Siegen. Der Fotokünstler Thomas Kellner übergibt dem Siegerlandmuseum Postkarten mit Siegerländer Motiven – und eine Plastik mit besonderer Geschichte.

Eigentlich geht es nur um 14 Postkarten und eine kleine Plastik. Da es aber weder irgendwelche Postkarten noch irgendeine Plastik sind, würde „nur“ der Sache nicht gerecht. Die Postkarten zeigen Siegerländer Motive, aufgenommen vom Fotokünstler Thomas Kellner; und die kleine Steinplastik stammt vom in Dänemark lebenden Künstler Joseph Salamon, der auch eine der bekanntesten Skulpturen im öffentlichen Raum der Stadt geschaffen hat: den „Tanz“ auf der großen Wiese im Schlosspark. Karten und Plastik schenkte Thomas Kellner am Mittwoch dem Siegerlandmuseum.

Die Postkarten

Die Ausstellung „Siegen (nicht nur) im Postkartenformat“, die vor genau einem Jahr im Siegerlandmuseum lief, habe ihn auf die Idee gebracht, sagt Thomas Kellner. „Ich stellte fest: Aha, da gibt’s ein Augenmerk drauf“, erklärt er. Und weil viele Postkarten mit Motiven von ihm derzeit auslaufen, „dachte ich, da steuer ich lieber mal noch welche bei“.


Das Material:
Zu sehen sind Bauwerke wie der Turm der Nikolaikirche, der Dicke Turm, Industriekomplexe wie die Firmen Kabelschlepp oder Georg, aber auch der Alte Flecken, immer in der typischen Kellner’schen Kontaktbogentechnik: de- und rekonstruiert in einzelnen Feldern, die die Ausschnitte mal mehr, mal weniger akkurat zum bekannten Motiv zusammensetzen.

Es gibt aber auch zwei Lochbildkameraaufnahmen von Stollen auf der Eisernhardt, entstanden im Auftrag des Museums für Gegenwartskunst, sowie ein Bild des Siegeners Georg Wilhelm Henning, der im 18. Jahrhundert im russischen Ural die Städte Jekaterinburg und Perm gründete und Ausgangspunkt von Kellners Foto- und Ausstellungsprojekt „Genius Loci“ wurde (siehe Infobox).

Nutzen fürs Museum: „Wir werden eine Kassette anlegen mit der Aufschrift ,Thomas Kellner’“, sagt Prof. Ursula Blanchebarbe, Leiterin des Siegerlandmuseums. Diese verschwinde zwar zunächst in einem Regal, werde aber immer wieder eine Rolle spielen. Schon im kommenden Jahr werde die Dicker-Turm-Karte in einer Ausstellung zum Unteren Schloss zum Einsatz kommen. Ebenso werde es für die anderen Motive sicher immer wieder Verwendung in künftigen Ausstellungen geben.

Für „Siegen (nicht nur) im Postkartenformat“ hätte das Team zwar „bewusst auf zeitgenössische Fotografien verzichtet“, sagt Ursula Blanchebarbe. Aber natürlich sei die Sicht zeitgenössischer Künstler auf die Stadt eine interessante Position. In Betracht käme überdies auch eine Vitrine mit den Postkarten in der Stadtgeschichte.

Die Plastik

„Das war tatsächlich eine Überraschung“, beschreibt Thomas Kellner, wie er in den Besitz des Salamon-Werkes kam. Der Bildhauer – 1932 in Transsilvanien geboren, 1949 nach Israel umgezogen, seit 1959 in Dänemark zuhause – hatte ihn über Social Media angeschrieben und ihn gefragt, ob er für ihn ein Foto vom „Tanz“ im Schlosspark machen könne – er selbst hatte nämlich keins. Thomas Kellner tat ihm den Gefallen und erhielt als Dank vor etwa zwei Jahren die kleine Skulptur. Aufgrund des großen Objekts im Park aber „dachte ich, sie ist viel besser im Siegerlandmuseum aufgehoben“.


Das Material:
Das Objekt ist aus glattem, grau-braunem Stein, unregelmäßig geformt, aber mit geraden Kanten, so dass aus wechselnden Perspektiven sehr unterschiedliche figürliche Eindrücke entstehen. In die Vorderseite sind parallele Linien eingearbeitet.

Nutzen fürs Museum: Das Siegerlandmuseum hat mit der Figur eine Art Pendant für das Werk im Park für seine Ausstellung. Besonders interessant ist, dass nicht bekannt ist, wie, wann und wieso der „Tanz“ in den Schlosspark gelangte.

Drei andere Skulpturen – „Pinguin“ von Ladislaus Schwartz, „Sonne“ von Dietrich Mohr und „Vampir“ von Victor Roman – waren Exponate der Ausstellung „Douze sculpteurs de Paris“, in der zwölf Künstler mit Bezügen zur französischen Hauptstadt im Frühsommer 1975 Werke im Schlosspark zeigten. Dieses Trio erwarb die Stadt damals für den Schlossgarten. Naheliegenderweise wird auch der „Tanz“ meist diesem Ursprung zugeordnet – doch Joseph Salamon wird im damaligen Katalog zur Ausstellung nicht erwähnt.

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