Siegen. . Vampir, Sonne, Tanz und Pinguin: Die vier modernen Skulpturen im Schlosspark sind bekannt. Aber wieso stehen sie eigentlich dort?
Mit ein paar Anrufen, das wird schnell klar, ist es nicht getan: Wer etwas über die Geschichte der vier modernen Skulpturen im Schlosspark herausfinden möchte, muss schon tiefer graben. Zwar kennt fast jeder, der den Park zumindest gelegentlich besucht, den „Pinguin“, die „Sonne“, den „Vampir“ und den „Tanz“ – aber spontan können selbst Fachleute kaum etwas dazu sagen. An den Werken selbst verraten kleine Hinweisschilder lediglich den Titel und den Namen des Künstlers. Also: Auf zur Spurensuche ins Stadtarchiv und ins Archiv des Siegerlandmuseums.
Es war einmal
1975, im Mai: Im und am Oberen Schloss wird die Ausstellung „Douze sculpteurs de Paris“ eröffnet. Zwölf Künstler mit persönlichen Bezügen zur französischen Hauptstadt präsentieren Arbeiten im Museum und im Schlosspark. Bis zum 8. Juni 1975 sollen sie zu sehen sein, bevor die Ausstellung erst nach Köln und dann nach Paris weiterzieht. Doch die Stadt Siegen kauft drei Exponate, die bis heute den Schlossgarten zieren.
Der Pinguin . . .
. . . ist eine Skulptur des in Rumänien geborenen Künstlers Ladislaus Schwartz. Er lebte von 1920 bis 1991 und ist für seine Tierplastiken bekannt, die das Siegerländer Publikum erstmals 1968 zu sehen bekam. Damals präsentierten Schwartz und seine Frau – die Malerin Otilia Grosu – im Gebrüder-Busch-Theater in Dahlbruch eine Auswahl ihrer Arbeiten. Freunde aus dem Siegerland hatten ihnen die Möglichkeit für die gemeinsame Ausstellung vermittelt.
Grosu reiste zurück zu den Kindern nach Bukarest und lebte dort mehrere Jahre. Schwartz hingegen blieb dem Siegerland verbunden, flüchtete 1970 und wurde deutscher Staatsbürger. 1973 durften nach zähem Ringen seine Frau und seine beiden Söhne zu ihm kommen. Schwartz wohnte damals in der Burgstraße in Siegen – jener Straße, die zum Schlosspark führt. Der Bildhauer, der damals zwischen Siegen und Paris pendelte, war Sohn eines Viehzüchters und ließ sich für seine Werke aus Stein, Marmor oder Bronze häufig von Tieren inspirieren. Der Pinguin, geschaffen aus schwarzem Marmor, ist typisch für Schwartz, der durch die Reduzierung auf die körperlichen Grundformen immer wieder die Urkraft der Tiere zum Ausdruck bringt.
Die Sonne . . .
. . . ist ein Werk des Bildhauers Dietrich Mohr (*1924 in Düsseldorf †2016 in Paris). Nach seinem Studium an der Kunstakademie Karlsruhe lässt er sich 1951 in Paris nieder. „Künstler sollen nicht über Kunst reden, sie sollen sie machen“, sagt Mohr zu Beginn der Ausstellung im Schlosspark. In seinen Werken verarbeitete er Messingplatten durch Ausschneiden, Formen und Schweißen. Dadurch erhalten sie einen rhythmischen und plastischen Ausdruck – an der „Sonne“ gut zu erkennen.
Der Vampir . . .
. . . gehört zu den ersten Werken, die Victor Roman (*1937 im rumänischen Mărtiniș †1995 in Paris) aus Aluminium goss. Zuvor arbeitete er vornehmlich mit Holz, Stein und Metallplatten. In den 1950er Jahren noch hatte er sich „bemüht, die abstrakten und fast geometrischen Motive der rumänischen Volkskunst auszuwerten“, heißt es im Katalog zur Ausstellung in Siegen. „Nachdem er sich in der Folgezeit von dieser Formel befreit hat, erhalten seine schlank gewordenen und auf das Wesentliche reduzierten Formen die Spannkraft und Gedrängtheit von Antennen im Raum oder von tanzenden Symbolen voller Grazie und ätherischer Leichtigkeit.“ Im „Vampir“ ist diese Entwicklung innerhalb seines Schaffens deutlich abzulesen.
Der Tanz . . .
. . . des Künstlers Josef Salomon bleibt ein Mysterium. Salomon wird im Zuge der Ausstellung nicht erwähnt – und auch in den Archiven finden sich keine Informationen darüber, wann und wie die Skulptur zu ihrem Platz im Schlosspark kam.
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