Siegen. Neuauflage für „Siegen isst bunt“: Enis Bottenberg stellt fest, dass die Menschen zunehmend nach Gemeinschaft suchen – die soll das Format bieten
Ein gutes halbes Dutzend Gäste sind der Einladung gefolgt, am Samstag, 3. August, gemeinsam zu dinieren. „Siegen isst bunt“ hat Enis Bottenberg sein Projekt genannt, das er 2018 begonnen hat und nun nach längerer Pause noch einmal aufleben lassen wollte.
Die Idee ist dabei recht einfach. Die Teilnehmer melden sich an oder kommen einfach spontan, bringen ihre Lieblingsgerichte mit, stellen sie auf ein großes Büffet und geben so allen Anwesenden die Gelegenheit, sich durchzuprobieren und Neues kennenzulernen. „Egal, ob süß, salzig, fettig, fleischig, vegan oder vegetarisch. Hauptsache mit Liebe selbst gemacht. Alle Zutaten sind erlaubt. Die Gerichte werden vor Ort beschriftet, so dass alle Zutaten am Buffet zu erkennen sind“, hatte der gelernte Buchhalter Bottenberg in seiner Einladung geschrieben, die er über die verschiedensten Plattformen verbreitet hat.
Zwanglose Atmosphäre
Einige Bekannte sind gekommen, eine Nachbarin und ein paar Erstteilnehmer. „Wir sind mitten in den Ferien, da ist das schon in Ordnung“, findet der 37-Jährige trotzdem und genießt es, am Samstagnachmittag unter freiem Himmel und in Gesellschaft zu essen. Eingeladen hatte er in den „Freiraum“ an der Löhrstraße. Die kleine Gruppe und das schöne Wetter haben dann die Idee gegeben, die Aktion in den Hof zwischen den Gebäuden zu verlegen.
2018 habe „Siegen isst bunt“ einmal monatlich stattgefunden, „acht oder neunmal mindestens“, erzählt Enis Bottenberg, der die Idee nach einem Gespräch mit einem syrischen Studenten entwickelt hat. Gemeinsam essen, sich unterhalten, mehr über andere Kulturen erfahren, alles in zwangloser Atmosphäre. Der Student habe dann aber nicht in den „Freiraum“ gewollt, „also habe ich es selbst gemacht“, lächelt Enis Bottenberg, der vor etwa fünf Jahren entschieden hat, sich in sozialen Projekten zu engagieren. Seit 2016 ist er etwa beim „Foodsharing“ aktiv. Bis zu 16 Leute seien seinerzeit gekommen, Deutsche, Russen, Iraner, Türken. Die Absicht ging also auf, nur die Zeit sei nicht perfekt gewesen.
Hoffnung auf Nachahmer
Bottenberg hat ausdrücklich Familien mit Kindern eingeladen. Für die sei aber eine Zeit um 19 Uhr abends nicht wirklich optimal gewesen. Daher nun der Nachmittagstermin ab 13 Uhr. „Ich wollte das nach einer Pause noch einmal anbieten“, sagt Enis Bottenberg: Darin liegt zugleich die Hoffnung, dass andere in Siegen die Idee aufgreifen. „Wenn, dann aber am Besten mehrere Veranstalter“, regt er an.
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Wenn nur einer verantwortlich sei und dann aus irgendeinem Grund nicht könne, führe das schnell zu Problemen, wie er selbst gemerkt hat, sagt der Aktivist lachend. Einige „Veteranen“ am Tisch nicken zustimmend. Was am Ende übrigens nicht bedeute, dass er nicht auch selbst noch einmal einladen könne, fügt er gleich an.
Unterstützung leisten
Dabei hat er freilich mit dem erwähnten „Foodsharing“ oder auch der Plattform „Flake“ schon reichlich zu tun. Dieses „Suche-Biete“-Angebot hat auch im „Freiraum“ begonnen, ist mittlerweile aber ins Café Planos umgezogen. „Weil der ‚Freiraum’ oft zu ist und das Café an sechs Tagen geöffnet hat“, erklärt Bottenberg, der durch sein Engagement regelmäßig für einen Sozialarbeiter oder ähnliches gehalten wird. „Bin ich aber nicht“, schmunzelt er.
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Bis vor ein paar Jahren habe er „einfach nur gearbeitet, geschlafen und gegessen“. Dann sei ihm aufgegangen, dass er etwas tun müsse und hat ähnliches bei vielen seiner Mitmenschen festgestellt: „Es hat sich etwas geändert. Ganz allgemein. Die Leute wollen etwas tun. Und das nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen.“ Und genau dafür möchte er Raum schaffen und Unterstützung leisten.
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