Wer öffentlichen Nahverkehr in der Zukunft will, braucht Visionen, meint Steffen Schwab. Ein Kommentar.

Wirklich nur eine Schnapsidee, die Sache mit der Seilbahn? Auf den ersten Blick haben die Fraktionen Recht, die die Gondeln mit lauter Begleitmusik untergehen lassen: Sollte der Kreis sich nicht erst einmal um einen funktionierenden Busverkehr kümmern? Wäre nicht aus der Schiene mehr rauszuholen? Wie gesagt, auf den ersten Blick.

Die SPD liegt richtig, wenn sie den Blick auf andere öffentliche Verkehrsmittel lenkt, die in Zukunft gebraucht werden: kleine, flexible Einheiten, die die ganze Fläche dieses ländlichen Raums erschließen. Die dann fahren, wenn sie gebraucht werden – auch wenn sich gerade nur zwei, drei Fahrgäste dasselbe Ziel teilen. Das Ganze ergänzt um Lösungen für große Nachfrage, um in kurzer Zeit viele Menschen, von A nach B zu bringen, ohne Zwischenhalte und Umwege.

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Die Zukunft gehört da, wo die Schienen liegen, der Bahn. Sie gehört dem Bus: dem Wasserstoff-Bus auf den Hauptstrecken, nicht dem Diesel-Gelenkbus in Werthenbach Ort. Sie gehört irgendwann auch selbstfahrenden Kleinbussen, wie sie in Drolshagen ausprobiert wurden. Und vielleicht sogar einer Seilbahn, wenn für sie eine geeignete Linie gefunden wird – und wenn sie nicht als Fortsetzung des allzu oft touristisch missverstandenen Hübbelbummlers in der dritten Dimension gesehen wird.

Man braucht keine Visionen, solange der Busverkehr nicht funktioniert? Wenn der zu einem guten Takt zurückfinden soll, wird der so teuer, dass es auf 75.000 Euro für eine Seilbahnstudie nicht ankommt. Wer auf die vermeintlich intakten Verhältnisse im Kreis Olpe hinweist, sei auf den Fahrplan verwiesen: Da fahren die meisten Linien längst vor allem nur noch für die Schülerbeförderung, sonst allenfalls mit großen Lücken im Zwei-Stunden-Takt oder als Anruf-Taxibusse.

Visionen? Wer hat sich denn wirklich in den 1950ern ernsthaft eine Hochstraße auf Stelzen von Niederschelden bis Krombach vorstellen können?