Kreuztal. Die ersten wilden Blumen blühen auf Kreuztaler Wiesen – hier und da sorgt die veränderte Art der Grünflächenpflege für Irritation.

Die Stadt Kreuztal wird „insektenfreundliche Stadt“. Dem Infrastrukturausschuss hat die Umweltberatung jetzt einen ersten Bericht vorgelegt, wie seit Mai Grünflächen in „nachhaltiges Grün“ umgewandelt werden.

Blühstreifen: Die Verkehrsinsel auf der Marburger Straße vor Kaufland wurde mit Staudenmischpflanzen bepflanzt. „Diese Blühpflanzen bieten für Insekten vom Frühjahr bis in den Herbst hinein ein umfangreiches Nahrungsangebot“, heißt es in dem Bericht. Auf zwei Grundstücken in der Kirchwiese, einer Wiese am Kreisel in Kredenbach, einer Brachfläche auf dem ehemaligen Spielplatz Goldregenweg/Ecke Blauregenweg in Ferndorf und einer Wiese im Ahornweg in Littfeld wurden regionale Blumensaatmischungen ausgesät, außerdem auf der B-508-Böschung zwischen Buswende und Hauptkreuzung und in Littfeld an der Haltestelle Bruchseifen.

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Dass dabei mit einer „Mulchraupe mit Umkehrbodenfräse“ gearbeitet wurde, um den Boden vorzubereiten, traf zumindest bei Dieter Gebauer (Grüne) auf Widerspruch. Das sei eine „ziemlich rabiate Maßnahme“, bei der Lebewesen getötet worden sein könnten. Bürgermeister Walter Kiß gelobte Besserung. Insgesamt aber sei in der Verwaltung „die Sensibilisierung unseres technischen Bereichs schon weit fortgeschritten“. Kein Drama, meinte dagegen Markus Fuhrmann (NABU): Für die Tiere sei es „grundsätzlich gut, wenn die Vegetation wieder geöffnet wird“.

Insekten am Hochbehälter unerwünscht

Nisthilfen: Um Wildbienen und anderen Insekten Nisthilfen anzubieten, hat die Stadt im Bereich des Hochbehälters Kredenbach Bodenoberflächen gefräst und Steine ausgelegt. Am Hochbehälter Eichen ist eine „Schotterwiese für sonnenliebende Insekten und Kriechtiere“ entstanden, auf die auch Baumstümpfe gelegt wurden, die Insekten als Unterschlupf und Nisthilfen dienen können. Ein Fehler, fand Arne Siebel (CDU), Vorsitzender des Betriebsausschusses und der städtischen Forstbetriebsgemeinschaft: Dem Schutz des Trinkwassers würde es dienen, wenn keine Insekten in der Nähe wären. Zudem habe die Waldgenossenschaft bereits an anderer Stelle Blühwiesen angelegt.

Flächenpflege: „Wo es möglich ist“, so die Umweltberatung, werden nur ein Meter breite Ränder von Flächen aus Gründen der Verkehrssicherung mehrfach im Jahr freigeschnitten. Der Rest der Fläche wird dann nur ein oder zwei Mal im Jahr gemäht. „Das führt inzwischen zu Beschwerden“, ergänzte Bürgermeister Walter Kiß und bat um eine „gewisse Rückendeckung“ durch die Kommunalpolitik: „Es wäre schön , wenn wir das alle gemeinsam nach außen vertreten.“hh

Öffentlichkeitsarbeit: 200 Blumensamentüten wurden beim Natur- und Bauernmarkt verteilt. Vermittelt werden in der AWO-Werkstatt hergestellte Insektenhotels – verbunden mit der Warnung vor „oft zu beobachtendem Gigantismus beim Bau von Nisthilfen für Wildbienen“. Kleine, verstreut angebrachte Nisthilfen seien sinnvoller.