Deuz. Der Künstler Bruno Obermann hat sich in Deuz ein ideales Atelier geschaffen. Oft steht er bei der Arbeit auf seinen Großformaten.
Es ist eins der schönsten Fachwerkhäuser im Siegerland, das mit diesem Baustil ohnehin reich gesegnet ist. Bruno Obermann hat dieses 1732 errichtete Haus mitten in Deuz vor 30 Jahren gekauft. Früher stand davor eine Tankstelle, direkt am Haus eine Waschhalle.
Der Tankwart, ein kauziger Typ, wurde von den Deuzern nur „Heiland“ genannt, weil der gottesfürchtige Mann stets seine Kunden und Nachbarn bekehren wollte. Nachdem er verstarb, war seiner Witwe das Haus zu groß geworden. Bruno Obermann schlug durch den Kauf mehrere Fliegen mit einer Klappe: Neben dem großzügigen Platz zum Wohnen für seine Familie konnte er fortan die Waschhalle zum Malen benutzen.
Der ideale Raum fürs Atelier
Sie ist hoch, geräumig, hat große Fenster: Der ideale Raum für ein Atelier. Allerdings nicht zu beheizen, so dass er im Winter eine dicke Latzhose nicht nur gegen Farbspritzer, sondern auch gegen die Kälte braucht. Als „Zugabe“ bekam er mit der Schmiedewerkstatt hinter dem Haus, deren verräucherte Wände noch an frühere Zeiten erinnern, auch noch einen idealen Ausstellungsraum. Und Ausstellungen sind ihm sehr wichtig.
Bruno, eins von fünf Kindern der Obermann-Familie, entdeckte schon in der Grundschule seine Mal-Leidenschaft. „Ich habe Hefte vollgemalt und dazu auch Schulbücher, die damals nur ausgeliehen waren.“ Manchmal waren auch Karikaturen von Lehrern dabei, nicht immer zu deren Freude.
Der entscheidende „Kick“ kam 1978, als er bei einem Campingurlaub in Südfrankreich einen Kunstmarkt besuchte. Fortan war er vom Malen infiziert: Er kaufte sich Ölfarben und begann. Kurzzeitig dachte er sogar an ein Kunststudium und stellte sich mit seinen Mappen in Düsseldorf und Berlin vor. „Zu eigenständig. Wir bevorzugen Studenten, die wir noch formen können“, hieß es in der Ablehnung.
Wert und Unwert eines Kunststudiums
Kunstseminare für Lehramtsstudenten an der Uni Siegen machten Bruno Obermann auch keine Freude: „Zu theoretisch.“ Inzwischen hatte er dort ein BWL-Studium begonnen und schon sehr früh seine Familie gegründet. Bruno Obermanns festes berufliches Standbein wurde die Einkaufsabteilung in einem Siegerländer Industriebetrieb.
„Wenn ich noch mal jung wäre, würde ich vielleicht Kunst studieren. Mit einem Abschluss hätte ich es als Künstler leichter“, sagt Bruno Obermann, um dann aber sofort zufrieden hinzuzufügen: „So bin ich in der Kunst freier als jemand, der sich freier Künstler nennt.“ Denn die Konkurrenz im Kunstbetrieb ist groß und Ausstellungen sind wichtig. Zur Zeit bereitet er eine Ausstellung vor, die er „Nirgendland“ nennt. Er zeigt diese aktuellen Arbeiten zunächst in der PR-Firma Dülberg/Brendel in Düsseldorf und danach in Stuttgart, Fulda und Wesseling. Den Begriff „Nirgendland“ hat Bruno Obermann aus einer Fernsehsendung und erklärt: „Es ist ein altertümliches Wort, das früher sogar im Duden stand und so viel bedeutet wie: Jemand redet Unsinn.“ Und da wird Bruno Obermann philosophisch: „Kunst ist ein Metier, bei dem ich frei bin und alles machen kann, weil es keine formulierbaren Ansprüche gibt.“
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Köpfe, meist im Profil, sind ein Hauptmotiv seiner neuesten Bilder. Stark reduziert und abstrahiert, so wie sie es auch schon einmal vor 20 Jahren waren. Oft schließen sich Kreise auch in der Kunst. Verändert hat sich aber Bruno Obermanns Farbenauswahl. Früher malte er mit Öl, das er mit Terpentin stark verdünnte. Doch er bekam allergische Reaktionen. Inzwischen benutzt er Acrylfarben, die er ebenfalls verdünnt und in mehreren Schichten auf die Leinwand aufträgt.
Ohne Musik läuft nichts
Die Bilder liegen dabei, weil die flüssigen Farben sonst nach unten laufen würden. Dass dann zwangsläufig bei großen Formaten auch die Abdrücke seiner Füße aufs Bild kommen, macht Bruno Obermann zur einem seiner stilistischen Markenzeichen:
Im Kunstsommer dabei
In unserer Region stellt Bruno Obermann seine Werke am 14. und 15. September im Rahmen des Kunstsommers 2019 aus.
An diesem Wochenende bietet er ein offenes Atelier mit Kunst im Garten und historischem Fachwerkhaus: Kölner Straße 6 in Deuz, 02737/1519
„Das schafft Lebendigkeit.“ Genau so lebendig wie die Musik, die er während des Malens hört: Rock und Blues der 60er und 70er Jahre. „Gehe ich ins Atelier, mache ich als erstes die Musik an“, sagt er. Und tatsächlich: Seine imposante CD- und Plattensammlung lässt keinen Wunsch nach gepflegtem, von Gitarren geprägtem Blues-Rock offen. Bei der beruflichen Laufbahn des Vaters von zwei Kindern und Großvater von zwei Enkeln ist ein Ende abzusehen. Nicht jedoch für seine künstlerische: „Ich würde fürchterlich unleidlich werden“, bekennt Bruno Obermann. Vielleicht hat er dann aber auch mehr Zeit, Galerien und Museen zu besuchen. Sein Hauptziel ist dabei vor allem das Kunstmuseum des dieser Tage verstorbenen Kunstmäzens Frieder Burda in Baden Baden: „Da fahre ich immer wieder gerne hin.“
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