Kreuztal. Wir stellen Künstler aus dem Siegerland in dieser Serie vor: Den Anfang macht Uli Langenbach aus Kreuztal. Er ist Maler und Musiker.
Es sieht nach Arbeit aus im großen Raum unter dem Dach des Kreuztaler Bahnhofs und riecht nach Farbe, Terpentin, Leinöl. Hier hat Uli Langenbach sein Atelier, das er auch als Probenraum für seine Musik auf der E-Gitarre nutzt. „Bildende Kunst und Musik sind eine Einheit“, sagt er, „das Erforschen von Farben und Formen ähnelt dem Entwickeln und Erkennen von Klängen und fordert viel Disziplin.“
Vor 11 Jahren fand Uli Langenbach im Bahnhof seine neue kreative Heimat, nachdem er sein Atelier lange Zeit in der alten Geisweider Grundschule hatte. Aber das Gebäude fiel dem Abrissbagger zum Opfer und trotz aller Bemühungen des damaligen Dezernenten für Kultur und heutigen Bürgermeisters Steffen Mues konnte die Stadt Siegen ihm nichts Adäquates anbieten.
Durch glückliche Umstände und den Einsatz der Kreuztaler Kulturmacher Michael Townsend und Holger Glasmachers fand Uli Langenbach sein neues Atelier im ehemaligen Kreuztaler Bahnhofsgebäude. In einer ehemaligen Eisenbahner-wohnung, die jahrelang leer stand und durch einen Brandschaden arg ramponiert aussah. Alte Wände wurden entfernt, die Decke geöffnet, sodass eine Raumhöhe von 5 Metern entstand, neue Fenster eingebaut, die Installationen erneuert. „Ein Dank an die Stadt Kreuztal, die mir herzlich zugetan war“, sagt Uli Langenbach.
Nach dem Beginn seiner künstlerischen Laufbahn gefragt, muss Uli Langenbach nicht lange nachdenken: „Alles fing an, als ich mit 14 die Stones hörte.“ Da hatte er gerade eine Ausbildung zum Modellbauer begonnen, die er dann auch glanzvoll abschloss. Aber er war unglücklich. Sich in Betriebsabläufe eingliedern zu müssen, entsprach nicht seinem unbedingten Freiheitsdrang.
Sein Traum war, Musiker zu werden, genauer gesagt Gitarrist. Erste Konzerterfahrungen sammelte er mit „Smash“, einer damals angesagten Siegener Band. Schlagzeuger war das Jazz-Urgestein Uli Vollmer. Ein weiterer Versuch, einen „bürgerlichen Beruf“ zu ergreifen, war sein Maschinenbau-Studium am Fischbacherberg. Das brach er nach 3 Semestern ab. Uli Langenbach setzte voll auf Musik und Bildende Kunst. Nach Stationen in der Werkkunstschule in Köln und der Siegener Fachschule für Malen und Zeichnen lernte Uli Langenbach die Siegener Malerikone Walter Helsper kennen und mietete 1977 sein erstes eigenes Atelier in einer ehemaligen Heißmangel. Mit 27 Jahren und sehr zum Leidwesen seiner Eltern: „Es gibt Jobs, Berufe und eine Berufung. Ich bin meiner Berufung gefolgt, musste mich nie einer Autorität unterwerfen und bin ein glücklicher Mensch geworden.“ Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zunächst durch Zeichenunterricht an Volkshochschulen.
Auf einmal hingen Werke neben Beuys
1982 rief das renommierte Hagener Osthaus-Museum an, das eine Ausstellung mit Gegenwartskünstlern plante. „Denen habe ich erst Dias geschickt. Dann wollte der Kurator die Originale haben. Auf einmal hing ich neben Josef Beuys“. Der war schon vorher prägend für Uli Langenbach, seit er auf der Biennale von Venedig das „Kapital“ des Düsseldorfers gesehen hatte. Durch die Hagener Ausstellung war Uli Langenbach auf einmal auch überregional gefragt. Ausstellungen in Freiburg, Berlin, Lyon, der Münchener Staatsgalerie und sogar im Pariser Centre Pompidou folgten. Dass er kürzlich im Kunstmuseum Tel Aviv und im Litauischen Kaunas zu sehen war, sei nur am Rande erwähnt. Seine Werke sind minimalistisch: „Weniger ist oft mehr. Entscheidend ist die Frage: Was ist überflüssig? Was kann ich weglassen?“
Lust auf Kunstvermittlung
„Ich habe nie einen adäquaten Lehrer gehabt. Vieles ist auf meinem eigenen Mist gewachsen“, sagt Uli Langenbach. Umso mehr freute er sich über die Lehraufträge an der „Freien Kunstakademie Basel“ von 1995 bis 2000 und anschließend als Gastprofessor am Bauhaus in Weimar. Während seiner Gastprofessur an der Uni Siegen konnte er seine Studenten oft zu Lehrveranstaltungen in sein Kreuztaler Atelier einladen. Groß genug ist es ja. Außerdem veranstaltete Uli Langenbach Sommerakademien in Dödesberg, fördert und kuratiert den Kunstraum Siegen, der 12 Atelierplätze anbietet. „Ich liebe die Auseinandersetzung mit Menschen, die auch Kunst machen“, sagt er zufrieden. „Ich habe vieles erlebt, viel Glück gehabt und immer von der Kunst leben können. Der Gang in mein Atelier ist ein Stück nach Hause kommen.“
Sein nächstes großes Projekt: Am 19. Januar 2020 präsentiert Uli Langenbach „Entsprechend daneben“ – mit kleinen oder größeren Werken belegt der Künstler fast alle Räume des Oberen Schlosses in Siegen.
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