Kreuztal. Die Raststätte Kindelsberg in Kreuztal ist ein beliebtes Ziel für Familien und Wanderer. Wir haben uns das Restaurant mal genau angeschaut.
Wer sich 123 Stufen auf den Kindelsbergturm hinauf wagt, kann einen atemberaubenden Ausblick genießen: Mit bloßem Auge kann man nicht nur das Siegerland und den Westerwald, sondern auch das Rothaargebirge sehen. Mit einem Fernglas lässt sich sogar das 60 Kilometer entfernte rheinische Siebengebirge erblicken.
Ein Besuch auf den 618 Meter hohen Kindelsberg lohnt sich aber nicht nur wegen der malerischen Aussicht. Auch das urige Restaurant am Fuße des Turms, die Raststätte Kindelsberg, zieht viele Besucher an. Natascha Münker ist seit zwölf Jahren Geschäftsführerin und Meisterköchin des Betriebs. „Ich glaube, dass die Raststätte aus der Region nicht mehr wegzudenken ist“, sagt sie. Einblicke in eine bewegte Geschichte:
Wertschätzung für das Gastgewerbe
Drei Monate im Siegerland. Zugegeben, das ist keine lange Zeit, wenn Sie diese Region einmal kennenlernen wollen. Ich, ein gebürtiger Hagener, habe es während meiner Volontärsstation in der Siegener Lokalredaktion dennoch versucht und mir vorgenommen, einmal die Gastronomie-Szene zu entdecken. Denn wo können Sie eine Region und ihre Menschen besser kennenlernen als in Restaurants, Cafés, Eisdielen und Kneipen?
In der Serie „An Tisch und Tresen“ schildere ich meine Eindrücke aus vielen, vielen Besuchen in Siegerländer Gastronomien. Jede Folge ist ein kleiner Guide für die jeweilige Stadt bzw. den Stadtteil. Wie meine Auswahl getroffen habe? Zum einen habe ich Tipps aus unserer Redaktion erhalten, zum anderen haben mir Leserinnen und Leser nach einem Aufruf im Mai ihre Lieblings-Gastronomien per E-Mail verraten. Außerdem haben die Bewertungen in Online-Portalen eine wichtige Rolle gespielt. Die Serie ist jedoch kein allumfassender Gastro-Guide für das Siegerland – dafür ist die Auswahl viel zu groß.
Beeindruckt hat mich bei meinen Gesprächen mit Wirten, Köchen, Kellnern und Konditoren vor allem eines: Mit wie viel Hingabe daran gearbeitet wird, den Gästen etwas Besonderes zu bieten. Aber das Geschäft ist zäher denn je. Innerhalb von zehn Jahren haben 81 Gastro-Betriebe im Kreis Siegen-Wittgenstein geschlossen, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) jüngst mit. Ein trauriger Trend, dem wir entgegenwirken sollten. Denn die Siegerländer Gastronomie hat enorm viel zu bieten – das weiß ich nach meinen drei Monaten hier ganz gewiss.
1896 In einer Versammlung des Sauerländischen Gebirgsvereins Krombach wird die Idee eines Aussichtsturms auf dem Kindelsberg erstmals in den Raum geworfen. 1905 sind die Pläne des Bauausschusses fix und der erste Spatenstich wird gesetzt. Gesamthöhe des Turms: stolze 22 Meter.
1907 erfolgt die Einweihung des durch den Maurermeister Eduard Burbach erbauten Turms. Die Kosten für den aus Spenden finanzierten Turm betragen gerade einmal 18.557,44 Mark. In den nächsten Jahrzehnten übersteht der Turm zwei Weltkriege. Wind und Wetter nagen an ihm. Immer wieder muss renoviert und ausgebessert werden.
1951 beginnen Bauarbeiten für die Raststätte, deren Bau 88.000 Deutsche Mark kostet. Am 13. Juli wird das Richtfest gefeiert.
1953 wird die Raststätte schließlich eingeweiht. Außerdem richtet die Post eine Relaisstation ein, die Funkkommunikation ermöglicht. Der Turm bekommt eine größere Besucherplattform, seine Höhe wächst mit Antennen auf 28 Meter. Heute befinden sich im Turm Einrichtungen des Katastrophenschutzes, der Ruhrgas und der Deutschen Bahn.
1971 übernehmen die Pächter Karl-Heinz und Rosemarie Palauschek die Gastronomie, die sie 35 Jahre lang leiten. Seit November 2006 liegt die Geschäftsleitung bei Natascha Münker (geb. Palauschek). Damit ist die Raststätte seit fast 50 Jahren in Familienhänden.
Heute blickt Natascha Münker mit Stolz und Zufriedenheit auf ihre Raststätte Kindelsberg. „Wir haben mittlerweile sehr viel Stammkundschaft – insbesondere Wanderer, Fahrradfahrer und Familien, die einen schönen Ausflug machen wollen“, sagt die 51-Jährige. Die Meisterköchin setzt auf rustikale deutsche Küche zu moderaten Preisen: Das Siegerländer Krüstchen mit Pommes und Salat kostet 12,50 Euro, der Stramme Max mit Kartoffelsalat 10,50 Euro und die hausgemachte Gulaschsuppe 5,60 Euro. Zudem bietet die Raststätte Kindelsberg einen kulinarischen Kalender mit wechselnden Gerichten. „Solche Aktionen muss man heutzutage machen, um Kundschaft zu bekommen“, findet Natascha Münker.
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Seit fünf Jahren arbeitet sie mit einer Marketing-Agentur zusammen, die das traditionelle Angebot der Raststätte um moderne Aktionen – wie etwa einem Burger-Monat oder einen Schnitzeltag– erweitert hat. Zwischenzeitlich sah es geschäftlich nämlich nicht rosig aus. Für reine Gastronomien ohne Übernachtungsmöglichkeit sei es heutzutage schwierig, sich zu behaupten, sagt Münker: „Das haben auch wir gemerkt. Also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Jetzt stehen wir wieder gut da.“
Service
Adresse: Rasthaus Kindelsberg 1, 57223 Kreuztal; Kontakt:
02732/82500; info@kindelsberg.de; kindelsberg.de.
Öffnungszeiten: Montag Ruhetag, Di - Sa 10 bis 23 Uhr, So 9 bis 22 Uhr.
Sonstiges: Kinderfreundlich, behindertenfreundlich, WLAN, kostenlose Parkplätze, Biergarten.