Hadem. Die Spreu vom Weizen trennen? Das ist Landwirtschaft, die am Sonntag in dem Hilchenbacher Stadtteil auch für Städter erklärt werden

Jede Menge Bewegung rund um den Hademer Dreschschuppen: Mitglieder und Freunde des Vereins zur Erhaltung historischer Gerätschaften, der das hier eingerichtete Landwirtschaftsmuseum betreibt, helfen bei der Vorbereitung des Museumsfestes. Der Chef kommt mit dem Trecker um die Ecke: Henning Moll, Museumsgründer und Vereinsvorsitzender, räumt die Scheune leer. Hier wird am Samstagabend die Party der Oldtimerfreunde steigen, die sich ab Freitag in Hadem treffen und ihre Gefährte auf der Wiese über dem Schuppen und der neuen Remise abstellen – zur Besichtigung.

Stelldichein der Oldtimer-Trecker

Auf dem Sozius fährt Molls siebenjähriger Neffe Marvin Wieland mit. Eine ziemlich große Truppe sitzt gerade an der Kaffeetafel, die draußen vor Johanns - das ist der Hausname des 1542 errichteten Fachwerkhauses – aufgebaut ist. Viele junge helfende Hände haben sich dazugesellt: Marvins 14-jähriger Bruder Oliver ist dabei, und Julia Horn, die sich gleich wieder an den Webstuhl im Obergeschoss des Museums begibt, hat ihre Söhne Benni (5) und Jonah (8) dabei. Sie alle finden ihren Platz auf, vor und neben der Dreschmaschine, die am Sonntag ab 11 Uhr in Aktion zu bewundern ist. Angetrieben wird sie vom Motor des Allgaier-Treckers, der dazu mit der Front vor die Maschine gestellt wird. Oben kommen die Garben rein, die am Samstagmorgen in Vormwald mit dem Bautz-Mähbinder geerntet werden, unten kommen Stroh und Korn heraus. Und die Spreu, die dann nicht nur sprichwörtlich vom Weizen getrennt ist. „Da kann man noch die Hühner drin scharren lassen“, sagt Henning Moll. Weggeworfen wird nichts.

Vor der Dreschmaschine: Katja Moll, Benni Horn (5), Henning Moll. Auf der Dreschmaschine: Marvin Wieland (7), Jonah Horn (8), Oliver Wieland (14, jeweils von links).
Vor der Dreschmaschine: Katja Moll, Benni Horn (5), Henning Moll. Auf der Dreschmaschine: Marvin Wieland (7), Jonah Horn (8), Oliver Wieland (14, jeweils von links). © Steffen Schwab

An diesem Museumsfestsonntag ist die Landwirtschaft rund um den Dreschschuppen lebendig – auch die Schafe waren schon da, die die Wiese gemäht haben. Dass vieles Geschichte geworden ist, wird an der Ausstellung im Außengelände deutlich - die Gerätschaften tragen ihre Spuren der Zeit. Was nicht heißt, dass sie nicht mehr funktionieren: der Cormick-Flügelmäher, eine Attraktion: ganz neu im Bestand. Die Sämaschine. Der Kultivator. Der Pflug. Der Kartoffeltrockner. Der Gabelwender. Hier können Stadtmenschen eine Menge lernen.

Aber nicht heute, Henning Moll drückt ein bisschen aufs Tempo für die Vorbereitungen. Wie viele Oldtimer-Trecker mit ihren Gespannen aus Sieger-, Sauerland und Westerwald am Wochenende kommen? Moll kennt die Szene, wagt aber keine Prognose. „Dieses Jahr fällt ja das Treffen in Nordhorn aus.“ Das wäre sonst jetzt auch gewesen. Es bleibt auf jeden Fall bei den 100 Litern Erbsensuppe, die Henning Moll traditionell selbst zubereitet. Für die reichliche weitere Verpflegung sorgt das große Netzwerk, das sich rund um das Museum gebildet hat.

Webstuhl neben der Schulstube

Innen drin ist auch etwas anders: Die Schusterwerkstatt ist ins Obergeschoss gezogen, die Milchwirtschaftsabteilung nach unten neben den mit Originaleinrichtung nachgebauten Tante-Emma-Laden. „Wir haben mal getauscht“, sagt Katja Moll. Jetzt sind Werkstatt, Schulstube, Küche und gute Stube nebeneinander. Das passt besser.

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Am Webstuhl richtet sich Julia Horn ein. „Unser ursprünglicher Plan war, einmal Leinen zu weben“, erinnert Katja Moll. Um zu sehen, ob der Apparat überhaupt funktioniert. „Und dann hats Spaß gemacht“, erzählt Julia Horn. Das erste, bunte Stück Stoff liegt noch da. „Ich habe mir das selbst beigebracht, viele Bücher gelesen.“ Kettfäden, Schiffchen, Litzen, Schlagbaum. Es rattert nur so von Fachbegriffen, die erklären, wie aus 600 Fäden in Hand- und Fuß(hebel)arbeit am Kontermarsch-Webstuhl ein Stück Stoff wird. Blau und weiß kariert. Baumwolle, diesmal. „Leinen ist unfassbar teuer.“ Und hält nicht.

Draußen ist die Kaffeepause fast vorbei. Die Scheune ist immer noch ziemlich voll. So ist das immer kurz vor dem Museumsfest alle zwei Jahre. Auch beim elften Mal.

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