Buschhütten. Mehrfamilienhäuser und eine Self-Storage-Garagenanlage will ein Investor aus Neunkirchen am Hofgut Langenau in Buschhütten bauen.

In der Nachbarschaft des Hofgutes Langenau sollen „mehrere Mehrfamilienhäuser“ und, weiter südlich in Richtung Gewerbegebiet eine „Selfstorage-Garagenanlage“ entstehen. Mit diesem Vorhaben eines in Neunkirchen ansässigen Unternehmens konfrontiert die Verwaltung den Infrastrukturausschuss am Montag, 2. September. Die Idee trifft auf massiven Widerspruch der Denkmalpflege beim Landschaftsverband in Münster, die im Zweifelsfall eine Entscheidung des Bauministeriums herbeiführen kann.

Die Geschichte

Haupthaus und der heute als Scheune genutzte Backes stehen unter Denkmalschutz. 1340 wurde der Adelssitz erstmals erwähnt. Er gehörte zunächst der Familie Selbach-Lohe, dann der Familie Wischel. Die Eigentümer erhielten 1452 die Erlaubnis, den Buschhütter Eisenhammer zu bauen.

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1746 ersteigerte Wilhelm Carl Henrich Friso Prinz von Oranien und Fürst zu Nassau das Hofgut, verkaufte es drei Jahre später an den Staat, der seine Domäne 1764 an den Schweizer Mennoniten Johann Georg Dörr verpachtete. Der baute einen Saal im Obergeschoss zum Versammlungszentrum dieser evangelischen Freikirche aus, deren Angehörige zwischen 1730 und 1819 auch in der Kredenbacher Silberhütten-Siedlung zu Hause waren.

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1821 kaufte Andreas Heinemann das Anwesen, von dem sich die Familie erst 1966 trennte. Die Familie Barten, Inhaber von Achenbach Buschhütten und damit Nachfolger des Wischelschen Eisenhammers, wurde neuer Eigentümer.

Die Denkmalpflege

Das Hofgut spielte „für die Mennoniten-Gemeinde sowie für die Industrialisierung Kreuztals eine entscheidende Rolle“, heißt es in der Stellungnahme der Denkmalpflege. Das Herrenhaus („mit seiner ungewöhnlichen, an Türme erinnernden Gestalt“) sei Zeuge dafür, dass in Langenau „bis in das 20. Jahrhundert hinein ein historischer landwirtschaftlicher Gutsbetrieb bestanden hat“.

Das Baujahr des Backes mit seinem Siegerländer Sparfachwerk datiert der Denkmalschutz auf die Jahre 1830 bis 1860
Das Baujahr des Backes mit seinem Siegerländer Sparfachwerk datiert der Denkmalschutz auf die Jahre 1830 bis 1860 © Jürgen Schade

Dem Abbruch oder der Umsetzung des Backes werde die Denkmalbehörde nicht zustimmen, ebenso wenig dem Bau von Mehrfamilienhäusern. „Durch den unverhältnismäßigen Maßstab und die Positionierung ohne Bezug zu der bestehenden Bebauung“ werde es „in erheblichem Maße“ zu Beeinträchtigungen der Baudenkmale kommen. Im Regionalplan erscheine das Hofgut als „kulturlandschaftsprägendes Bauwerk mit Raumwirkung“.Die Denkmalpflege des Landschaftsverbandes empfiehlt nun, auch die Archäologen hinzuzuziehen und die Eintragung von zwei Nachbarhäusern in die Denkmalliste zu prüfen. Für den Bebauungsplan solle die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb oder einen Vor-Ort-Workshop ins Auge fassen.

Die Stadtverwaltung

Ohne neues Bebauungsplanverfahren kann das Vorhaben nicht realisiert werde. Darauf macht auch die Kreuztaler Verwaltung aufmerksam. Nach geltendem Planungsrecht wären allenfalls im Norden des Plangebiets Wohnbebauungen mit bis zu zwei Vollgeschossen zulässig. Zu bedenken gibt die Verwaltung, dass das Vorhaben „an dieser eher dezentralen Stelle“ das neue Deichwald-Quartier und das geplante Wohnviertel auf dem Sportplatz nicht beeinträchtigen dürfe. Dem Ausschuss schlägt sie vor, entweder eine Bebauungsplanung „unter angemessener Berücksichtigung der sonstigen relevanten öffentlichen und privaten Belange“ in Auftrag zu geben oder mit dem Investor über eine „reduzierte Planung“ zu verhandeln.

Sitzung am Montag

Im kulturlandschaftlichen Fachbeitrag für den Regionalplan weist die Denkmalpflege darauf hin, das das Hofgut bis ins 20. Jahrhundert hinein als „kompletter landwirtschaftlicher Gutsbetrieb“ geführt wurde. Das Mansarddach des Herrenhauses sei „für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts charakteristisch“. Das Backhaus in „Siegerländer Sparfachwerk“ wird auf die Jahre 1830 bis 1860 datiert.

Die Vertreter von Raumia werden das Projekt für Langenau am Montag, 2. September, im Infrastrukturausschuss vorstellen. Die Sitzung in der Weißen Villa beginnt um 17 Uhr.

Der Investor

Die Firma Raumia, die als Investor auftritt, ist laut eigenem Internetauftritt Dienstleister „rund um Konzeption, Entwicklung und Errichtung von Gebäuden“ und hat sich auf „hochwertige Immobilien im Bereich Lager-, Logistik- und im Selfstoragebereich“ spezialisiert, sie bietet Lagermöglichkeiten für gewerbliche und private Kunden an. Die „Raumia Hof Langenau GmbH“ wurde am 5. August 2019 ins Handelsregister eingetragen.

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