Siegen. Jugendamt und Kfz-Zulassungsstelle sollen in den bis zu 17 Millionen Euro teuren Neubau neben dem Lyz ziehen.

Der Kreis mietet nicht, er kauft nicht, sondern er baut selbst. Die Idee, sich in das ehemalige Landesbehördenhaus gegenüber einzumieten, ist schon länger zu den Akten gelegt worden – nun auch der Gedanke, „mit anderen Behörden“ unter ein Dach zu ziehen: Kandidat hätte die Stadt Siegen sein können, deren Weidenauer Rathaus sanierungsreif ist.

Wo?

Nun kommt, wie bei der Uni, eine „Campus-Lösung“: Nördlich oder südlich des Lyz soll ein neues Verwaltungsgebäude errichtet werden, also entweder auf dem Lyz-Parkplatz oder da, wo früher der Seitenflügel des Kreishauses stand – dort müsste noch ein Haus abgerissen werden, in dem sich Hausmeisterwohnungen, Hausmeisterwerkstatt und Dienstwagengarage befinden.

Wie teuer?

2016 hatte Landrat Andreas Müller einen ersten, von der Politik abgelehnten Anlauf für das damals mit knapp neun Millionen Euro kalkulierte Vorhaben unternommen. Im Mai dieses Jahres folgte der zweite Anlauf: Inzwischen geht es nicht mehr um das Gesundheitsamt, sondern um das Jugendamt, das gemeinsam mit der Kfz-Zulassungsstelle in einen Neubau einziehen soll. Im Mai stand dafür eine Summe von 12,3 Millionen Euro im Raum.

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Ein ähnlicher Betrag – 10,7 Millionen für die südliche, 11,3 für die nördliche Variante – erscheint auch jetzt in der Vorlage für den Bau- und Verkehrsausschuss. Nun aber unter der Bezeichnung „Saldierter Ressourcenverbrauch“. Man rechnet jetzt anders, indem man die Wirtschaftlichkeit der Alternativen im Zeitraum von 30 Jahren vergleicht.

CDU und Grüne wollen RSD in Wilnsdorf erhalten

Gegen die Aufgabe der Süd-Niederlassung des Regionalen Sozialdienstes (RSD) sprechen sich CDU und Grüne aus. In einem Antrag, der zunächst am Donnerstag, 5. September, im Sozialausschuss behandelt wird, fordern sie eine „dezentrale Stärkung in der Jugendhilfe und im RSD“.

Zusätzlich soll der RSD in allen Städten und Gemeinden Beratungsangebote in Rathäusern oder „ähnlich öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten“ einrichten. Standortübergreifend soll der RSD eine „Task Force Kindeswohlgefährdung“ bilden. Die Erziehungsberatungsstellen in Siegen und Bad Berleburg seien „von jeglichen Zusammenlegungsbestrebungen auszunehmen“.

Eine Zentralisierung, wie sie mit der Verlegung des RSD Mitte von Netphen nach Siegen begonnen worden sei, erschwere es, „aktive Netzwerkarbeit vor Ort“ zu leisten. „Deutlich erschwert“ werde der niedrigschwellige Zugang zu Beratungsangeboten im südlichen Siegerland.

Bei den Neubauten bleibt danach etwas an Wert übrig, Gebrauchtimmobilien sind dann aber komplett abgeschrieben, und mit Mietzahlungen schafft sich nun einmal auch der Kreis kein Eigentum. So kommt es, dass die Neubaulösungen am besten abschneiden. Ihr tatsächlicher Preis heißt jetzt „Barwert“: 16,3 (Süd) oder 16,9 Millionen Euro (Nord).

Wann?

Wo gebaut wird, soll vom Ergebnis eines Architektenwettbewerbs abhängig gemacht werden, für den der Bauausschuss zunächst 200.000 Euro freigeben soll. Spätestens im Frühjahr 2021 wird der Gewinner feststehen, der dann auch den Planungsauftrag bekommen soll. Über den dafür nötigen Betrag von 600.000 Euro will die Verwaltung im Haushalt 2020 verfügen können, damit der Auftrag auch schon vergeben werden kann, wenn der Etat 2021 noch nicht genehmigt ist.

Was?

Gebaut werden sollen 80 Büros für das Jugendamt, 550 Quadratmeter für die Kfz-Zulassungsstelle und ein Parkhaus mit den „betriebsbedingt notwendigen Stellplätzen“, außerdem Ersatz für Dienstwagengarage und Hausmeisterwerkstatt, falls die nördliche Variante zum Zuge kommt. Mit dieser Festlegung bleibt der projektbegleitende Ausschuss hinter den Wünschen der Verwaltung zurück. Sie hatte mit einer Reserve von weiteren, zunächst zu vermietenden Büros geplant und einem größeren Parkhaus auch für externe Nutzer und für die Kreisbediensteten, die sich bisher woanders Stellplätze mieten müssen. Dass das größere Parkhaus auch „wirtschaftlich interessanter“ gewesen wäre, verschweigt die Vorlage der Verwaltung nicht.

Für wen?

Das Jugendamt ist derzeit auf fünf Standorte verteilt: Kreishaus, Lyz, Bismarckplatz sowie – mit dem Regionalen Sozialdienst (RSD) – Kreuztal und Wilnsdorf. Ein Gutachten hat zur Zentralisierung geraten; der Kreis will deshalb den RSD Süd nach Siegen holen.

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Frei werdende Flächen, die nicht von anderen Ämtern gebraucht werden, sollen vermietet werden; vorübergehend angemietete Büroflächen will der Kreis kündigen. Mit der Kfz-Zulassungsstelle, die künftig unter kreiseigenem Dach ist, will der Kreis sogar Gewinn machen: durch Vermietung an gewerbliche Nummernschildverkäufer.