, folgert der Bürgermeister. So viel nun auch wieder nicht. Der Plan, was denn stehen bleiben soll, müsse schon da sein, bevor der Abbruch beginnt, mahnt Harald Görnig (CDU). „Wir müssen viel Gas geben, damit wir nicht über immer neue Wohngebiete diskutieren müssen“, findet Hubertus Brombach (Grüne). „Bezahlbarer Wohnraum ist das Oberthema“, bestätigt Bürgermeister Kiß.

Das Thema Holz

„Ganz wunderbar zusammenführen“ lasse sich die Regionale-„DNA“ (Digital, Nachhaltig, Authentisch) mit der Kreuztaler Idee für das Bender-Gelände, findet Andreas Heupel. Das räumliche Zusammenführen von Wohnen und Arbeiten sei eine Antwort auf den Klimawandel und zudem ein Angebot an „Rückkehrer“, die für Studium und Beruf die Heimat verlassen haben. Und dann das Holz als CO2-Speicher: Nur durch den Einsatz als Baustoff bleibe das Kohlendioxid gebunden – wer mit Holz heizt, setzt den Klimakiller wieder frei. „Holz ist der älteste Baustoff, man muss ihn nur wiederentdecken.“

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Felix Viehmann (FDP) freut sich über die „Kehrtwende“ vom ursprünglichen Total-Abbruch-Plan, und auch Dieter Gebauer (Grüne) zeigt sich „begeistert“. Wichtig sei nun nur noch, „dass wir Holz aus der Region nehmen dürfen“ – und dass dieser Wunsch nicht durch das Ergebnis einer EU-weiten Ausschreibung zunichte gemacht wird.

Fertigung endet 2015

Die Firma Bender hat ihren Betrieb 2015 eingestellt. Ende 2017 haben Stadt und die Sparkassen-Tochter S-Bauland die Flächen zu beiden Seiten des Mühlenweges gekauft. Richtung Kredenbach soll das Gewerbegebiet vergrößert werden.

Ein bisschen Skepsis schlägt dem Architekten schon entgegen. Die Episode mit dem Ligno Park sei „noch gar nicht so lange her“, erinnert Arne Siebel (CDU) an die Initiative des Kreuztaler Architekten Manfred Arlt, der sein spätes Werk in Ferndorf nur teilweise umsetzen konnte, weil die Investoren und Käufer sich zurückgehalten haben – verbunden werden sollte die ökologische Bauweise mit betreutem Wohnen. „Der Kreuztaler Architekt war seiner Zeit voraus“, kommentiert Jochen Schreiber (SPD) das Projekt der Jahrtausendwende.

Meister-Glaskasten für den Spielplatz?
Meister-Glaskasten für den Spielplatz? © Stadt Kreuztal | Andreas Heupel

Architekt Heupel weiß aber, dass der Phantasie auch heute noch Grenzen gesetzt sind. „In Berlin würde man die Wohnungen containerweise in die Halle stellen.“ Das wird in Ferndorf unterbleiben. Vielleicht aber findet der Glaskasten mit dem Meisterbüro auf dem Spielplatz eine Verwendung. So weit weg vom Alltag sieht Harald Görnig das Projekt allerdings auch nicht: Das Stahlfachwerk der Halle passe zum Sparfachwerk des Siegerlandes, sagt Görnig und erinnert an den Wunsch des Ferndorfer Heimatmuseums, hier ein neues Domizil zu finden. Es sei ihm ein „Herzensanliegen, dass von den Hallen irgendetwas übrig bleibt – super.“

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