Siegen. Mit einem gemieteten „Enforcement Trailer“ will die Stadt Siegen Tempolimits durchsetzen. Das Gerät ist mobil und nahezu unzerstörbar.
Mit einer halbstationären Radarfalle will die Stadt Siegen Temposünder überführen. Der „Enforcement Trailer“ sieht aus wie eine Mischung aus Tarnkappen-Jet und Camping-Anhänger und kann jeweils für mehrere Tage an wechselnden Orten aufgestellt werden, ohne von Mitarbeitern überwacht zu werden. Ein großer Vorteil: Selbst mit brachialer Gewalt lassen sich die Aufnahmen nicht beschädigen. Die Stadt hat das Gerät gemietet.
Was ist an dem Gerät besonders?
Die 1,3 Tonnen schwere Radarfalle steht für die Zukunft des mobilen Blitzers. Der Enforcement Trailer kann nicht nur mehrere Fahrzeuge gleichzeitig messen, sondern auch deren Höhe erkennen. Wenn eine Strecke für eine bestimmte Fahrzeugklasse verboten ist, erkennt die Technik Verstöße dagegen. Das gleiche gilt für Tempolimits pro Fahrzeugstreifen oder für Durchgangsverbote zu einer bestimmten Uhrzeit. Für den Messbetrieb lässt sich der Anhänger vollständig auf den Wagenboden absenken – damit verschwinden die Räder in der gepanzerten Außenhülle. Außerdem ist die Anlage kugelsicher und mit einer Alarmanlage gesichert. Wenn der Trailer beschädigt oder außerplanmäßig bewegt wird, wird per Funkverbindung sofort die Polizei alarmiert.
Übliche Techniken
Herkömmliche mobile Geschwindigkeitsmessgeräte erfordern in aller Regel höheren Personaleinsatz, weil die Anlagen bewacht werden müssen.
Festinstallierte Messanlagen, etwa Starenkästen, sind zumindest für ortskundige Verkehrsteilnehmer berechenbar. Das führt zwar meist zu einer Reduzierung der Geschwindigkeit unmittelbar vor der betreffenden Stelle – danach treten Fahrer, die zur Missachtung von Tempolimits neigen, aber oft wieder aufs Gaspedal.
Ist der Trailer für eine Radarfalle nicht etwas auffällig?
„Die Anlage soll nicht versteckt werden, sondern offen stehen“, sagt Christoph Schmelzer von der Verkehrsüberwachung der Stadt Siegen. Sie wird im Zuge einer neuen Offensive gegen Temposünder vor allem in Tempo-30-Zonen, vor Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen platziert. „Auch in der Innenstadt gegen nächtliches Rasen werden wir den Blitzer einsetzen“, sagt Christoph Schmelzer.
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Wieso mietet die Stadt die Anlage, anstatt sie zu kaufen?
Der Enforcement Trailer kostet rund 150.000 Euro – pro Stück. Vor diesem Hintergrund testet die Verwaltung das Gerät erst einmal auf Mietbasis.
Gibt es bereits Erfahrungen mit der Technik?
Die Trailer werden bereits in mehreren Bundesländern eingesetzt. Mitarbeiter der städtischen Verkehrsüberwachung wurden am Freitagmittag im Bereich des Sportplatzes Lindenberg nahe der Pfeffermühle von einem Mitarbeiter der Herstellerfirma in die Technik eingewiesen. Tempo 50 ist dort erlaubt, diverse Autofahrerinnen und Autofahrer wurden dort aber mit 70, 75, einer sogar mit 89 km/h gemessen. Neben Punkten drohen für die Verstöße auch saftige Bußgelder und teilweise sogar Fahrverbote.
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