Siegen. Diskussion im Bruchwerk-Theater über Visionen für Siegens Kulturszene: Viel hat sich getan – aber das überregionale Image braucht einen Schub.

Werner Hahn hat einen Wunsch für das Jahr 2029: dass auf den Ortseingangsschildern an allen Zufahrtsstraßen „Kulturhauptstadt Siegen“ steht. Der Leiter der Sparte „Junges Apollo“ (JAp) konnte bei der Podiumsdiskussion im Bruchwerk-Theater seine Antwort auf die Frage von Moderator David Penndorf nach Visionen für den Stand der lokalen Kulturlandschaft in zehn Jahren auch schlüssig begründen: „Ich kenne die Energie hier in Siegen. In zehn Jahren ist das locker zu schaffen.“

Augenzwinkern hin oder her: Werner Hahns Antwort spiegelt einen Tenor wider, der die sechs Herren auf der Bühne bei der Diskussion zum Thema „Siegen, sturköpfige Provinz oder visionäres Versuchslabor“ verband. Das Bruchwerk-Team hatte zu der Runde eingeladen, auf die in Zukunft weitere folgen sollen. Etwa 50 Besucherinnen und Besucher, überwiegend Akteurinnen und Akteure der heimischen Kulturszene, saßen im Publikum.

Weitere Runden angekündigt

Kritik an der Auswahl der Diskussionsteilnehmer gab es aus dem Publikum. Eine Zuschauerin fragte, wie die Besetzung zustande gekommen sei: „Mir fehlt die Alternativkultur.“

Auch der überproportional hohe Anteil an Theaterleuten auf der Bühne erntete Skepsis: Mehrere Publikumsgäste wiesen darauf hin, dass beispielsweise auch die bildenden Künste Anteil an der weiteren Entwicklung der Kulturlandschaft haben möchten. Die Veranstalter räumten das ein – und stellten weitere Diskussionsrunden in Zukunft in Aussicht.

Entwicklungen

Werner Hahns Anregung fasst insofern die Überzeugung der Diskussionsteilnehmer auf dem Podium pointiert zusammen, als dort Einigkeit über die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit herrschte. Vor etwa 30 Jahre habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, „dass es hier mit der Kultur nicht so weit her war“, sagte Jens van Heyden, Leiter des Kulturbüros des Kreises Siegen-Wittgenstein. Daraufhin seien viele Dinge entstanden, „auch Kultur Pur“. Siegens Bürgermeister Steffens Mues sprach von einer „Aufbruchstimmung, die vor 20 bis 25 Jahren eingesetzt und auch Früchte getragen hat.“

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Bedeutung

Kultur helfe „das menschliche Leben zu begreifen, das gesellschaftliche Leben zu reflektieren“, sagte Prof. Herbert Landau, Vorsitzender des Apollo-Trägervereins. Sie zähle außerdem zu den weichen Standortfaktoren, die eine Region brauche; etwas, das Werner Hahn – geboren in Salzburg, lange am Theater Hagen tätig und seit 2017 beim Apollo-Theater – untermauerte. „Ich bin 40 Jahre lang auf der A45 an Siegen vorbeigefahren“, räumte er ein. Dabei zeigte er sich von der Theaterbegeisterung gerader junger Menschen hier angetan. „Wir müssen an einem Image bauen, dass Leute in diese Region kommen und hier bleiben – den Menschen klar machen: In dieser Stadt ist wirklich viel los, in dieser Stadt boomt’s.“ Er habe viele Unternehmer getroffen, denen Fachkräfte fehlen. Kunst und Kultur seien ein Aspekt, der junge Menschen an einen Ort binden könne: „Lasst sie Kunst machen, lasst sie Theater machen, lasst sie Teil der Kulturszene werden!“

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Leuchttürme

Das Apollo-Theater gilt als Siegener Leuchtturm, das Museum für Gegenwartskunst ebenso – um zwei Beispiele zu nennen. Der Wert solcher herausragender Stätten sei unbestritten, „aber es wäre viel zu simpel zu sagen: Es gibt ein paar Highlights, und die allein machen das kulturelle Leben aus“, betonte Siegens Kulturdezernent Arne Fries. Dieses sei deutlich breiter aufgestellt, getragen durch das Engagement auch in Nischensegmenten, in den Schulen, gerade auch von den vielen Chören. Bürgermeister Steffen Mues hob dabei den Blick über die Stadtgrenzen hervor: „Ich sehe das durchaus regional, wenn ich zum Beispiel nur an Kreuztal denke, die auch ein tolles Programm haben. Die Kraft, die wir kulturell haben, wächst sicher aus der gesamten Region heraus.“

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